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"Gina Hana Melody, du kommst jetzt sofort runter!"

Die elfijährige schnaubte. Wenn man ignoriert werden wollte, schien sich plötzlich die komplette Welt für einen zu interessieren. Es war ätzend. Aber sie hatte sich nicht zu beschweren, es gehörte sich nicht.
Also schnappte sie sich die viel zu hohen Schuhe und eilte die Treppe hinunter. Kaum angekommen erwartete sie auch schon der strafende Blick ihrer Mutter. Jetzt ging das wieder los.

"Es zieht sich nicht für eine Dame herum zu laufen wie eine drei jährige. Wehe dir wenn du dich dort nicht vernünftig benimmst. "

Hana nickte, aber sowie ihre Mutter sich umgedreht hatte verdrete sie ihre braunen Augen. Es war ein stink normaler Samstag Abend, sie würden ihn mit "Freunden" verbringen. Hana würde zwar nicht das einzige Kind sein, trotzdem fand sie solche Veranstaltungen einfach nur dämlich. Wofür brauchte man bei so was denn ein Kleid? Auch vom anderen Kind, (Kai San Blood, ein Schüler aus ihrer Klasse) hielt sie nicht besonders viel.

Er war ein verzogener und arroganter Vollidiot, welcher sich nie die Hände schmutzig machen konnte und mit ihr umging als würde sie nichts verstehen. Aber da die San Blood's mit den Melody's bescheuerterweise eng, wirklich eng befreundet waren, ließ das Kind es über sich ergehen, ohne auszurasten. Noch.

Sie wollten grade in die Limosine steigen (auch wenn die nicht mal 500m entfernt in einer anderen Villa lebten), da klingelte das Handy ihres Vaters. Was genau gesprochen wurde, konnte Hana zwar nicht mitkriegen, aber das Gesicht ihres Vaters wurde düster.

"Es gibt ein Problem bei der Arbeit, Anne. Wir müssen sofort weg."

Hanas Mutter nickte, im Gegensatz zu ihrer Tochter verstand sie.

"Hana, warte Bitte auf die nächste Limosine, leider können wir nicht mit zu den San Blood's. Bitte richte Kai, Lucyãna und Thomas Schöne grüße aus."

Ohne ein weiteres Wort der Erklärung stiegen sie ein und fuhren ohne ihre Tochter davon. Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht als sie wieder hinein ging. Der Tag war gerettet.

"Nina, sei so lieb und benachrichtige die San Blood Familie, dass der Abend aus gesundheitlichen Gründen abgesagt werden muss und es uns sehr leid tut. Danke!"

Kaum war sie in ihrem Zimmer, zog sie diese lächerlichen Klamotten aus. Der Wald rief.

~Etwa zur selben Zeit bei den San Blood's~

"Seit ihr nicht mehr ganz dicht? Wieso muss ich jetzt auch noch Babysitter für dieses nervige Menschen Mädchen spielen?! Wofür haben die den das Kindermädchen?"

Nur weil sein Vater es für nötig hielt, dass er lernte mit Menschen umzugehen, ohne ihnen zu drohen oder sie zu beißen, (er ging zur Schule, reichte das nicht?) durfte Kai sich jetzt mal wieder mit dem langweiligen Melody Kind rum schlagen. Er konnte es schlicht und einfach nicht leiden, wie sie immer genau das tat was ihre Eltern wollten. Er durfte ihr ja nicht mal einen normalen teil des Hauses zeigen, weil sein Vater glaubte er würde außerhalb seines Blickfeldes die Beherrschung verlieren. Als ob. "Kai Rafael San Blood, du weißt genau das diese besuche der Familie für Freundschaft und zusammen Arbeit der Firmen wichtig ist! Außerdem tut dir die ruhige Art der jungen Melody gut. Also reiß dich zusammen!" Lucyãna, seine Mutter, war auch nicht besser als sein Vater. Anne und sie besaßen zu seinem Leidwesen beide eine große Interesse an Designermodestücken aller Art. Was diese Sinnlosen Abende nur verlängerte. Grade als er zu einem spitzen Kommentar ansetzen wollte, klopfte es. Waren sie etwa schon da? Bitte nicht! Aber es war bloß Nico. Selbst der Butler von ihnen war ein Vampir, auch wenn das wohl schon nicht mehr viel zur Sache tat. "Verzeiht die Störung, my Lady, Sir Thomas bittet sie beide sich nach unten zu begeben." Damit meinte sein Vater wohl, das sie zu Fuß gehen sollten. Schade. "Sind sie schon da?" Fragte Lucyãna. Thomas schüttelte den Kopf, wante sich dann mit einem stolzen Lächeln seinem Sohn zu. "Kai, heute ist endlich der tag an dem du dich beweisen kannst; weder die Eltern von Hana, noch wir sind da. Geschäftliche Angelegenheiten. Du und das Mädchen seid also alleine, wehe du verschmutzt unseren Guten Ruf! Wenn alles gesagt ist können wir ja gehen."

Damit befand sich Kai alleine. Das nannte man dann wohl Kurzfassung. Er blickte zu Nico, den Blick fast flehend. "Ich nehme an, der junge San Blood fühlt sich heute nicht in der richtigen Gesundheit, Besuch zu empfangen?" Erleichtert nickte Kai, bedankte sich bei Nico und flitzte nach oben. Bloß raus hier.

~Wald. Melody~

Die Dämmerung ließ die Gestalt, welche sich lautlos auf den Bäumen des Waldes fortbewegte, aussehen wie ein graues Gespenst. Ein lächelndes Gespenst. Jede freie Sekunde (dank der furchtbaren extra Unterrichte hatte sie nicht besonders viele) verbrachte Hana im Wald, kannte jede Blume, jeden Stein. Es kam nicht oft vor, dass ihre Eltern verschwanden, ohne sie mit einem Haufen voller Lehrer zurück zu lassen. Zum Glück musste sie das alles nur noch ein Halbes Jahr durchhalten, dann kämen die Prüfungen. Hatte Hana diese perfekt Abgeschlossen war sie Frei.

Vielleicht würden dann auch endlich diese lästigen, furchtbaren Albträume aufhören, welche sie schon seit sie denken konnte verfolgten.

Am Friedhof angekommen, ließ sie sich fallen, wohl im wissen, dass die Landung im weichem Grass nicht schmerzen würde. Am liebsten wäre Hana die ganze Nacht über hier geblieben, hätte in den Himmel gestarrt und die Raben beobachtet. Doch als ein Knacken, nicht weit hinter ihr ertönte sprang sie auf. Der Wald war nicht grade ungefährlich. Aber es war lediglich ein Junge, allerhöchstens 14 und völlig verdreckt. Warscheinlich sah sie nicht viel besser aus mit ihrer Mütze und den inzwischen grün grauen Sachen. Das wirkliche Problem war der Blick des Jungen. Als ob sie ein Apfel, oder ein riesieges Stück Kuchen zum rein beißen wäre.

~Wald. San Blood ~

Der Blick des Mädchens war irgendwie niedlich. Er erinnerte ihn an Silber Messer, welche beim Abwurf direkt auf's Herz zielten. Der süße Geruch ihres Blutes hatte ihn hier her gelockt, eigentlich hatte Kai erst vor, bei kompletter Finsternis auf Jagd zu gehen. Solange wollte er hier die Stille genießen und sich etwas abregen.

Aber jetzt wollte er trinken. Alles. Auch wenn er nicht töten durfte, dass war eine Ausnahme. Seine Eltern würden nie etwas erfahren, und die Eltern des Mädchens waren selbst schuld, wenn sie ihr Kind einfach alleine um die Zeit in den Wald ließen. Er ging langsam auf sie zu, darauf wartend, dass sie zurück weichen, zu laufen versuchte. Doch seine Beute vor ihm schien nicht sehr viel von Angst zu halten, verschrenkte die Arme. Mutig. Nun war er direkt vor ihr. War sie vielleicht blind? Wieso fing sie nicht an zu zittern?! Er wollte nach ihr greifen, sie packen. Doch in dem Moment knallte etwas auf seinen Kopf, prallte ab und landete direkt in den Händen des, jetzt verwunderten Mädchens. Der benebelnde Duft verschwand, Kai konnte wieder normal denken. Einen Moment lang betrachtete sie das Ding bloß. Dann wurde ihre Miene plötzlich wieder hell. "Ist der Süß!"

Jetzt erst erkannte er endlich das Mädchen. Am Liebsten hätte er sich selbst eine verpasst. 'Wehe dem Mädchen passiert was, Kai Rafael San Blood.' Und er war grade dabei gewesen, sie töten zu wollen.

Aber so, ohne aufgetakelte Kleider oder der Schuluniform, hatte er sie noch nie gesehen. Sie sah wunder..., normal. Sie sah normal aus. "Willst du die Ganze Nacht so rum stehen, oder magst du Akayo auch mal halten?" Wer war Akayo? Sie hob die Hände.

In ihnen lag eine Fledermaus.

1238. 11.10.15

Diabolik LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt