16.|Medizin

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Avery

Ich habe nur noch gehört, wie er etwas gemurmelt hat. »Scheiß drauf.« und schon lagen seine Lippen auf meinen.

Ich war wie erstarrt. Passiert das gerade wirklich? Erst als ich nach ein paar Sekunden mich zusammenreißen konnte habe ich den Kuss erwidert. Er hatte so weiche Lippen.

Er hat erleichtert in den Kuss geseufzt. Vielleicht, weil ich den Kuss erwidert habe, aber vielleicht auch, weil sich meine Atmung wieder normalisiert hatte.

Ich glaube mal, dass es das zweite war. Nach ein paar weiteren Sekunden, hat er aufgehört mich zu küssen und blieb aber trotzdem wenige Zentimeter vor meinem Gesicht stehen.

Wir hatten beide eine flachere Atmung, aber ich Hyperventiliere nicht mehr. Er hat mir in die Augen geguckt und schelmisch gelächelt.

Bevor er etwas sagen konnte, habe ich ihn wieder zu mir runter gezogen und meine Lippen auf seine gepresst. Ich musste es noch einmal fühlen. Ihn fühlen.

Ich habe meine Hände in seine Haare gekrallt und leicht an den Spitzen gezogen. Er hat in den Kuss geseufzt und mich näher gezogen. Zwischen uns würde nicht mal mehr ein Blatt Papier passen.

Er hat gerade mit seiner Zunge über meine Unterlippe geleckt und somit um Einlass gebeten, als der Fahrstuhl sich wieder bewegte. Wir haben uns erschrocken voneinander entfernt und zur Tür geguckt.

Ich zitterte wieder am ganzen Körper. Dieses Mal aber nicht wegen meiner Platzangst in Aufzügen. Die Tür ging wieder auf und ich habe mir schnell meine Tasche geschnappt und bin raus gegangen.

Gustavo wollte mir noch etwas sagen, aber ich habe nicht mehr auf ihn gehört und bin einfach raus gegangen. Ich brauche erstmal frische Luft.

Als ich endlich draußen vor dem Haus stand, habe ich erstmal tief durchgeatmet. Was hatte ich da gerade getan? Verdammt! Das hätte niemals passieren dürfen!

Wieso habe ich ihn noch mal zu mir gezogen? Ich bin so dumm! Ich bin schnell zu Chico ins Auto gestiegen und habe nichts gesagt.

Chico hat sich in seinem Sitz -soweit es eben im Auto geht- zu mir gedreht und mich fragend angeguckt. Wahrscheinlich, weil ich immer noch zitterte.

»Geht's dir gut? Wieso zitterst du so?« Ich habe ihn angeguckt und erst keinen Ton raus bekommen. Ich habe ihn nachdenklich angeguckt und erst als ich mich wieder etwas gefasst habe, habe ich ihm geantwortet.

»Alles wieder gut. Gustavo wollte sich einen Scherz erlauben und hat mich und Lev im Aufzug eingesperrt.«

Chico hat mich mit großen Augen und offenem Mund angeguckt. »Geht......Geht es dir gut? Wegen deiner Platzangst. Also ich meine Lev kannte sich ja damit aus. Konnte er wieder irgendwas machen?«

Bei dem Gedanken an ihn glühten meine Wangen direkt. »Ehm....Ja.....Nein. Es war kompliziert. Ich war zu aufgeregt und habe meine Tabletten genommen.

Die habe ich immer dabei, die sind nur für den Notfall. Die sollten gleich wirken. Das beruhigt mich dann.«

Er hat mir zugenickt und sich wieder nach vorne gedreht. »Ich habe im Kofferraum eine Flasche Wasser, wenn du willst. Oder wir können zur Tankstelle fahren, wenn du etwas anderes willst.«

Ich habe ihn sanft angelächelt und meinen Kopf gegen die Fensterscheibe vom Auto gelehnt. »Alles gut. Mach dir keine Sorgen. Ich brauche nichts, danke. Stört es dich wenn ich das Fenster öffne?«

Er hat direkt seinen Kopf geschüttelt und immer noch besorgt geguckt. »Nein, nein. Mach's dir bequem.«

Ich habe ihn dankend angelächelt und das Fenster geöffnet. Dann habe ich meinen angewinkelten Arm darauf gelegt und dann meinen Kopf darauf.

The hell I came fromWo Geschichten leben. Entdecke jetzt