Irgendwann muss man sich seinem Problem stellen, denn wegrennen nützt nichts mehr...
Harry's POV:
Ich schaute nervös auf die Uhr und tippte unruhig mit meinem Fuß auf derselben Stelle herum. Mein Blick wanderte erneut zur Uhr, die ich alle fünf Sekunden anstarrte. Kann die Zeit nicht einfach stehen bleiben? Die Tür öffnete sich und Bell kam herein. Sie lächelte mich unsicher an und setzte sich zu mir. "Wollen wir?", fragte sie leise. Ich nickte mit einem mulmigen Gefühl und stand gequält auf. Bell griff nach meiner Hand und lächelte mich ermutigend an. Was würde ich jetzt nur ohne sie tun? Sie zog sich ihre Jacke über und suchte nach ihrer Mütze. Suchend schaute ich mich um, um ihr zu helfen. Welche Mütze sucht sie eigentlich? "Ich habe sie.", rief Bell glücklich und zog sie unter einem Stapel Handschuhe und Schals hervor. Sie setzte sie auf und schaute mich auffordernd an. Irritiert musterte ich sie. "Sitzt die Mütze?", fragte sie kichernd. Ich nickte schmunzelnd. Niall war auf dem Weg nach Hause, um mehr frische Kleidung mitzubringen. Er hatte sich dazu entschlossen, erst einmal eine Woche hier zu verbringen, um Bell und ihre Mum besser kennenzulernen. Bell und Niall verstehen sich wirklich gut. Vor allem freut es mich, dass Bell es heute wesentlich besser geht. Sie brauchte diese Ablenkung und sie tut ihr verdammt gut. Bell öffnete uns die Tür und die kalte Luft kam uns entgegen. Wir liefen hinaus in den Schnee. Bell schloss hinter uns ab und lief los. Doch sie blieb so gleich stehen, als sie bemerkte, dass ich ihr nicht folgte. Sie zog verwirrt ihre Augenbrauen kurz zusammen und kam dann auf mich zu. Ich will nicht... "Harry, was ist los?", fragte sie besorgt. "Ich will nicht.", seufzte ich und raufte mir verzweifelt durch meine Haare. "Du kannst nicht davor weg laufen. Früher oder später musst du dich der Situation stellen und Harry, ich bin für dich da.", flüsterte sie beruhigend. Ich schaute hinunter in ihre tief dunkelblauen Augen, die mich mit so einer Zuneigung und Liebe musterten, dass meine Sorgen für einen kurzen Moment verflogen. Ich ergriff ihre kleine Hand, die in einem schwarzen Handschuh steckte und lief los. Zwischen uns hing eine angenehme Stille und ich hätte es auch genossen, wenn meine Sorgen nicht überwiegt hätten. Ist es die richtige Entscheidung es mit Mum zu klären? War es richtig, dass ich Bell gebeten habe mitzukommen? Was ist, wenn sie etwas aus meiner Vergangenheit erfährt, dass ich so sehr versuche zu verheimlichen? Aber ich brauche sie, so egoistisch es auch klingt, ich brauche sie, um vor Mum ruhig zu bleiben und zu versuchen den Streit zu beseitigen... Bell hat diese besondere Ausstrahlung auf mich. Wenn ich bei ihr bin, kann ich ohne Bedenken ich selbst sein. Sie liebt mich so, wie ich bin und nicht meine Fassade, die ich wechseln kann, wie ich will. "Woran denkst du?", brach Bell unsicher das Schweigen. "An deine Wirkung auf mich.", gab ich lächelnd zu und schaute zu ihr. Ihre Augen erstrahlten und ein sanftes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. "Und die wäre?", fragte sie neugierig. "Wenn ich bei dir bin, bin ich ich selbst. Du liebst mein wahres Ich und nicht den, der sich ständig nach seinem Willen verändern kann.", erklärte ich und bog mit Bell zusammen um die Ecke. "Was meinst du mit den, der sich ständig nach seinem Willen verändern kann?", fragte sie nachdenklich. "Na ja... Ich meine damit meine Fassade, die kann ich ändern, wann ich will. Ich kann mich jedem so zeigen, wie ich will.", führte ich aus und schaute nachdenklich auf den Bürgersteig. "Außer bei dir... Von Anfang an konnte ich bei dir einfach ich sein. Ich hatte gar keine Kontrolle darüber, ich war und bin einfach ich.", sagte ich vollkommen in meinen Gedanken versunken. "Warum? Ich meine, du kennst mich doch gar nicht...", sagte sie irritiert. "Aber es kommt mir so vor, als würde ich dich schon mein ganzes Leben lang kennen.", murmelte ich eher zu mir selbst, als dass ich es zu ihr sagte. Ein zaghaftes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und sie wurde leicht rot. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Das war am ersten Schultag, nachdem sie wegen Samantha geweint hatte... "Da geht es mir ähnlich. Nur bei mir ist es eher so, dass ich sehr verschlossen bin gegenüber Menschen, die ich nicht gut kenne und bei dir hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass ich dir Vertrauen kann trotz der Zweifel.", erzählte sie leise, so als würde sie sich gerade an etwas bestimmtes erinnern. Wir kamen an Louis Haus an. Jetzt wird es Ernst... Mum's Auto stand schon auf der Auffahrt. Ich seufzte. Bell verstärkte kurz ihren Griff um meine Hand und lächelte mich ermutigend an. Vorsichtig liefen wir die Treppenstufen zum Eingang empor, da diese gefährlich glatt waren und ich nicht wollte, dass Bell etwas passiert. Nervös drückte ich auf den kleinen Knopf der Klingel. Beunruhigt tippte ich mit meinem Fuß auf derselben Stelle herum. Kann ich es nicht einfach schon hinter mir haben? Die Tür öffnete sich mit einem leichten Knarren und Louis steckte seinen Kopf lächelnd durch den Türspalt. "Hey.", rief er glücklich und ließ uns eintreten. Er umarmte erst mich und dann Bell, die etwas überrumpelt seine Umarmung erwiderte. Wir zogen unsere Jacken und Schuhe aus, die Louis aufhing beziehungsweise auf altes Zeitungspapier stellte. "Da ist ja mein wundervoller Bruder.", rief Gemma mit einem Hauch Ironie in ihrer Stimme. Bell schaute sie verwirrt an. Ich hatte ihr doch erzählt, dass ich eine Schwester habe oder? Gemma blieb überrascht stehen und musterte Bell neugierig. "Dann hatte Mum recht.", sagte sie etwas geschockt. "Ich bin Annabell Thompson. Du musst Harry's Schwester sein.", stellte Bell sich unsicher vor und reichte ihr nervös die Hand. Bell fühlt sich unwohl. Warum sollte sie auch nicht? Gemma hat ja schon eine schöne Show hingelegt... Irritiert oder eher überrascht erwiderte Gemma das Hände schütteln leicht und stellte sich kurz vor: "Ich bin Gemma." Bell nickte etwas unsicher. Ich ergriff ihre Hand, um ihr etwas Sicherheit zu geben. "Wollen wir?", fragte Louis, der hinter uns im Flur stand. Wir nickten und machten uns auf den Weg in die Stube. Auf in die Schlacht... Selbst dann wäre ich optimistischer!
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Do you rescue me? (Harry ff)
FanficAllein, wann ist man allein? Man kann allein sein, weil man weder Freunde noch Familie hat oder man besitzt beides und fühlt sich allein... Annabell ist 16 und ist eigentlich glücklich mit ihrem Leben bis etwas Schreckliches geschieht. Wer wird sie...