Kapitel 20 - Gebrochen...

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So zu sein, wie man ist, fällt einigen Menschen ziemlich schwer, weil ihnen die Meinungen der anderen zu wichtig sind. Doch wenn man nicht so ist, wie man ist, wer ist man dann?

Harry's POV:
Annabell löste sich aus der Umarmung und lächelte mich warm an. Schnell schlüpfte sie wieder unter die Decke. Ihr einfacher Satz: "Du verlierst mich nicht.", macht mich unglaublich glücklich. Es fühlt sich gut an und irgendwie gibt sie mir ein sicheres Gefühl. Ich griff zu ihrem Nachttisch und reichte ihr den Becher Kakao. Vorsichtig hielt sie ihn mit beiden Händen und hielt ihn knapp unter ihrer Nase. Sie schloss die Augen und atmete den Duft des Kakaos ein. Sie begann zu lächeln und nahm einen Schluck Kakao. Ich begann zu schmunzeln. Wie kann ein Mensch nur so süß sein? Plötzlich verschwand ihr Lächeln und sie schaute unsicher zu mir hoch. Was ist los? Besorgt musterte ich sie, ob irgendetwas nicht stimmte, aber äußerlich wirkte alles normal. "Harry?", fragte sie nervös. Ich nickte ihr zu, um zu zeigen, dass ich ihr meine volle Aufmerksamkeit schenkte. "Ich habe dich heute morgen angerufen, weil meine Mum weg ist.", sagte sie nun und klang wütend. "Wie weg?", fragte ich verwirrt. "Sie hat eine Geschäftsreise und wusste das schon vor Dad's Tod. Sie hat mir nichts gesagt. Erst heute morgen kam sie zu mir, entschuldigte sich wegen gestern Abend, weil sie nicht gehen wollte, wenn dicke Luft zwischen uns herrscht und danach ist sie gegangen.", erklärte sie und ihre Stimme brach. Bedrückt schaute sie auf den Becher Kakao in ihrer Hand. "Sie hat gesagt, dass sie es vergessen hatte mir zu erzählen wegen dem Stress durch Dad's Tod.", fügte sie hinzu. Mir fehlten die Worte. Die Frau verreist eine Woche nach dem Tod ihres Mannes und lässt ihre Tochter einfach allein zu Hause. Gut, Annabell ist sechzehn, aber wie kann sie einfach wegfahren ohne ihr vorher etwas zu sagen und sie hat gestern doch schon gesehen, dass es Annabell nicht gut geht. Wie kann sie dann gehen? "Wie kann sie nur so über Dad's Tod reden? Stress... Als hätte er ihr nichts bedeutet.", flüsterte Annabell und ihre Stimme zitterte. Zaghaft nippte sie an ihrem Kakao. "Wie lange ist sie weg?", fragte ich. "Nur drei Tage.", murmelte sie. "Ich lasse dich hier nicht alleine.", sagte ich ernst. "Das brauchst du nicht. Ich will dir nicht zur Last fallen.", sagte sie bedrückt. "Du bist keine Last für mich.", sagte ich schnell. Doch sie winkte ab. Was ist denn plötzlich los mit ihr? "Annabell, was bedrückt dich?", fragte ich vertrauensvoll. Ich hoffe sie antwortet mir... "Ich verstehe nicht, warum du hier bist.", gab sie zu. Nun verstehe ich nichts... "Ich will bei dir sein.", sagte ich ernst. "Ja, das verstehe ich eben nicht. Warum sollte man freiwillig bei mir sein? Ich bin ein nichts. Ein hässliches kleines Mädchen, das niemand will.", redete sie immer weiter. Entsetzt über das, was sie sagte, schüttelte ich den Kopf. Wer hat sie so gebrochen? "Wer hat das gesagt?", fragte ich wütend. "Ein Junge.", flüsterte sie und eine Träne rollte ihre Wange hinunter. Sie hatte mir die Zeit über keinen Blick zu geworfen. "Annabell sie mich an, bitte. Sonst drehe ich hier gleich noch durch.", flehte ich und sie schaute unsicher hoch. Sanft wischte ich ihre Tränen weg. "Rede mit mir.", flüsterte ich. "Ich war in ihn verliebt. Das ist fast zwei Jahre her. Er hieß Liam. Groß, Teddybäraugen und braune Haare.", beschrieb sie ihn und mein Herz rutschte mir in die Hose. "Liam Payne?", fragte ich stotternd. Etwas geschockt nickte sie. "Kennst du ihn?", fragte sie neugierig. Ich nickte nur. "Ich weiß nicht, warum ich so für ihn geschwärmt habe, aber das tut jetzt auch nichts zur Sache. Ich habe damals in seiner Siedlung Zeitung ausgetragen und habe ihn öfter gesehen. Paar mal hat er mit mir geredet und so naiv, wie ich bin, habe ich mich jedes mal mega gefreut. Tja, ich dachte wirklich, er würde mich auch mögen und dann eines Nachmittags, sprach er mich wieder an. Ich freute mich total. Doch die Freude verwandelte sich ziemlich schnell in Trauer. Das Einzige, weswegen er überhaupt mit mir sprechen wollte, war, dass er mir mitteilte, dass ich hässlich, fett, klein und dumm bin und dass mich niemals ein Junge mögen würde.", erzählte sie. Mein Herz rutschte noch weiter nach unten. Annabell ist das Mädchen, was er wegen mir fertig gemacht hat. Liam erzählte mir von einem Mädchen, dass in seiner Straße Zeitung austrug und er fand sie total lieb und nett. Ich habe daraufhin zu ihm gesagt, dass Mädchen nur dazu dasein, sie flachzulegen. Ich habe ihm gesagt, er solle sie los werden... Was habe ich nur getan? "Harry...", flüsterte Annabell. "Es tut mir so leid.", nuschelte ich vor mir her. Irritiert schaute sie mich an. Ich kann es ihr nicht sagen, sie ist schon fertig genug und ich habe sie erst verletzt. Ich werde es ihr nicht sagen. "Das hast du nicht verdient.", sagte ich ernst und stellte ihren Kakao zurück auf den Nachttisch. Ich hob sie auf meinen Schoß und nahm ihr Gesicht sanft in meine Hände. "Annabell, du bist wunderschön. Du bist klug, vertrauensvoll, süß und unglaublich fürsorglich. Du darfst so etwas nie wieder denken. Der Junge hat eindeutig eine Sehschwäche, anders kann ich mir nicht erklären, warum er dieses schöne Mädchen nicht gesehen hat.", sagte ich ernst und schaute tief in ihre dunkelblauen Augen. Ihre Wangen liefen knallrot an und schnell versuchte sie weg zuschauen, damit ich nicht sah, wie rot sie wurde. Doch ich hielt ihr Gesicht weiter in meinen Händen. "Du machst mich ganz verlegen.", gab sie leise zu. Ich suchte wieder Augenkontakt mit ihr und begann zu lächeln. "Darf ich dich küssen?", fragte ich plötzlich ohne nachzudenken. Ich will es so sehr... Ich will wissen, ob ihre Lippen wirklich so weich sind, wie sie aussehen. Ich will ihren Atem auf meinen Lippen spüren. Verunsichert schaute sie nach unten. "Es würde dir nicht gefallen.", flüsterte sie. "Das weißt du nicht.", sagte ich ernst. "Aber ich weiß gar nicht, wie ich... Also wie ich küssen soll.", gab sie verlegen zu. Ich schmunzelte leicht. Sanft drückte ich sie nach hinten damit sie auf ihrem Bett lag. Ich beugte mich über sie und schaute ihr tief in die Augen. "Schließe deine Augen.", flüsterte ich und sie schloss ihre Augen. Ich näherte mich ihren Lippen und spürte ihren unruhigen Atem auf meinen Lippen. "Bewege deine Lippen einfach gegen meine.", flüsterte ich und schloss den Abstand zwischen unseren Lippen. Mein ganzer Körper begann zu kribbeln und ich lächelte in den Kuss hinein. Unsicher bewegte sie ihre Lippen gegen meine und ich vertiefte den Kuss weiter. Ihre Hände fanden den Weg in meine Locken und ich zog sie näher an mich. Sanft strich ich mit meiner Zunge über ihre Unterlippe und sie öffnete nach kurzem Zögern ihren Mund. Sie ist einfach atemberaubend... Ihre Hände strichen durch meine Locken, während ich den gefühlvollen Kuss genoss. Sanft führte ich ihn zu Ende und wir lösten uns schwer atmend von einander. Sie lächelte mich sanft an und ihre Augen funkelten wie zwei Sterne. Mein Lächeln wurde breiter.

Do you rescue me? (Harry ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt