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"Leben. Was bedeutet das für dich?"

"Nicht aufzugeben, auch wenn einem immer wieder klar gemacht wird, das alles eigentlich sinnlos ist."

Ruki

Endlich Pause. Denn so langsam gingen mir die Referate, welche heute gehalten wurden, mächtig auf die nerven.
Wozu wiederholen, was man schon längst beherrschte, so wie ich es zweifellos tat?
Wenigstens würde der Rest des Unterrichts wieder normal ablaufen.
Mein Buch lesend, machte ich mich zum nächsten Unterrichtsraum auf. Hauswirtschaftslehre, war für die höheren Klassen Pflicht, da es im späteren Leben weiterhelfen würde. Auf halben Weg, bemerkte ich, etwas vergessen zu haben. Noch genervter als zuvor, drehte ich wieder um.
Was war heute los mit mir? Sonst vergaß ich doch nie etwas.
Das Klassenzimmer war mittlerweile leer.
Ohne eile nahm ich das kleine Paket und packte es in die Schultasche, welche kurz darauf wieder verschwand.
Wie gern ich auch verschwunden wäre, das würde den lästigen Weg ersparen. Da das allerdings zu riskant war, blieb mir nichts anderes übrig, als normal dort hin zu gehen. Durch ein Geräusch gestört, sah ich vom Buch auf.
Eine Schülerin, machte sich gerade am Klassenbuch zu schaffen. Sie schien recht jung, viel zu jung. Die Uniform war etwa vier Nummern zu groß. Und in diese Klasse ging sie auch nicht.

"Wieso starrt der Vampir so gemein? Wir haben ihm doch nur einen gefallen getan, muss er da denn gleich wütend werden?" Ihre Stimme war (noch) höher als erwartet. Wieso glaubte sie mir einen gefallen getan zu haben? "Wer zum..." "Nein, sprich nicht, sei bloß still! Vergiss es einfach, wir waren gar nicht hier. Du hast größere Sorgen. Hilf ihr!" Und sie verschwand. Einfach so.
Aber ein Vampir war das Gör auch nicht. Ich begab mich zum Klassenbuch, welches die Schülerin (oder wer auch immer) so achtlos am Tisch liegen gelassen hatte, klappte es zu und legte es zurück auf den Lehrer Tisch. Größere Probleme... als hätte ich davon nicht schon genug.
Die Tür wurde aufgestoßen und jemand rannte hinein. Es war das Mädchen von Kou, Alice.
"E-ntschuldigung ich... Hana, weisst du wo Leon ist?", keuchte sie und schnappte nach Luft.
Leon. Ja, auch der hatte das Glück, eins meiner Probleme zu sein. "Nein weiss ich nicht. Wieso, ist etwas passiert?",
fragte ich mehr aus Höflichkeit, als aus Interesse. Was fand mein Bruder bloß an ihr?
Sie schüttelte den Kopf und drehte sie wieder um.
"K-keine Zeit, Hana ist zusammengebrochen - muss Leon Bescheid geben..."
meine Hand hielt sie vorsichtig zurück, als sie wieder raus rennen wollte. Nerviges Kaninchen, wieso reagierten Tiere immer nur so gereizt, in unserer Nähe?
"Bleib stehen. Was ist passiert?"
"D-das ist i-im Moment nicht W-wichtig! Sie hat kaum geatmet, i-ich muss zu Le..."
"Alice. Wo. Ist. Sie."
Ich drehte sie um und blickte ernst in ihr Gesicht. Fragend, vielleicht etwas geschockt, sah sie mich an. Hatte sie Angst, das ich ihr was antun würde? Oder zitterte das Mädchen immer so?
Als sie still blieb, wiederholte ich ruhig meine frage, versuchte es sogar halbwegs nett.
"I-im Kunstraum. W-wieso?"
Das durfte wohl nicht wahr sein! Warum hätte der Stolze Pfau nicht vor Schulbeginn durch Blutverlust wegklappen können?
"Jetzt hör mal gut zu, Mädchen:
Du rennst jetzt sofort zur Krankenstation. Dort meldest du Ruki Mukami und Hana Melody für den Rest des Tages krank. Kein Wort an Leon bis zum Schulschluss, du wirst alles wieder vergessen. Verstanden?" Ihre Augen wurden Glasig. "Ja."

Ihr Anblick war einfach lächerlich. Sie lag dort, lieblich lächelnd, wie ein unschuldiger Engel.
Aber sie lebte noch, ich hörte ihren Pulsschlag. Ebenfalls hörte ich wildes Flügelschlagen und ein wütendes zischen. Das Vieh hatte es wohl tatsächlich überstanden.

Hana

Als mein Kopf sich nicht mehr so anfühlte wie flüssiges Eisen, konnte ich endlich meine Umgebung wahrnehmen.
Ein Raum, voller Artefakte, ein Tisch, ein Sessel, eine Tasse voll Tee und ein Hund mit goldenem Fell. "Wie geht es euch?"
Fragte Nick nach und sah mich aufmerksam an. Ich brauchte kurz, um meine Stimme wiederzufinden, bevor ich antwortete.
"Bin ich etwa im Unterricht...?"
"Aber aber! Also wirklich, glaubt ihr, ich hätte ein Drama daraus gemacht? Der Herzinfarkt wirkte erst als ihr und diese kleine Göre, die aussieht wie meine Herzallerliebste Schwester, im Kunstraum wart.",
unterbrach jemand meine Frage. Herzinfarkt?
Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf einen Jungen, welcher in Maximilian's Sessel sahs, die Beine auf dem Tisch liegen hatte und sich offensichtlich prächtig amüsierte. 
Was war das denn für einer?
Verständnislos sah ich zu Nick. "Wenn ich darf, Hana, das ist Richard Henry Nightmare,  derweiliger Herrscher von..." "Was für eine Unverschämtheit! Man sollte dem Köter das Maul stopfen! Ach lieber Himmel...
Nicht derweiliger, sondern rechtmäßiger Herrscher du dummes Tier!",
Fuhr "Richard" Nick an mit dramatischer Stimme an.
Er konnte nicht älter als 17 sein, noch nicht komplett erwachsen. Wobei - Alter war ja so eine Sache hier, nicht?
Und wo war Maximilian? Immerhin gehörte dieser Raum doch ihm.
"Nun, wie auch immer, lasst uns wieder zu den wichtigen Sachen kommen. Es ist eine Freude eure Bekanntschaft zu machen, Hana. Auch wenn ich ein wenig enttäuscht bin, euch in dieser Verfassung aufzutrefen, muss ich gestehen."
Er schnipste einmal, worauf (wie auch immer der Hund das hinbekam) Nick ein Glas rote Flüssigkeit auf dem Tisch anstellte.
"Denn von einem Menschen unter Vampiren wird erwartet, das er... krack!.. zerbricht. Das wurde schon längst entschieden, von einer macht,
welche ihr euch nicht zu erträumen wagt. Nun, auf jeden Fall ist es bis jetzt nur einmal vorgekommen, das es nicht so, wie geplant ablief.
Darauf wurde ich geschickt, um ein bisschen "nachzuhelfen".
Das gleiche habe ich auch jetzt vor."
Er nahm einen Schluck, lobte lachend den Wein.
Ich blinzelte ein paar mal, noch nicht ganz begreifend.
Wie bitte was wollte er machen?
"Hah... Aber denkt nicht unnötig darüber nach, hört einfach nur zu. Ich will euch nämlich etwas sehr wertvolles anvertrauen. Einen Fluch."
Ein Fluch? Etwas wertvolles? War der Typ bei klarem Verstand?"
Nick knurrte leise. "Wenn Maximilian davon erfährt, Richard..."
"Aber Nick... Maximilian ist mit den anderen bei einem Familien treffen und hat ganz andere Sorgen. Danke das du mich daran erinnerst, ich muss später noch deine Erinnerung an diesen Vorfall beheben, dass hätte ich fast vergessen! Wo war ich stehen geblieben? Ach richtig, der Fluch. Wisst ihr, ich könnte euch jetzt die genaue Wirkung, so wie die verschiedenen Phasen erläutern. Aber wo bliebe denn dann der Spaß?
Lieber beobachte ich euch dabei, wie ihr mit jeder weiteren Information, welche ihr erhaltet langsam den Verstand verliert.
Und schließlich endet ihr genau so wie sie."
Konzentrier dich Hana!
"Und wenn ich dein Geschenk nicht annehmen möchte?"
Er stockten, hätte beinahe etwas verschüttet. Er erhob sich, sah auf mich hinab.
"Wieso kann sie noch sprechen? Das darf nicht sein!"
Grade als ich beweisen wollte das es sehr wohl sein konnte, ging Nick wieder dazwischen.
"Sie hat nicht gesprochen, Richard. Vielleicht leidet ihr unter Wahnvorstellungen?"
"Übertreib es nicht Nick." Mir wurde etwas gegeben.
Ein Ring.
"Hana, warum zögert ihr? Dies ist ein Geschenk der Puppenkönigin, nun nimmt es doch an."
Nein, wirf ihn weg!
Meine Hand hob den Ring auf und wollte ihn an legen.
Nein, lass das!
Doch sofort wurde der Ring zu einem Armband.
Richard seufzte. Er stand immer noch.
"Ein wenig beeilung Bitte."
Als hätte der nicht alle Zeit der Welt! Wie spät war es eigentlich in der Wirklichkeit? Die Zeit in Träumen verlief doch langsamer. Ich wehrte mich dagegen, konnte meinen Körper allerdings bloß still halten.
"Ach das ist nicht zum aushalten! Entschuldigt Hana, aber in diesem Falle muss ich wohl selbst handeln."
Mein Handgelenk wurde über den Tisch gezogen.
Vier Sekunden später befand sich das Armband dort wo es hingehörte. Es war hübsch, silbern, mit roten Steinen.
Aber es sollte trotzdem weg, sofort!
Alles Gut.
"Ich meinte es vorhin ernst! Ich habe keinerlei Interesse an deinem Geschenk, behalte es ruhig. Wenn ihr beiden mich jetzt entschuldigt, ich verschwinde."
"Also spricht sie doch! Von wegen Wahnvorstellungen, du blöder Köter. Und so leid es mir tut euch euren Wunsch zu verweigern Hana, ihr könnt nicht weg.
Es steht nicht in eurer Macht Melenium ohne die Erlaubnis eines... was macht ihr da?"
Ich war aufgestanden, um nun wenigstens halbwegs besser in sein Gesicht sehen zu können. Er war nicht so groß wie Kai.
"Na was wohl, ich gehe. Und das hier," ein abgerissenes Armband landete auf dem Schreibtisch, "darfst du gerne wieder haben."

~Sicht des Erzähler ~

Kaum hatte das Mädchen den Raum verlassen, ließ sich Richard erschöpft im Sessel fallen und trank aus.
Das war viel nervenaufreibender gewesen, als beabsichtigt.
"Na? Korb bekommen?"
Kicherte es aus seiner Jackentasche.
"Mach dich nicht lächerlich du Insekt, das war doch alles geplant."
"Ich bin kein Insekt. Und wie soll das denn bitte geplant gewesen sein?"
Wieso hatte er diesen plagegeist nochmal mitgenommen? Richard hasste Streit.
"Glaubst du etwa, nur weil sie es abgerissen hat, ist es ab? Nein, das Spiel beginnt doch erst. Und der nächste Zug der Prinzessin wird zeigen, ob mein Meister recht hatte oder nicht." Eine gute Zeit lang, ruhte Richard sich noch aus, stand dann aber auf.
Er musste Nick noch das Gedächtnis löschen.

Hana

Als ich aufwachte, war ich nicht mehr im Kunstraum.
"Wie geht es dir?" Der Besitzer der Stimme sah's neben dem Bett, in welchem ich lag und schaute mich gelangweilt an. "Normal. Wie lange?"
"Vier Stunden. Dank dir, hab ich jetzt den Unterricht verpasst. Du schuldest mir was dafür, Hana."
Langsam stand Ruki auf und verließ den Raum. "Hana, geht es dir gut?" Verwirrt blieb mein Blick an einer Fledermaus hängen. Hatte Akayo Grade wirklich gesprochen?

1589. 18.01.15

Diabolik LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt