We can't cry the pain away

657 43 10
                                    

Meine Tränen tropften meine Wangen herunter und landeten auf Samus  Tshirt. Immernoch versuchte ich verzweifelt seine Blutungen ein wenig zu stoppen. Vergeblich. Wann tauchte nur dieser Rettungsdienst auf? Viel zu lange wartete ich darauf. "Samu... bitte bleib wach.. bleib bei mir! Ich... ich brauch dich doch!" Immer wieder schlug ich gegen Samus Wange um ihn wach zu halten. Wieso tat er sich das an? Ich sackte auf seinem Oberkörper zusammen. "Samu" schluchzte ich. "Bitte"
Kurz darauf nahm ich Hände an meiner Schulter wahr, die mich von Samu herunter zogen. Die Notärzte waren da.
"Können sie uns genau sagen, was er gemacht hat?" Fragte mich eine blonde, mittelgroße Frau. Ich nickte nur stumm und versuchte mich ein wenig zu beruhigen. Alles wird gut, Hilfe ist schon hier!
"Er... er hat sich... seine Arme... Aufgeschlitzt... mit der Klinge da!" Brachte ich hervor. Mein ganzer Körper zitterte schrecklich. "Wie lange ist das ungefähr her?" Fragte die Frau wieder nach. Was weiß ich. "So um die zehn Minuten" antwortete ich mit brüchiger Stimme.
Sie nickte knapp. "Es wird gleich eine Seelsorgerin für dich da sein, okay?" Dann drehte sie sich um und teilte meine Antworten den Männern mit, die versuchten Samu zu stabilisieren.

Mittlerweile war die Seelsorgerin auch da. Ich war mit ihr in einem anderen Raum, weg von Samu. Ich wollte aber nicht. Ich wollte nicht von Samu getrennt werden! Vielleicht würde er es nicht überleben und wir wären für immer getrennt. Ich würde es  mir nie verzeihen können, wenn ich während seiner letzten Minuten nicht bei ihm würde. Ich machte mir ohnehin schon viel zu viele Vorwürfe, dass er sich das alles wegen mir angetan hat! Er wollte sich umbringen... nur wegen mir!
Riku, hör auf so zu denken! Er wird es schon schaffen... hoffenlich.
Ich versuchte, meine Aufmerksamkeit wieder auf die Frau zu richten. Sie starrte auf meinen unbedeckten Oberkörper. Erst jetzt viel mir auf, dass ich nurnoch in Jeans bekleidet war, mein Pulli lag ja bei Samu.
"In welcher Beziehung stehen sie zu dem Verletzten?" Fragte sie schließlich.
"Er war... Er ist mein Freund" Stumm rannen mir Tränen an meinen Wangen herunter. Ich sah, wie die Frau schluckte. "Bitte lassen sie mich doch zu ihm!" Bettelte ich.
Sie schüttelte ihren Kopf. "Es wäre nicht ratsam für sie, wir wollen ihnen den Anblick ihres Freundes in seinem jetzigen Zustand ersparen."
"Ich hab es verdammt nochmal gesehen, wie er es getan hat! Ich war die ganze Zeit dabei! Er ist in meinen Armen zusammengebrochen! Ich habe versucht ihn davon abzuhalten! Versucht, seine Blutung zu stoppen! Er hat sich das nur wegen mir angetan! ALSO LASSEN SIE MICH VERDAMMT NOCHMAL ZU IHM!" brüllte ich sie an und sackte an der Wand zusammen. Mein Körper wurde geschüttelt von schluchzern, doch das einzigste was ich wollte war zu Samu zu gehen. Ich stand also mit all meiner Kraft wieder auf und schleppte mich wieder ins Bad.
Ich sah gerade noch, wie sie ihn auf eine Trage verfrachteten. "Wollen sie mitfahren, Herr Rajamaa?" Fragte mich die Frau von vorhin. Ich nickte nur und strich mir Tränen aus dem Gesicht. Half jedoch nicht sehr viel, denn sofort tropften neue aus meinen Augenwinkeln. Im Rettungswagen angekommen ergriff ich Samus rechte Hand. Von der Ärztin bekam Samu noch eine Infusion. Den Rest der Fahrt tat sich nichtsmehr, ich sagte nichts, die Ärztin ebenfalls nicht und Samus Zustand veränderte sich zum Glück auch nicht. Der eigentlich weiße Verband um seinen linken Arm värbte sich schon lange wieder blutrot. Ich schluckte. Er würde es doch überleben?

Schnell waren wir am Krankenhaus angekommen, ging es auch schon hektisch weiter. Schnellstmöglich musste Samus Arm desinfiziert und genäht werden. Ich musste mich vor dem Behandlungszimmer von Samu trennen.
Hibbelig trat ich von einem Bein auf das andere. Meine Tränen waren, wie es schien, aufgebraucht, denn es folgten einfach keine neuen mehr.
Immer wieder stellte ich mir diese eine Frage: Wieso?

Mein Handy klingelte. Raul rief mich an.
"Hi" nuschelte ich.
Anstatt mich zu begrüßen fing er sofort an zu reden.
"Weißt du wo Samu ist?!" Er klang sehr wütend.
"Ja, aber..." Sogleich wurde ich unterbrochen.
"Dieser Arsch hat einen Brief geschrieben, er verlässt die Band! Nichtmal eine Begründung hat er geschrieben!"
"Die weiß doch eh jeder!" Antwortete ich. Meine Stimme klang immernoch brüchig.
"Ja, aber ihr seid zwei erwachsene Männer, ihr hättet das schon geschafft. Aber nein... Er will uns für immer verlassen"
Ich schluckte.
"Raul..." begann ich wieder.
"Komm ins Studio, das musst du dir selbst durchlesen"
"Geht nicht!"
"Wieso?!" Fragte er ungläubig.
"Ich bin bei Samu..." brummte ich zögerlich.
"Du bist was?! Dann schlag ihm bitte gleich eine runter von mir! So ein Arsch!" Raul klang dermaßen aufgebracht.

"Nein. Mach ich nicht. Samu liegt im Krankenhaus!"

Dream like a ChildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt