Kapitel 54 - Klärungsbedarf (2)

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Schuld... Schuld zu sprechen ist wirklich eine schwierige Angelegenheit. Es wird immer ein Schuldiger gesucht, um die Ungewissenheit zu stillen, aber manchmal kann man einfach keinen Schuldigen identifizieren...

Harry's POV:
Was? Noch immer schaute ich sie geschockt an und ließ ihre Wörter in meinen Gedanken Revue passieren. "Welche Mutter sucht die Schuld des Todes ihres Mannes bei ihrer Tochter?" "Wieso?", fragte ich nun leicht gereizt. Bell kann nichts dafür! "Theo hatte mich kurz vor seinem Unfall angerufen. Er war schon im Ort und würde gerade tanken. Er hat gesagt, dass er Annabell überraschen will mit einem kleinen Geschenk, weil er schon wieder auf Geschäftsreise war. Also wollte er noch los, Karten kaufen für ein Fußballspiel und auf dem Weg dorthin passierte der Unfall.", erzählte sie und schluchzte. Aber deswegen kann sie Bell doch nicht die Schuld an dem Tod geben. Plötzlich flog meine Aufmerksamkeit zur Tür, die aufgeknallt wurde. Dahinter saß Bell, so als sei sie gerade gefallen und begann zu weinen. Sie hat das alles gehört... Ich sprang auf und lief zu ihr. Bell hat so viel Scheiße miterlebt diese Woche und jetzt hört sie auch noch, dass ihre eigene Mum sie für den Tod ihres Vaters verantwortlich macht. Ich setzte mich neben sie und zog sie an mich. "Ich bin Schuld.", wisperte sie mit zittriger Stimme und krallte sich an meinen Hoddie. "Annabell, höre mir zu.", sagte plötzlich ihre Mum, die sich zu uns hockte. Wehe sie krümmt Bell nur ein Haar... "Keiner trägt die Schuld, nicht du, nicht ich und nicht Theo.", begann sie. Etwas erstaunt schaute ich sie an. "Aber du hast gerade gesagt, dass Dad den Unfall nur wegen mir hatte.", schluchzte Bell. Beruhigend streichelte ich ihr über den Rücken. "Aber das ist nicht richtig.", beteuerte ihre Mum. "Bell, dein Dad ist dort hingefahren, um dir eine Freude zu machen. Du wusstest doch gar nicht davon und er ist aus seinem freien Willen dahin gefahren. Du kannst nichts dafür Bell. Bitte höre auf dir die Schuld zu geben. Deine Mum hat recht. Keiner hat Schuld, so schwer es auch zu akzeptieren ist, weil man die Ungewissenheit über den Hergang des Todes besiegen will, damit man ruhiger schläft. Doch manchmal findet man einfach keinen Schuldigen.", versuchte ich sie zu beruhigen. Ihre Mum nickte mir zu. Bell's Körper entkrampfte sich etwas und ihr griff an meinem Hoddie lockerte sich. "Ich will Dad zurück.", schluchzte sie und neue Tränen rollten ihre Wangen herunter. "Spatz, ich doch auch.", flüsterte ihre Mum und wischte sich eine Träne fort. "Es tut mir so leid, wie ich mich dir gegenüber verhalten habe. Es tut mir so leid.", weinte ihre Mum. Bell setzte sich zaghaft auf und schlang ihre Arme um den Hals ihrer Mum. "Ist okay.", murmelte sie gegen ihre Schulter. Ihre Mum drückte sie ganz eng an sich. Ich lächelte vor mich hin. Jetzt kann alles gut werden... Endlich! Bell löste ihre Arme von ihrer Mum und zog mich zu ihnen, so dass wir nun zu dritt da saßen. Bell lächelte mich glücklich an. "Annabell, es tut mir leid, dass ich dir und Harry keine Chance geben wollte. Darf ich das nachholen?", fragte ihre Mum leise. Schnell nickten wir beide. "Aber nicht jetzt, ihr müsst schlafen gehen.", sagte sie etwas streng und lächelte uns dann an. "K-kann Harry b-bei m-mir schlafen? Ich m-meine, wir haben d-doch gar kein B-bett für ihn fertiggemacht.", fragte Bell hoffnungsvoll. Ich begann zu grinsen. In Wirklichkeit will sie doch nur meine Nähe... Ich schmunzelte leise. Ihre Mum schaute uns nachdenklich an. "Okay, aber nur dieses eine Mal und Harry, du liegst einen Meter von ihr entfernt.", erklärte sie. Ich nickte und salutierte aus Spaß. Bell begann zu kichern und ihre Mum lächelte mich sanft an. Bell und ich liefen hoch. Sie wirkte viel befreiter und glücklicher, doch ich sah ihre Müdigkeit. Es wird Zeit schlafen zu gehen... Bell lief in ihr Zimmer und kuschelte sich in ihr Bett. Sie hob ihre Decke an. Ich zog mir meinen Hoddie über den Kopf und zog meine Jeans aus, die ich auf einen der Stühle schmiss. Ich schaute zu Bell herüber, die ihre rechte Hand vor ihre Augen gelegt hatte und grinste. "Keine Sorge, ich bin nicht nackt.", lachte ich und legte mich neben sie. Einen Zentimeter... Einen Meter oder einen Millimeter Abstand ist doch egal. "Harry?", fragte Bell flüsternd. Ich nickte ihr zu. "Meinst du, Mum meint das Alles ernst?", fragte sie unsicher. Sie hat Angst. Ich kann es verstehen, aber ich glaube ihrer Mum, dass sie die Fehler eingesehen hat... Schließlich war sie total aufgelöst. "Ja und wenn nicht, ich bin immer für dich da und zusammen finden wir eine Lösung.", flüsterte ich beruhigend. Auf Bell's Gesicht zeichnete sich ein wunderschönes Lächeln ab. Sofort musste ich auch lächeln. Bell beugte sich über mich. "Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun sollte.", hauchte sie und legte ihre Lippen auf die meinen. Ich schloss meine Augen und erwiderte den Kuss. Und ich erst... Sie ist mein rettendes Licht in der Dunkelheit. Vorsichtig zog ich sie enger an mich und drehte mich mit ihr um, so dass ich mich über sie beugte. Ihre Hände verschwanden in meinen Haaren und ich begann in den Kuss zu lächeln. Zaghaft lösten wir uns voneinander. Wir strahlten uns an bis Bell plötzlich gähnte. Ich begann zu lachen und drehte mich zurück auf meinen Rücken. Schnell legte ich meine Hand auf meinen Mund, da ich ebenfalls Gähnen musste. "Seelische Verbindung.", kicherte Bell. Wie? Irritiert schaute ich sie an. "Na du hast gegähnt, weil ich zuvor gegähnt habe und das bedeutet, dass wir eine seelische Verbindung besitzen.", erklärte sie lächelnd. Ich hob meinen Kopf an und küsste ihre Nase. "Du bist süß.", flüsterte ich und schaute sie einfach nur an. Ja das ist sie... Sofort lief sie rot an. "Ich liebe dich.", flüsterte sie schüchtern. "Ich liebe dich.", erwiderte ich und zog sie eng an mich. Sie kuschelte sich an meine Brust und legte ihre Hand auf mein Herz. Das macht sie immer, wenn sie sich an meine Brust kuschelt... Glücklich lächelte ich vor mich her. "Gute Nacht, Harry.", nuschelte sie in meine Brust. "Gute Nacht, Bell.", hauchte ich und legte meinen Arm um ihre Hüfte. Ich schloss meine Augen. Morgen kommt ein neuer Tag und vielleicht wird alles mal entspannter... Bell hätte sich eine Pause redlich verdient und wenn ich ehrlich bin, bin ich auch fertig. Also wäre ein ruhiger Tag genau das Richtige. Mum?! Ich riss meine Augen auf.

Do you rescue me? (Harry ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt