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Alyssa hatte sich mittlerweile an das Leben im Hause ihres Verlobten gewöhnt (sie ging sogar weit genug um zu sagen, es würde ihr Spaß machen) und erwartete nun sehnlichst den Besuch Ihres Bruders, um ihm zu zeigen, dass es ihr gut ging. Sogar mehr als gut. Kin, ihre Dienerin, behandelte sie wie eine Königin, ihr Verlobter nahm sie zu allen Ausflügen in die Stadt mit hin, oder spielte ihr im Garten was vor bis sie weinte. Die Tatsache, dass es ursprünglich gar nicht Shu sein sollte, den sie später heiraten sollte, war ihr bereits vollständig entfallen, dennoch fragte sie sich manchmal wer der weißhaarige Junge war, der sie und Kin so oft aus der Ferne beobachte.

"Ich lasse euch dann in Ruhe, Lady Alyssa. Erholt euch gut."

Damit verließ die silber Haarige den Raum und löschte das Licht.
Nur leider blieb es nicht so schön und friedlich wie es hätte sein sollen. Kaum eine Stunde nachdem sie eingeschlafen war, hörte sie ein lautes Geräusch, dem Schreien und Weinen eines Kindes ähnlich. War einem der Brüder etwas zugestoßen? Im Dunkeln durch die Flure laufend folgte die schwarz Haarige dem Geräusch, mit jedem Schritt etwas neugieriger als zuvor.

Der Gang führte direkt in einen anderen, automatisch dachte Alyssa wieder an den kleinen blonden Jungen, welcher ihr, trotz seines ehrbarmenseerten Aussehens seelenruhig ihre liebste Kette, einen Sapihr in der Größe einer Walnuss (von welcher ihr Vater nicht einmal wusste dass sie sie besaß) entwendet hatte. Der konnte vielleicht was erleben wenn sie sich je wieder sehen sollten! Das Geräusch wurde lauter, führte die schwarz Haarige in einen Gang mit einem Gitter, welches verschlossen war. Sie rüttelte ein paar mal an den Stäben. Keine Chance. Nicht dass sie eine gebraucht hätte, schließlich hatte ihre Mutter ihr das Singen nicht ohne Grund beigebracht. Ihre ach so liebliche Stimme, konnte noch viel mehr, als dem Gesindel warm ums Herz werden zu lassen. Die richtigen Töne lullten jeden Gegenstand ein, machten ihn weich und unbrauchbar - ein Geheimnis welches sie mit ins Grab zu nehmen hatte, sagte Richard immer mit besorgtem Blick.

Zufrieden mit ihrem Werk bog die schwarz Haarige die Gitter zur Seite und ging weiter den Weg entlang, um einiges weniger ängstlich als zuvor. Das weinen wurde lauter, der Besitzer dieser tragischen Stimme musste hier ganz in der Nähe sein. Und tatsächlich, langsam wurde der Gang heller, sie konnte Kerzenschein wahrnehmen und die Silhouette eines Mädchens erkennen.

Aber was um alles in der Welt hatte ein Kind hier unten verloren?!

Ohne weiter drüber nachzudenken raffte sie ihr Nachthemd hoch und lief schnurstracks auf das heulende Häufchen Elend zu.

"Hey, kannst du aufstehen, geht es dir gut?"

"Wer?" Zitternd blickte das blonde Mädchen nach oben, sah sie an, als wäre sie ein Geist. Wäre sie nur ein kleines Waisenkind, hätte es Alyssa große Freude bereitet sie ein wenig zu erschrecken. So aber lächelte sie sanft, legte ihrem Gegenüber durch die Gitterstäbe ihre Hand auf die Schulter. "Ich bin Alyssa. Alyssa Sophia Nightmare. Und wie kann ich dich nennen?" Sie zögerte mit ihrer Antwort länger, als es die junge Lady gewohnt war, doch zum Schluss verließ ein schwach gehauchtes "Rachel ", ihre trockenen Lippen.

Jeremy legte das Buch zur Seite, schrieb die neu gewonnenen Informationen auf eines der vielen Extrablätter. Wenn das so weiterging, musste er das ganze Buch nochmal lesen, nur um all die verstreuten Gedanken in Alice/Alyssas Vergangenheit richtig einzuordnen.

~Floré, Akayoku~

"Sag Akayo, wie lange hast du nach Japan gebraucht?"

Er stockte mitten in der Bewegung, bekam dafür einen gar mitleidigen Blick von seinem Bruder zugeworfen. Es war einfach zu lange her, seit er diesen Namen gehört hatte. Und dieser Vampir nahm ihn so einfach in den Mund, zwang eine Vertrautheit auf die nie wirklich da gewesen war. Er fasste sich wieder, dachte über die Frage des Vampirs nach.

Diabolik LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt