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"Über Sieben Brücken, musst du gehn.
Sieben dunkle Jahre überstehen.
Sieben mal wirst du, die Asche sein.
Aber einmal noch der helle schein."

"Das ist ein schönes Lied, von wo kannst du es?"
Fragend sah Alyssa den jungen an,welcher auf dem Fensterbrett, gleich neben dem Herd sah's und hinaus blickte. Der freche Trottel, der sie hier hin gezogen hatte, war gleich darauf wieder verschwunden. Wieso auch immer. Der, ebenfalls blonde, zuckte so heftig zusammen, dass er vom Fensterbrett herunter, auf den kalten Boden flog. Erschrocken eilte das junge Mädchen zu ihm hin, half ihm Hoch, nur um danach schreiend vier Schritte zurück zu weichen. "D-du b-bist ja v-voller B-b-blut!" Der Junge sah sie ruhig lächelnd an. Ihm fehlte ein Auge.

Hana

Hach... ist einkaufen während der Schulzeit, nicht was tolles?
Nicht nur, dass es seit Gestern, gefühlte 10 Grad kälter geworden war und ich deshalb fast jede Zwei Meter auf der glatten eisschicht ausrutschte, Ayato verhielt sich mir die ganze Zeit über... nun eben ganz genau wie Ayato. Aber ich konnte trotzdem nicht behaupten, es blöd zu finden, denn, dass war es nicht. Nein, einen riesigen Baum auszusuchen, ganz viele Kekse zu bestellen, den Weihnachtsschmuck zu wählen (allein der Gedanke, dem Brunnen Dämonem aus Stein, im Vorhof eine rote Mütze aufsetzen zu können, versetzte mich in Vorfreude) war alles andere als schlimm. "Und das soll wohin geliefert werden, Miss?" Fragte der Mann, welcher mir soeben die, bereits bezahlte Rechnung überreicht hatte. Grade wollte ich ihm freundlich eine Antwort geben, da hatte Shu, dies, schon erledigt. Ja, der war ebenfalls mit dabei, aus welchem Grund auch immer.
"So, dass war der letzte Laden, großer. Hast du noch eine Idee, wo wir hingehen könnten?" "Puppen Gesicht, mit wem sprichst du? Ich hab dir nicht erlaubt, mit jemand anderem zu sprechen!" "Hana, wie findest du das große, graue Gebäude dort ganz hinten?" Akayo zeigte mit einem Flügel in Richtung Rathaus. Das graue Gebäude war gleich daneben, die Leute schienen einen Bogen um es zu machen. "Ja. Ja das klingt spannend. Los geht's!" Da Ayato meine Hand ja sowieso schon hielt, setzte ich mich einfach mal in Bewegung. Dummerweise, hatte ich mich, was seine Reaktion betraf, verrechnet. Geplant war, ihn erstmal etwa ein, zwei Meter mitziehen zu können. Doch der rot haarige Dämon, hatte wahrscheinlich nur darauf gewartet, mich schwungvoll zurück ziehen zu können. "Ah..." kurz musste ich meine Augen zusammen pressen, nur um Ayato anschließend wütend in sein Grinsendes Gesicht zu sehen. "Was sollte das?!" Er lachte bloß.
"Ein Opfer wie du eins bist, hat nicht das Recht, selbstständig irgendwo hinzugehen.
Weist du das etwa nicht?" "Ich weiß das du nervst! Schön, was willst du denn noch hier machen?" Fragte ich gereizt, achtete darauf meinen Arm, nicht zu bewegen. "Was Ich hier noch machen will? Sofort zurück nach Hause, dich gegen die nächst beste Wand werfen und dort festketten. Schließlich gehörst du mir!" Akayo knurrte. Das hätte ich auch gerne gemacht, konnte aber noch bei klarem Verstand bleiben. Irgendwie. "Tja, dass war nicht die Frage. Denn ich, weiß schon, wo wir hingehen. Dorthin!"
"Bah! Eine Bibliothek? Was soll ich..."
"Das ist eine Bibliothek?!" Bücher... viele, neue Bücher... ich hörte mein Herz förmlich schneller schlagen. Wie lang war ich nicht mehr in einer Bibliothek gewesen?
"Los, ich will dahin, will dahin!" "Ich aber nicht!" "Aber ich!" "Ich aber nicht!" Mein Handgelenk, welches langsam abgeschnürt wurde, erklärte mir, dass streiten, keine gute Idee war. Und bewegungsunfähig, konnte ich ihn mitten auf der Straße auch nicht machen.
Überaus ärgerlich. Aber ich will zu den Büchern! Egal wie.
"Warum möchtest du nicht zu den Büchern? Hast du etwa Angst, sie nicht zu verstehen?" "Ich hab vor gar nichts Angst! Es ist nur..." "Akayo siehst du sein Gesicht? Er hat Angst. Der große Ayato Sakamaki hat angst, vor ein paar kleinen, harmlosen Büchern, dass ich nicht lache!" "Halt den Mund, Puppen Gesicht..."
Aber ich dachte nicht mal dran. "Ayato hat Angst vor Büchern, Ayato hat Angst vor Büchern, Ayato hat Angst vor..." "Jetzt halt endlich die Klappe! Meine Wenigkeit hat Angst vor Büchern? Tch, träum weiter."
"Okay, mach ich. Ayato hat angst vor Büchern, Ayato hat angst vor Büch... ih!" Einer meiner Zöpfe, wurde von hinten gepackt und hoch gezogen. "Genug geträumt, Puppen Gesicht. Glaubst du wirklich, ich wäre so blöd, dich nicht zu durchschauen? Du versuchst mich zu überlisten, zu manipulieren, und berechenbar an die Leine zu legen. Was für ein hinterhältiges Menschlein du doch bist. Sowas gehört besonders hart bestraft!" Zum Schluss hin, wurde seine Stimme zu einem bedrohlichem flüstern, an meinem Ohr. Mir lief ein Schauer über meinen Hals, welcher aber durchaus auch auf die Kälte zurück zu greifen sein könnte.
Als ob du vor diesem Idioten Angst hättest, Hana. Und selbst wenn, dann bist du nicht so blöd ihm...
Das zu zeigen.
Ich ließ die Schultern hängen, setzte eine Schuldbewusste Miene auf.
"Du... ja, du hast ja völlig recht, ich wollte dich manipulieren, um in die Bibliothek zu kommen. Denn... denn... von selbst heraus, hättest du mir das niemals geglaubt! Ich bräuchte es schwarz auf weiß, sonst würdest du denken... ich sei verrückt, oder, so wie eben gerade, Manipulativ. Und... und das sollst du nicht denken! Sowas sollst du nicht denken! Ich wollte dir d-d-doch bloß Helfen! Du d-du d-u-u. Hattest es doch nie ge-e-e-eglaubt-t-t, Ayato." Vollkommen mit der Situation überfordert, ließ Ayato meinen Zopf los, drückt mich in eine unbeholfene Umarmung. "Alles gut, Puppen Gesicht. Ich will dich nicht nach Hause tragen müssen, nur weil du psychisch nicht ganz beisammen bist. Denk nicht weiter darüber nach, das klären wir wann anders. Du wolltest mir was in der Bibliothek zeigen?" Stumm, ohne ihn anzusehen, nickte ich bloß.
Hör auf mich zu umarmen...
"Na los, warum stehst du dann noch so blöd im Wege herum? Meine Wenigkeit hasst es zu warten, also komm!"
Er ließ mich los, sah mich auffordert an. "Z-zu Befehl!"
Im lockerem Gang, überbrückten wir die letzten paar 100m, betraten die Bibliothek.
Während ich äußerlich, vollkommen gleich blieb, lachten sich mein inneres und Akayo, welcher sich an meinem Rücken 'unsichtbar' gemacht hatte, ordentlich aus.
Kaum waren wir im ersten großen Teil, der verschiedenen "Archive" merkte ich, dass Ayato sich etwas kleiner machte. Der hatte doch nicht wirklich Angst vor Büchern, oder?
Kannst es ja später nachlesen.
"Also? Was wolltest du meiner Wenigkeit unbedingt zeigen?!" Der rot haarige, hatte es sich auf einem Lesesofa bequem gemacht, sprach recht gereizt. "Gib mir...zwei Minuten, dann habe ich es gefunden!" Damit rannte ich in eine andere Gasse aus Büchern, ließ den verdutzten Vampir dort sitzen. "Akayo, du kennst den Plan?" "Ja!" "Und... großer, bist du dir sicher, dass die nicht zu schwer werden? Nicht das du dir wieder..." "Bitte unterschätze meine Kraft nicht, Hana. Für so etwas lächerliches wie zehn Bücher, reicht sie voll und ganz aus." Ich lächelte sanft. "In Ordnung, dann viel Spaß noch."
Es dauerte vier Sekunden weniger, als ich ausgerechnet hatte. Ich verrechnete mich letzter Zeit wohl öfter. Hoffentlich würde sich das nicht negativ auf Mathe auswirken...
"Ein Buch? Was soll meine Wenigkeit damit?"
"Es lesen?" "Das gesamte Lexikon?!" Ayato sah aus, als hätte er herausgefunden, dass es keine Takoyaki mehr geben würde.
Für immer.
Kamera. Wo bist du bloß, wenn ich dich brauche?
"Um Gottes Willen, natürlich nicht! Du sollst dir nur diese eine Seite ansehen. Wer weiß, vielleicht bist du dann, etwas klarer über deine Wortwahl." Skeptisch sah der Vampir sich die Information an, verzog gen Ende verärgert das Gesicht. "Meine Wenigkeit glaubt dem Buch kein Wort. Das hast du doch selbst hinzu gedichtet!" "Aber so wird das in jedem Wörterbuch stehen! Der Begriff "Wenigkeit" ist scherzhaft und bescheiden gemeint. Und jene, die ihn statt des Pronomen 'Ich' verwenden, halten weder etwas von ihrer Umgebung, ..." "Dann ist doch alles richtig!" "...noch von sich selbst." "Das ist falsch!" Ich setzte mich neben ihn, sah aus dem Fenster. Shu stand draußen im Schnee, hatte die Augen mal wieder geschlossen. Der schlief wohl wirklich überall ein. "Glaub es oder lass es bleiben, an der Tatsache ändert es nichts." "Seit wann, redest du eigentlich so vorlaut?" Seit wann...
"Ich schätze mal, meine Wenigkeit hat schon immer so mit dir gesprochen, Ayato. Allerdings ist es lang her, ein halbwegs echtes Gespräch mit dir zu führen. Deshalb kommt es dir wahrscheinlich so vor." Ich schloss die Augen, lehnte mich zurück und holte Luft. Draußen war es Kalt, wie in Alaska, aber hier drinnen wurde mir langsam warm. "Ohy, ist da wer müde?" "Nein, nicht wirklich."
Der Mantel ist zu heiß. Lass ihn bloß an.
Ich stand wieder auf, wollte zu einem der Nahestehenden Büchern gehen, hielt allerdings inne, als ich Ayato sah. "Wieso starrst du so blöd, Puppen Gesicht?" "Seit wann kannst du lesen?" Die grünen Augen sahen mich herzlos und kalt an. "Hast du überhaupt eine Ahnung, wie diese miesen, in ein Lederband gebundene Seiten mir mein Leben verdorben haben?! Natürlich kann ich lesen!" Das Buch in seiner Hand, wurde rücksichtslos gegen die nächste Wand geworfen, gleich gefolgt von mir. Allerdings hatte das Buch, einen Vorteil:
Im Gegensatz zu mir, konnte es sich in aller Ruhe am Boden von seinem Schock erholen. Ich nicht.
"Nein, natürlich hast du keine Ahnung über meine Kindheit. Warum solltest du auch? Schließlich bist du nur bei uns, um als Nahrungsquelle zu dienen. Stimmts? Stimmts?!"
Ganz ruhig bleiben. Alles gut, schon vergessen?
"Ich hab es schon einmal gesagt, Ayato. Wenn du mein Blut trinken willst, dann tu das. Aber hör endlich auf damit, mir Wörter zum reden vorzugeben. Du wirst sie eh nie, von mir hören."
Der rothaarige riss die ersten zwei Mantel knöpfe auf, entblößte meinen Hals. "War das etwa eine Herausforderung, Puppen Gesicht?"
"Keineswegs, Ayato. Das, war ein versprechen."
Er holte an meiner Kehle tief Luft.
"Ein Versprechen? Dann lass mich dir auch ein Versprechen geben, Hana.
Du wirst dir wünschen, niemals mit mir hier hingegangen zu sein. Und nun... genieße den Schmerz, solange du kannst."

Ich schloss die Augen, riss sie aber schon im selben Moment wieder auf. Etwas war anders als sonst. Ich biss die Zähne fest zusammen, konnte so gerade noch rechtzeitig einen Aufschrei unterdrücken. Denn, (so blöd es auch sein musste) es tat weh. Höllisch.

1709. 30.04.16

Diabolik LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt