IV

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Während Kin ihre Haare frisierte, starrte Alyssa gedankenverloren in den Spiegel.
Shu Sakamaki, jener Junge der sie geschlagen hatte, sollte nun ihr Verlobter sein?
Welches Spiel wurde hier denn bitte gespielt?!
"Seid unbesorgt My Lady, Meister Shu ist wirklich sehr begabt in allem was er tut. Und Musikzugetan ist er auch noch, außerdem ist er der einzige von den Brüdern, der mal einen Bürgerlichen zum Freund hatte."
Die schwarz Haarige blickte in das Spiegelbild ihrer Dienerin. "Hatte? Was ist geschehen?"

"Ein Feuer hat alles niedergebrannt, vom Berg aus bis zum Dorf hin. Niemand hat überlebt. Kin, dir wurde es doch verboten, über unsere Vergangenheit zu sprechen."

"Lord Shu!"

Erschrocken fuhr Alyssa herum, nur um dem blonden direkt in die Augen zu sehen.
"W-wie seid ihr hier herein gekommen?"
Eigentlich war sie keine Person, die stotterte, aber es war, als ob dieseAugen ihre Stimme verhext hätten, sie nicht klar erklingen ließ.
"Tut es was zur Sache? Jetzt bin ich hier."
"Das - sehe ich.", erwiderte Alyssa reichlich unintelligent, ehe sie sich zusammenriss und fragte:
"U-und was ist derGrund für euer erscheinen?"
"Kommt mit."
"A-aber es ist dunkel!"
"Na und?"
Als Alyssa sich nicht rührte, packte der Blonde einfach ihren Arm und zerrte sie aus ihrem Zimmer, auf den Gang hinaus. Dieser erinnerte sie, Lichterlos wie er war, an den Gang im Waisenhaus.
"W-wohin wollt ihr?"
"Ihr stellt definitiv zu viele Fragen. Könnt ihr auch mal still sein?"
"Nein", hätte sie am liebten gesagt. Aber kein Wort mehr verließ ab da an, ihre Lippen. Shu stoppte schließlich vor einer der tausend Türen, öffnete sie und zog die schwarz Haarige mit sich hinein. Es stellte sich als Musiksaal heraus, im Licht des viel zu hellen Mondes konnte sie einen Flügel ausmachen. Als sie kurz darauf Geigenmusik vernahm, drehte sie sich zur Bühne, auf welcher der edle Herr bereits angefangen hatte, auf seiner Geige zu spielen. Die Melodie war einfach rührend. Tiefe Melancholie lag in ihr, als würden die Beiden sich auf einem Friedhof befinden, an dem ihre Liebsten vergraben waren. Eine Träne ran ihre Wange hinab und sie hörte ihm schweigend zu, bis die Sonne schließlich anfing aufzugehen. Da hörte Shu plötzlich ganz einfach auf, meinte, er seie müde und verließ ohne weiteres den Musiksaal.

Alyssa fing starrte aus dem Fenster, fing gerade an sich zu fragen was das überhaupt sollte, da wurde auf ein neues ihr Arm gepackt. Der Blonde hatte im Flur gewartet, war aber ungeduldig geworden und wiedergekehrt.

"Worauf zum Teufel wartet ihr? Ich sagte doch bereits ich sei müde, erfüllt eure Pflicht als meine Verlobte und wärmt mir das Bett!"

"Das geht nicht! Das darf man erst in der Ehe, dass wurde von Gott so vorgeschrieben!"

Erstaunlich. Von all den Dingen die sie in ihrem Aufenthalt schon sagen wollte, fiel ihr ausgerechnet das am leichtesten. Allerdings brachte es den jungen Herrn dazu, ihren Arm noch fester zu packen, sie genervt vorwärts zu zerren. "Nicht diese Art! Menschen sind warm, mein Bett ist kalt, ich mag es warm, mehr ist es nicht! Jetzt kommt endlich!"

Jeremy ließ das Buch aufs Sofa fallen, stand mit hochroten Wangen auf, fing an hin und her zu gehen, sich an den, langsam braun werdenden Haaren zu raufen, versuchte sich zu beruhigen. Und er hatte gerade mal die Hälfte geschafft...

~Floré, Hana~

"Pass auf, dass sie dich nicht ersticht, Hana. Die Füchsin ist verrückt wenn es um ihr Haus geht."

Akayoku verpasste dem weiß Haarigen einen Schlag auf den Hinterkopf, brachte seine Ohren zum Zucken. "Sprich nicht derartig über eine Gottheit, Kyoko. Das nächste Mal verprügle ich dich persönlich dafür."
Es klang überlegen, gar desinteressiert. War Akayoku der ältere? Es machte Sinn. Eine Gottheit... Füchse hatten in Japan etwas mystisches, waren die Diener irgendeiner bedeutenden Gottheit. Einem zu begegnen, der durch und durch aussah wie ich könnte entweder ein gutes oder schreckliches Omen sein.

Aber seit wann machte ich mir bitte darüber Sorgen? Allein in diesen paar Wochen hatte ich von mindestens 2,5 Leuten erfahren, die alle aussahen wie ich, über so etwas wie Glück oder Pech musste ich mir wohl kaum den Kopf zerbrechen.

Aber wirklich, der ganze Palast schien in Gold nur so zu glänzen, der Boden, die Wände, Bilder, Vorhänge, Teppiche - es wirkte sowohl atemberaubend, als auch eintönig, gar trostlos. Ein goldener Käfig, aus den schönsten Materialien geschaffen. Auf dem Weg durch den endlosen Flur begegneten wir mehreren Leuten, alle gekleidet in Gold, (darunter einem Mädchen, welches ich von irgendwo nur zu gut kannte. War das eine der Cheerleader von Sakura?) offensichtlich Diener. Bei einem schwarz gekleideten Jungen mit grünen Haaren, war das Identifizieren etwas schwerer. Auch ein Diener? Ein besonders wichtiger Diener? Nur Akayoku schien Schwarz zu tragen. Akayokus Partner? Aber auch der grün Haarige verbeugte sich, ehe er sich schnell im Palast zurückzog. Ein Untergebener, wohl eher. Warum war dieser Gang so lang? Kam es denn nie zu einem Ende?

Viele Meter später machte Kai auf einmal halt, zog mich wieder beiseite, wich einem goldenen Schwert (Degen?) haarscharf aus. Wieder konnte ich nichts anderes tun, hätte es nicht mal bemerkt wenn ich aufgespießt worden wäre. Der Frust darüber verschwand allerdings kurz darauf wieder, als ich die Angreiferin sah - von ihr umarmt wurde.

"Gina! Du dummes Ding, was hast du da bloß an!"

Und es war tatsächlich eine weitere Kopie von mir. Eine Kopie mit goldenen Haaren, einem goldenen Kimono, goldenen Augen und Fuchsohren die ich unbedingt streicheln wollte. 'Sie hat mich Gina genannt. Kennen wir uns?' Auch das würde mich nicht mehr wundern. Akayoku räusperte sich vorsichtig, bekam von 'Hanau' einen scharfen Blick zugeworfen, antwortete mit einer Verbeugung. "Meister Kai, wenn ihr mir bitte folgen wollt, ihr führe euch zu euren Gemächern. Du kommst auch mit Kyoko."

"Das letzte Mal als ich sie mit sich selbst alleine gelassen habe, bin ich mit Vieh im selben Körper gelandet. Ich folge ganz sicher keinem Haustier."

Kai sah auf den schwarz Haarigen herab, sah aus als ob er ihm ins Gesicht spucken wollte. Dann wandte er das Gesicht ab, hielt sich die Hand vor den Mund. "Tut mir leid, dass war... tut mir leid."
Ruki hatte also auch Kontrolle über Kai, konnte von ihm Besitz ergreifen. Das machte mich weniger wütend, als der Fakt, dass dieser Vampir es gewagt hatte seinen eigenen Wirt 'Vieh' zu nennen.

Hanau ließ schließlich von mir ab, zog mich in die entgegengesetzte Richtung, zu einer Tür, wahrscheinlich schwer genug um das Fundament eines eigenen Hauses zu bilden.

"Sicher hast du viel zu berichten, immerhin ist es 6 Jahre her! Aber erstmal musst du aus diesem Silber raus!"

Diabolik LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt