Rachel war glücklich. Auch wenn sie eigentlich trauern sollte, war sie glücklich. Ihre Eltern waren bei einem Unfall mit den Rindern, bedauerlicherweise so stark verletzt worden, dass sie es nicht überstanden. Sie starben noch am selben Tag, während ihr Bruder ihnen weinend hinterher trauerte. Das war nun schon zwanzig Sonnenuntergänge her, nicht einen Ton hatte der Junge seit dem von sich gegeben.
Ein gemeinsames Grab hatten sie zusammen errichtet, geschaufelt für zwei, genutzt für drei Personen, eine noch überhaupt nicht lebendig. Das war das einzige, was der blonden eine Stumme träne hatte entlocken können. Ihr ungeborenes Geschwisterchen, welches noch absolut Unschuldig und rein gewesen wäre. Hätte die alte Hexe nicht noch ein zwei Jährchen warten können, bevor sie das zeitliche segnet? Dann hätte doch wenigstens...
Aber mehr als eine träne, kam nicht. Wie konnte man den bei so einem Geschenk des Himmels weinen? Das gesamte Haus, der Hof, die Tiere... Das gehörte nun alles ihr! Und Rico...
Rico war seit dem nicht mehr von ihrer Seite gewichen. Das goldene Lämmchen war glücklich, seine Menschliche Freundin so lebhaft wie noch nie zu sehen.
Doch dieses andere Gör, welches plötzlich Gefühle für seine Schwester zu haben schien, sie Stunden lang umarmte wie das kostbarste auf dieser Erde, wurde ihm langsam ein Dorn im Auge. Kein Wort hatten sie früher mit einander gewechselt, nicht mal angesehen, hatte er sie. Lag das wirklich nur daran, dass
sie nun weit und breit das einzige war, was ihm an Familie blieb?
Aber solange seine Freundin diese plötzliche Zuneigung nicht ablehnte, würde es auch keinen weiteren "Unfall" geben. Vorerst zumindest.~Schulgebäude, 02:22 ~
"Lass mich bitte los Kou. Du tust mir weh."
Was will er eigentlich von mir? Er hasst mich doch...
Und der blond haarige dachte auch gar nicht dran, los zulassen, zog mich weiter die Treppe, zum Schuldach hinauf. "Aber aber kleines Kätzchen! Wenn ich lockerer lasse atakirt mich dieses gemeine weiße Gift auf deiner Schulter wieder - und das würde mich wütend machen. Willst du das etwa?" "Nein... aber bitte, es tut wirklich weh."
Lass los. Lass einfach los!
"Halte noch ein wenig durch. Gleich sind wir da."
Nicht mal eine Minute später hatte er die Tür aufgeschlossen und mich hindurch gezogen. Ich wurde immer von allen hinterher gezogen... wenn ich auch nur ansatzweise dabei war vorzugehen, wurde ich sofort wieder zurück gezerrt. Egal ob von Mensch oder Tier.
"Hey, heisst das du betrachtest mich als Hund?!"
"Setz dich doch bitte, Alice. Ich muss mit dir sprechen.
Ich... ich tu dir auch nichts, also lauf nicht weg!"
"Als würde sie sich das trauen."
"Schon gut, schon gut! Was wolltest du... von mir?"
War ja so bereits gruselig genug. Die blauen Flecken am Hals waren deutlich sichtbar geworden, konnten nicht vollständig von der Uniform verdeckt werden. Und mein Schal lag noch bei Kou Zuhause.
Langsam setzte er sich neben mich, stützte sich an der lehne ab und ließ seinen Blick hinauf zum Himmel wandern. Da er vorerst nichts sagte, tat ich es ihm gleich. Der Himmel war besetzt von Sternen, die man normalerweise nicht zu sehen bekam. Doch jetzt, wo alles Licht erloschen war, einzig die notstrom Versorgung in dieser Schule die inneren Räume beleuchtete, konnte man alles sehen. Sie strahlten mich an, wünschten mir, zusammen mit dem fast vollem Mond eine wunderschöne Nacht.
Heute wurde es in den Nachrichten bekannt gegeben. Die plötzlich aufgehende Kälte, hatte den Strom der ganzen Stadt zum ausfallen gebracht, sämtliche Leitungen waren tot. (Dabei konnte ich ohne Jacke raus gehen...)
Dazu kam noch, dass im öffentlichen Krankenhaus, wo der Notstrom taff durchhielt, einige Patienten (vor allem Kinder) spurlos verschwanden. Doch das merkwürdige war, dass die Eltern dieser Kinder, auf Befragung der Polizei hin, bloß lächelnd meinten, ihren Kindern würde es jetzt gut gehen. Sie hätten nichts mehr zu befürchten. Natürlich wurden such Einheiten losgeschickt. Aber wirklich was drauf zu hoffen, tat man wohl nicht. Die Tatsache dass dies nun immer häufiger auftrat, war beunruhigend. Kindern und Jugendlichen wurde absofort geraten, nirgends mehr alleine hinzugehen.
Mich selbst überzog bei dem Gedanken, dass das auch mit Freunden oder bekannten passieren könnte, ein eisiger Schauer.
Auch wenn Kol und Leon niemals einfach verschwinden würden. Außer meine Mutter kam zu Besuch. Dann passierte das schon mal.
"Deine Gedanken sind unglaublich fehl am Platz! Bemerkst du das überhaupt?! Hey, ich rede mit..."
"Erinnerst du dich noch daran, wie du mich einmal nach dem Schlüssel für das Dach fragen wolltest, es aber dann hast sein lassen?"
Ohne sich zu bewegen oder mich anzusehen, fuhr er fort.
"Wie du sicher weist, haben die Cheerleader in dieser Schule einen ziemlich hohen Rang, sowie einige extra rechte. So können sie beispielsweise ohne Schwierigkeiten auf das Dach, oder in den Keller, wenn sie wollen.
Normalen Schülern ist das Verboten, wieso auch immer...
Aber ich bin trotzdem an den Schlüssel ran gekommen wann ich will. Weil der Anführer eine Freundin, beziehungsweise ein großer Fan von mir war. Jetzt aber ist Mina nie wieder in der Lage... sie ist... sie ist nie wieder in der Lage zu turnen, zu lachen, erwachsen zu werden... Das kann sie alles nun nicht mehr. Sie ist... sie ist gestorben."
Zum Ende hin, wurde Kou's stimme immer leiser und als ich zu ihm sah, bemerkte ich dass er weinte. Ich wollte ihn schon in dem Arm nehmen, wollte nicht dass er traurig war. Weinen war nichts schönes. Schon gar nicht wenn man einer Person hinterher weinte.
Aber ich zögerte trotzdem. Er hatte mir wehgetan weil er mich nicht mehr leiden konnte. Konnte er mich nun wieder leiden? Durfte ich ihn überhaupt Umarmen?
Langsam sah er vom Boden zu mir. Dann lächelte er.
"Das ist vor kurzem erst passiert, Alice. Ich war völlig am Boden zerstört, wütend auf mich selbst. An diesem Tag, war sie nur wegen mir noch etwas länger draußen, ist anschließend alleine nach Hause gegangen. Hätte ich damals nicht nur an mich gedacht, hätte ich sie begleitet, auf sie aufgepasst - nichts davon wäre passiert.
Ich war so wütend, beruhigte mich aber dann etwas, als du und das weiße Gift mir die Bibliothek gezeigt habt. Ich war wirklich glücklich, dass du mir so ein großes Geheimnis anvertraut hattest. Schon zum zweiten Mal.
Wirklich glücklich. Ich wollte dich damals eigentlich Fragen... I-ich wollte dich eigentlich Fragen ob du mit mir zusammen sein wolltest. Ich hab mich in dich verliebt Alice."
Verliebt. Er war... er ist in mich verliebt! Er hasst mich nicht!
Aber wieso hat er dann...
"Doch dann hat Yuma mir erzählt wie du... wie du einen anderen Jungen geküsst hast. Ich war enttäuscht, da du mich wohl bloß als einfachen Freund sahst. Außerdem hat Kyo einmal erwähnt, deine Aufmerksamkeit zu erlangen, sei wie eine Eule zu überreden tagsüber wach zu bleiben. Aber ich wollte zumindest wissen, als Freund, wer dieser Junge denn war. Doch du hast kein einziges Wort darüber verloren, warst so wie immer. Da... da sind einfach meine Sicherungen durchgebrannt und ich hab dir wehgetan, ohne es zu wollen. Später hab ich dann heraus gefunden wie das wirklich abgelaufen ist... ich bin wohl ein echter Idiot, was?"
Er hasst mich nicht! Er hasst mich nicht, er hasst mich nicht...
Es gab für alles eine Erklärung, ich hab nichts falsch gemacht! Es war nicht meine Schuld...
"Ich weiss, jetzt um Entschuldigung zu bitten wäre kaum angebracht aber..."
"W-was?"
"Was klingt gut. Wieso fällst du diesem Mistkerl um den Hals, nur weil er sich "entschuldigt" hat? Wetten er hat die schlampe nur umgebracht um dir das jetzt auftischen zu können?"
"H-heißt das du hasst mich nicht? Auch nicht nach dem was ich getan habe?"
"Nein! Nein natürlich nicht! Ich bin so froh, deine Gefühle doch nicht verletzt zu haben..."
Ich drücke den blonden etwas fester, was dieser mit einer Umarmung erwiderte. Wahrscheinlich saßen/lagen wir noch eine ganze Weile so, auf der Bank, (nun wusste ich auch, wozu hier eine stand) nichtssagend rum. Ich genoss es einfach, jemanden Umarmen zu können, ohne in akutes zittern ausbrechen zu müssen. Es fühlte sich gut an. Auch wenn der Grund dafür mich später wohl noch einen Kopf kürzer machen würde...
"Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen ich hätte genau das getan."
Ja, dass dachte ich mir...
"Ähm... Alice? Ich... kann ich dich was fragen?"
"Hm? Ja klar!"
Ich wollte in seine Augen sehen können, wurde aber so kräftig an seinen Oberkörper gedrückt, dass sich das als nicht möglich erwies. Wann war die Pause nochmal vorbei?
"Mädel, konzentrier dich..."
Kou holte einmal tief Luft, bevor er anfing.
"Nun kleines Kätzchen, ich hab dir soeben meine Liebe gestanden und betrachte uns jetzt als Paar. Ich werde dir nicht erlauben mich zurück zu weisen, verstanden?! Aber eines will ich noch von dir wissen:
Liebst. Du. Mich?"
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Diabolik Lovers
FanfictionDas Menschenherz ist bloß ein Spiel. Nur spielen sollte man nicht Zuviel. Beim Spielen solltest du andere gewinnen lassen. Sonst werden sie dich auf immer hassen. Ach... wie schön ist es da nur eine Puppe zu sein. Frei von diesem Herzelein. Doc...