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"Und du warst noch nie am Leben."

Mit einem Ruck befreite ich mich aus dem, nicht wirklich festen Griff meines Angreifers und drehte mich lachend zu ihm um.

"Was soll das Theater, Kai?"

Schmollend nahm er seine schwarz-glitzernde Maske ab. "Wie hast du mich erkannt? Es ist dunkel und das Kostüm sah im Spiegel schon sehr überzeugend aus."

Er grinste und seine Eckzähne funkelten im falen, von Wolken befleckten Mondlicht. Ich schüttelte den Kopf.

"Du bist 16 und verkleidest dich zu Halloween immer noch? Hast du beim Boxen vielleicht einen Schlag zuviel abbekommen?"

"Sagt das Mädchen, das mit einer Fledermaus am Friedhof abhängt, als würde es den nächst besten Geist beschwören wollen.", erwiderte er trocken. 

"Du bist doch auch hier."

"Ich trage auch ein Vampir-Kostüm, Hana. Ich würde jeden Geist der heute Nacht erwacht, einfach zurück in sein Grab schicken, ohne wenn und Aber."

Da hatte er Recht. Mit seinen schwarzen Haaren, dem Umhang und der Größe von 1,85, sah Kai gerade wirklich so aus, als wäre er bereit, sich mit Geistern anzulegen.

"Die würden wahrscheinlich sogar auf dich hören, brav zurück ins Bett gehen, egal welche Qualen, Rache -Wünsche sie in erster Line aus dem ewigen Schlaf gezerrt haben. Mich dagegen, würden sie sofort als eine von ihren anerkennen, ganz sicher." Ich streckte die Hand zum Himmel, ballte sie zur Faust. Wie es wohl wäre, mit einem Geist zu sprechen? Der schwarz Haarige neben mir zuckte mit den Schultern, wurde ernst.

"Das ist jetzt nicht weiter wichtig, willst du denn gar nicht wissen, wie viele der 10 Runden ich gewonnen hab?"

"Doch klar, lass hören." "Also..."

Meine Ohren schalteten auf Durchzug. Es war zwar nicht so das ich mich nicht dafür interessierte, aber wenn ein Junge mit einem Mädchen über Sport redete war das genau so wie wenn ein Mädchen mit einem Jungen über ihre Frisur reden würde. (Was ich niemals tun würde!)
Als wir zurück gingen (Akayo wieder auf meiner Schulter) schlug es bereits 2. "Gute Nacht!" Rief ich ihm noch zu. "Guten Morgen!" Rief er zurück und verschwand dann ganz leise, so wie immer.
Eine Minute lang überlegte ich, ob ich einfach in mein Zimmer klettern sollte, endschied mich aber zum ende doch für die Haustür. Nicht das ich noch auf halben weg zum dritten Stock einschlief. Meine Eltern kamen glücklicherweise erst Morgen wieder, im Moment waren sie höchst wahrscheinlich noch im Flughafen von Thailand und stritten sich ob sie nicht doch den privat Jeet nehmen sollten. Ich schaffte es grade noch rechtzeitig mich ins Bett zu hauen, (stiefel und Regen Jacke lagen irgendwo auf der Treppe) da schlief ich auch schon ein.

~Traum~

"Lauf doch, Gina, lauf!" Ertönte eine Laute stimme hinter mir. Ich sah mich um. Wie bitteschön war ich hier her gekommen? Und noch viel wichtiger, was für einen Mist hatte ich da an? Es war dunkel im Wald. Das einzige Licht kam von einer kleinen Laterne, die ich in der Hand hielt. Sie sah aus wie die auf dem Friedhof. Würde man mir jetzt mein eigenes Grab zeigen? Wie langweilig. "Wo hast du dich versteckt, kleine? Komm raus, komm raus wo auch immer du bist!" Die Stimme erinnerte mich stark an die von Ms. Clean und kam immer näher. Sollte ich jetzt wegrennen? und Wohin? Plötzlich wehte ein Wind heftig in eine Richtung und überall dort flackerte Licht auf. Norden. Ich wollte schon loslegen (warum nicht mal sehen was das Unterbewusstsein so alles für mich geplant hatte?) Da flüsterte eine andere Stimme: "Nicht Hana! Nicht den Lichtern nach." Sie kam von Akayo, der aus irgendeinem Grund sprechen konnte. Also nicht nach Norden. Kurz entschlossen rannte ich schnur stracks in die Finsternis. Im nächsten Moment war auf einmal alles wieder hell. Ich stand nun auf dem Friedhof, die Sonne schien und die Geister der toten tanzten um mich herum. War mein Unterbewusstsein so einfältig, das ich die ganze Zeit im Wald war? "Na schön!" Rief ich laut, "zeig mir etwas wichtiges." Der Wind kam von Vorne, so dass ich mich umdrehte. Da wo normalerweise die Brücke seien sollte befand sich eine große, alte Holzhütte. Ok? Als ich rein ging, quietschte es laut. Jetzt hab ich aber ganz dolle Angst. In der Hütte stand ein uralter Kerzenhalter, ein noch älterer Tisch und ein, schon in sich zusammen gebrochenes Bett. Da ich mir ziemlich sicher war beim Bett nichts zu finden ging ich gleich zum Tisch. Ein Brief lag darauf. Kein Absender. Aber den hatte ich schon mal gesehen. Das war doch...
Mit einem Lauten krachen gab der Boden nach und ich fiel ins eiskalte Wasser. Doch bevor ich ertrank klingelte endlich der Wecker. Erleichtert schlug ich die Augen auf. solche Träume gehörten definitiv in Filme und nicht nach Hause. Aber etwas gutes hatten sie schon, vor allem wenn es um Dinge geht, die man vergessen hat. (Bei Mathe Examen ein echter Segen!)
Mit einem Schwung war ich aus dem Bett und schloss die Tür ab. Anschließend zog ich die weiß/silbern glitzernden Vorhänge zu. Jetzt war ich ungestört. Mit zittrigen Händen entfernte ich den schwarzen Umhang und enthüllte meinen aller größten Erzfeind - mein Spiegelbild.
Immer wenn ich in den Spiegel mich selbst sah, glotze mir eine verdammte Porzellan Puppe entgegen. Meine Haut sah so aus als würde sie schon beim kleinsten Sonnenstrahl verbrennen. Dazu noch die weiß blonden Haare und diese echt furchteinflösende Größe. Ist überhaupt nicht ironisch gemeint, nein. Ich band mir die Haare zu zwei Zöpfen zusammen und machte mich schnell fertig. Dann verhüllte ich den Spiegel wieder, mehr als einmal am Tag musste ich mir das nicht antun. Grade als ich aus dem Fenster klettern wohlte klingelte es. Genervt sprang ich wieder ins Zimmer und Schloss das Fenster. Mussten meine Eltern ausgerechnet jetzt Kommen! Auf dem Weg nach unten schnappte ich mir meine Sachen von gestern und warf sie in die Garderobe neben der Waschküche. Tief durch atmen. Ich setzte ein lächeln auf und öffnete die Tür. "Hana! Wir haben dich ja so schrecklich vermisst, wie geht es dir? Hattest du auch keine Probleme, Nein? Hier, ein kleines Andenken aus Thailand! Würdest du dich bitte leise verhalten, dein Vater und ich sind müde. Einen schönen Tag noch!" Damit drückte mir meine Mutter drei Tüten in die Hand und die beiden verschwanden nach oben. Manchmal konnte man seine Eltern einfach nicht verstehen, ich hatte das schon längst aufgegeben.
Draußen regnete es schon wieder. Drinnen konnte ich aber auch nichts machen denn das wäre zu laut. Also zog ich mir meine Sachen an und öffnete die Tür. der Schlüssel lag in meiner Jackentasche. Ohne ein bestimmtes Ziel lief ich los. Innerhalb von 5 Sekunden waren meine Haare vollkommen durchnässt und meine Stimmung einfach super. Hier in Großbritannien regnete es oft.

Diabolik LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt