Sollte man wirklich immer ehrlich sein oder ist es besser manchmal die Lüge zu wählen, als die schmerzliche Wahrheit zu erzählen?
Harrys POV:
Bell lief hinaus auf den Schulhof und Patrick schien vertieft mit jemanden zu schreiben, weshalb ich mich kurzer Hand dafür entschied noch einmal mit Samantha zu sprechen. Ich kann nicht mit Bell Schluss machen... Ich kann es einfach nicht... Ich brauche mehr Zeit, aber die wird mir Samantha nicht geben, wenn ich mit Bell zusammen bleiben möchte. Ich hasse sie. Wie soll ich dann bitte mit ihr zusammen sein und dafür Bell verlassen? Ich will mich nicht selbst belügen und ich will Bell erst recht nicht verletzen. Sie verdient das Beste und sie hat mir ihr Herz gegeben und was gebe ich ihr zurück? Ihr gebrochenes Herz... Das hat sie nicht verdient! Nein, sie verdient die Wahrheit! Auch wenn sie mich dafür verlässt? Sie liebt mich so wie ich bin und mein altes Ich sollte sie nicht interessieren... Ach, was rede ich, sie wird mit so einem Menschen wie mir nichts mehr zu tun haben wollen! "Entschuldige mich kurz.", nuschelte ich und war schon auf dem Weg zu Samantha. Suchend schaute ich mich um, obwohl meine Gedanken durchgehend bei Bell waren. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll... Ich blieb im leeren Schulflur stehen und lehnte mich gegen die Wand. Verzweifelt griff ich durch meine Haare und schlug einmal gegen die Spinde neben mir. Warum musste Liam Samantha von unserer Wette erzählen? Wut stieg in mir auf. Wie konnte ich jemals mit ihm befreundet sein? Wie konnte ich nur so ein rücksichtsloser idiotischer Mensch sein? Ich habe damit alle verletzt und ich tue es damit immer noch... Verzweiflung machte sich in mir breit und ich unterdrückte einige Tränen. Scheiße... Was soll ich nur tun? Ich will Bell nicht verlieren! Als wusste das Schicksal, dass es mir schlecht ging, kamen in dem Moment auch noch Samantha und Erika um die Ecke. Als Samanthas Blick auf meinen traf, bildete sich ein breites Lächeln auf ihren Lippen. Schnell bewegte sie sich auf mich zu und wirkte dabei überlegen, denn sie hatte mich in der Hand. "Hast du dich entschieden?", fragte sie grinsend. Wut stieg erneut in mir auf. Wie kann man nur so ein verlogener Mensch sein wie Samantha? "Gebe mir mehr Zeit, bitte!", flehte ich sie an, obwohl ich wusste, dass es nichts nützen würde. "Nein, du musst dich jetzt entscheiden, sonst erzähle ich es Annabell.", sagte sie ernst. Bell die Wahrheit erzählen oder mich selbst belügen und mit Samantha zusammen sein? Ich will Bell nicht verlieren, doch egal, welche Entscheidung ich treffe, sie wird mir beide Male gewaltsam entrissen... Ich griff mir durch meine Haare und seufzte einmal verzweifelt. Ohne weiter nachzudenken, traf ich meinen Entschluss. "Ich werde heute meine Beziehung zu Bell beenden.", flüsterte ich gedemütigt und traurig. Samantha hat es geschafft... Bell wird mich so oder so hassen, aber es ist besser, wenn sie die Wahrheit nicht kennt, schätze ich... Auf Samanthas Gesicht bildete sich ein triumphierendes Grinsen und ihre Augen leuchteten auf. "Ich wusste, du würdest die richtige Entscheidung treffen, Süßer.", rief sie glücklich und zwinkerte mir zu, bevor sie mit Erika verschwand. War es richtig? Jetzt kann ich sowieso nichts mehr ändern... Wie soll ich bitte mit Bell Schluss machen und wann und wo? Ich kann das nicht, scheiße! Aber ich muss! Mir war übel und mein Kopf brummte. Ich kann sie jetzt nicht sehen. Ich muss hier weg. Ich muss mir etwas überlegen. Ich... "Scheiße!", fluchte ich und schlug ein weiteres Mal gegen die Spinde. Meine Hand pulsierte von der Wucht des Aufpralls und im linken Spind auf den meine Hand getroffen war, erkannte man eine leichte Delle. Ich hauchte gegen meine Hand, um den Schmerz so stillen zu können. Doch es half nicht, der Schmerz kam nicht von meiner Hand, nein, der Schmerz ist in meinem Herzen. Was soll ich denn jetzt tun? Seufzend lehnte ich mich an die Wand und schaute auf den Fußboden. Es hatte schon längst zum zweiten Mal geschellt und der Unterricht lief schon seit einer halben Stunde. Bell macht sich gerade höchstwahrscheinlich sehr viele Sorgen... Bell... Wie soll ich nur mit ihr Schluss machen? Ich kann sie nicht verletzen... Aber mir bleibt gar nichts anderes übrig. Kurzer Hand entschloss ich mich dazu nach Hause zu fahren, um dort erst mal zu Ruhe zu kommen und mir dann zu überlegen, wie ich Bell das beibringen soll. Als ich vor Louis Haus ankam, begann ich zu zweifeln, ob es wirklich die richtige Entscheidung war einfach zu gehen. Bell wird sofort hier her kommen, wenn ich mich nicht bei ihr melde... Ich muss mir irgendetwas überlegen. Vielleicht eine Ausrede? Schlimmer als jetzt kann es kaum werden... Ich holte meinen Schlüssel aus meiner Hosentasche und schloss die Tür auf. Louis Auto schien nicht in der Garage zu sein. Gut, das bedeutet er ist bei der Arbeit. Erleichtert atmete ich aus. Louis ganze Fragen würde ich gerade nicht auch noch ertragen können... Er hätte sofort erkannt, dass es mir nicht gut geht. Dafür hat er scheinbar einen siebten Sinn entwickelt. Ich hätte es ihm nie erklären können... Ich schloss die Tür hinter mir ab und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Dabei nahm ich mir noch einen Apfel und schmiss meine Schuhe in die hinterste Ecke meines Zimmers. Ohne weiter nachzudenken legte ich mich auf mein Bett und schaute zur Decke hinauf. Was soll ich tun? Wie soll ich es tun? Wo soll ich es tun und wann? Vor dem Essen mit Louis und ihrer Mum? Ja, ich kann Bell kein Theater vorspielen. Sie würde sofort merken, dass etwas nicht stimmt. Okay, also vor dem Essen... Sollte ich Louis einfach sagen, dass das Essen ausfällt? Nicht, dass er wieder alles einkauft und keiner etwas isst. Plötzlich erklang die Türklingel. Ich riss erschrocken meine Augen auf. Wer könnte es um die Uhrzeit sein? Bell ist noch in der Schule. Louis würde nicht klingeln. Gemma und Mum würden ihren Besuch ankündigen. Wer? Ich hatte gar nicht bemerkt, wie ich schon halb im Flur stand, um die Tür zu öffnen. Vielleicht der Postbote? So früh? Könnte dennoch sein... Meine Hand ergriff langsam die Türklinke und mit der anderen drehte ich den Schlüssel. Unsicher öffnete ich die Tür.
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Do you rescue me? (Harry ff)
FanfictionAllein, wann ist man allein? Man kann allein sein, weil man weder Freunde noch Familie hat oder man besitzt beides und fühlt sich allein... Annabell ist 16 und ist eigentlich glücklich mit ihrem Leben bis etwas Schreckliches geschieht. Wer wird sie...