Kapitel 79 - Wer braucht schon Shakespeare?

46 1 0
                                    

Wir schreiben unser eigenes Stück namens Leben und es liegt an uns das Beste daraus zu machen...

Annabell's POV:
Ich konnte mich genauso wie Harry nicht mehr von Dad verabschieden. Er wurde einfach aus meinem Leben gerissen. Von einen Moment auf den anderen war er tot... Harry streichelte sanft über meinen Rücken. Wir lagen nun schon eine Weile einfach nur da und hielten uns in den Armen. "Ich hätte alles dafür gegeben mich bei Dad verabschieden zu können. Nein, ich würde noch immer alles dafür geben.", flüsterte ich leise. Harry kann ich einfach alles erzählen. Ich vertraue ihm vollends. Er würde mich nie absichtlich verletzen, auch wenn wir erst vor ein paar Stunden gestritten haben, weiß ich, dass er es mir damals nur nicht erzählt hat, um mir nicht noch mehr Leid zu zu fügen, wo ich damals gerade erst angefangen habe ihm Vertrauen zu schenken... "Wenn es nur möglich wäre, ich würde alles versuchen, um es dir zu ermöglichen.", murmelte er langsam und löste unsere Umarmung, um mir zärtlich eine Haarsträhne von der Stirn zu streichen. "Obwohl wir können ja Geister beschwören.", schlug er vor. Amüsiert über seinen absurden Vorschlag suchte ich nach Ironie in seinem Gesicht, doch Harry schien es vollkommen ernst zu meinen. "Meinst du das ernst?", fragte ich irritiert. Er nickte. "Das wäre eine Möglichkeit.", sagte er schulterzuckend. "Ich glaube nicht an Geister, aber das würde ich nie ausprobieren. Das ist irgendwie gruselig.", gab ich offen zu. Das würde ich niemals machen... Auch wenn ich nicht an Geister glaube, ich hätte Angst, dass etwas gruseliges passieren würde. Man weiß ja nie... Harry schmunzelte und atmete erleichtert aus. "Zum Glück, denn ich hätte es auch nur gemacht, wenn du es gewollt hättest.", erklärte er lächelnd. "Aber denke jetzt nicht, dass ich Angst hätte.", fügte er schnell hinzu. Ich begann zu lachen. "Ich weiß, dass du mutig bist.", sagte ich kichernd. Er grinste stolz, während ich nur lachend den Kopf schüttelte. Männer und ihr Stolz... Sein Grinsen verschwand und sein Gesichtsausdruck wurde wieder ernster. Besorgt schaute ich zu ihm hinauf. "Darf ich weiter erzählen?", fragte er nervös. Von was? Irritiert runzelte ich meine Stirn. Er will weiter von früher erzählen... Ich nickte schnell, als ich verstand, was er gemeint hatte. "Mit der Zeit verstand ich, dass Dad nicht wieder kommen würde und ich fand mich schweren Herzens damit ab. Währenddessen hatte ich mich ziemlich schnell hier eingelebt und hatte im Kindergarten auch schnell einen Freund gefunden. Dreimal darfst du raten, wer es war.", begann er zu erzählen. Ich verstehe nicht, wie sein Dad so einen wundervollen Jungen einfach verlassen konnte, wie er seine Familie verlassen konnte? Anne ist so eine nette Frau und Gemma ist zwar sehr direkt aber auch sehr sympathisch. Wie kann man seine Lieben einfach zurücklassen und ein neues Leben anfangen? Das hat Harry nicht verdient. Er ist so ein guter Mensch. Harry schaute mich erwartungsvoll an. Oh, ich muss ihm noch antworten... "Niall?", fragte ich lächelnd. Er nickte. Die Vorstellung, dass Niall und Harry beste Freunde waren ist interessant. Hätte ich es vorher nicht gewusst, hätte ich es höchstwahrscheinlich nicht vermutet... Sie wirken so verschieden, aber es kann auch dadurch kommen, dass sie die letzten Jahre überhaupt keinen Kontakt hatten. Aber es wäre wirklich schön, wenn sie sich wieder so gut anfreunden würden. Denn ich muss zu geben, ich habe Niall in kürzester Zeit in mein Herz geschlossen. Er ist wirklich lieb und ich spüre diese familiäre Bindung zwischen uns, auch wenn wir nur die gleiche Mum besitzen und von verschieden Vätern stammen. Ich würde mich freuen, wenn mein fester Freund und mein Halbbruder sich gut verstehen würden, ist ja auch irgendwie klar... "Ich wusste, dass du es erraten würdest.", gab Harry lächelnd zu. Ich erwiderte das Lächeln und legte meine Hand zurück in die seine. Ich liebe es seine Hand zu halten. Es gibt mir das Gefühl, dass er für mich da ist, dass ich immer bei ihm Halt finden werde und es drückt unsere Verbindung aus. "Niall und ich haben uns im Kindergarten kennengelernt und wir waren im selben Fußballteam. Schnell haben wir uns gut verstanden und haben eigentlich fast jeden Nachmittag zusammen verbracht. Wir konnten uns alles erzählen und mit ihm fühlte es sich immer so an, als wären wir beide allein gegen den Rest der Welt. Wir standen immer zueinander.", erzählte er in Erinnerungen schwebend. Er sah mich zwar an, aber ich konnte in seinen Augen sehen, dass er eigentlich ganz wo anders war. Ich hätte gerne jemals so eine enge Freundschaft gehabt... Bis jetzt war diese Suche nach der wahren Freundschaft jedoch erfolglos... "Leider durfte ich das nie kennenlernen.", gab ich missmutig zu. "Ich dachte immer, ich hätte wahre Freundschaft kennengelernt, aber das Glück war mir bis heute nicht vergönnt.", murmelte ich und holte tief Luft. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, hätte ich mich nie mit Samantha abgegeben... Warum habe ich nicht gesehen, was für ein Monster in ihr steckt? "Bis heute nicht?", fragte Harry irritiert und klang leicht beleidigt. Verwirrt schaute ich ihn an. "Bin ich nicht auch wie ein wahrer Freund?", fragte er und zog eine übertriebene Schmolllippe. Ich begann zu kichern. "Doch, nur bist du mein fester Freund.", flüsterte ich und küsste sanft seine leicht raue Wange. "Du musst dich rasieren. Du kratzt.", sagte ich lachend. Die Schmolllippe tauchte erneut auf Harry's Gesicht auf und er verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust. Ich begann zu lachen und Harry brach ebenfalls in Gelächter aus. "Ich weiß.", gab er schmunzelnd zu. "Meine Liebe zu dir hat meine Zeit so ausgebeutet, dass mein Gesicht leider auf eine Rasur verzichten musste.", sagte er gespielt ernst. Empört schnaufte ich und nun war ich die Person, die die Schmolllippe zierte. "Wenn dich die Liebe zu mir so auslaugt, warum beendest du es dann nicht?", fragte ich gespielt empört. Seine Augen wurden groß. Er ergriff meine Hand. "Die Leidenschaft ist zu groß. Der Verlust deiner Liebe würde mich verzehren bis ich das Leid nicht länger ertragen würde.", flüsterte er übertrieben erschrocken. Ich begann zu lachen. "Gut, dass ich unsere Beziehung nie beenden könnte.", flüsterte ich und verband schüchtern unsere Lippen zu einem gefühlvollen Kuss. "Wir könnten auch bei Shakespeare mitspielen.", meinte Harry schmunzelnd. "Dann müssten wir nur reimen können und da bin ich eine komplette Niete.", gab ich offen zu. "Wer braucht schon Shakespeare? Wir sind in unserem eigenen Stück namens Leben gefangen und es liegt an uns das Beste daraus zu machen.", sagte Harry nachdenklich. "Dann küss mich.", kicherte ich und Harry ergriff sofort die Initiative. Seine Lippen legten sich leidenschaftlich auf die meinen, sodass ich vollkommen in diesem Kuss versank.

Do you rescue me? (Harry ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt