Lesson that i had to learn

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"Das Problem ist eben jetzt, dass die Aktion in ihren Augen total bescheuert war... Sie sehen uns jetzt als launisch und sprunghaft... Kurzgefasst: Wenn wir pech haben sind wir ihnen zu unsicher, sie haben Angst, dass wir ihnen gleich wieder abspringen." Mischte sich nun auch Riku wieder ein, hob seinen Kopf jedoch nicht. "Da hast du vollkimmen recht" meinte Mikko.
"Aber es muss sich da noch irgendwen finden lassen!" Rief ich verzweifelt. Mikko zuckte mit den Schultern.
"Wir schaffen das. Ich... Ich hab schonmal die meisten Plattenfirman Finnlands abgeklappert, muss ich das eben nochmal machen" versuchte ich uns Mut zu machen.
"Ich will ja nur ungern deine Euphorie bremsen, aber ihr hattet damals echt bessere Chancen genommen zu werden als jetzt. Ihr hattet Potential, wart jung... Und jetzt? Ihr hattet zwar einige Hits, füllt die größten Hallen... Aber ihr seid mittlerweile alt, viele werden sagen, euere Zeit ist solangsam vorbei, ihr habt euch gerade echt mehr Steine als nötig in den Weg gelegt."
"Andererseits, damals wusste man auch nicht, ob wir Erfolg haben werden, und Jukka hat uns trotzdem genommen. Wir sind zwar mittlerweile älter, aber unser potential ist immernoch da. Hits haben wir inzwischen auch mehrere gelandet, haben also Talent, noch mehr zu landen..." überlegte Riku und zuckte mit den Schultern.
"Dann hören wir eben doch auf" grummelte ich beleidigt.
"Nein Schatz, das werden wir nicht. Wir, beziehungsweise ihr habt es schonmal geschafft. Also warum sollten wir es diesesmal nicht wieder schaffen? Wo ist nur mein optimistischer, kämpferischer Freund hin? Wir geben nicht auf!"
Rikus Hände legten sich auf meine Schultern. Ich sah ihm in seine Augen und nickte. Zusammen konnten wir es schaffen. Ich war nicht alleine. Wir waren auch nicht zu zweit, denn die anderen Jungs würden genauso hinter mir, hinter uns stehen. Hoffentlich.

"Also gut, ihr macht euch während der Tour darüber Gedanken, wie wir das Problem lösen könnten. Deal?" Wir nickten und verzogen uns auch Richtung Dusche.
Gedankenverloren streifte ich mir meine Klamotten von meinem Körper. Ich spürte die Blicke meines Verlobten auf mir, doch ließ ich mich nicht beirren und stellte mich unter die Dusche, ohne ihn groß zu beachten. Meine Gedanken schweiften ab, konnten wir Sunrise Avenue wirklich noch retten? Der Weg nach oben war verdammt hart. Und diese Aktion könnte uns ins Aus befürdern, als wenn wir alle Seile, die uns hielten, abgeschnitten hätten und wir nun verzweifelt versuchten, uns daran vestzukrallen. Das konnte kein gutes Ende nehmen.
Warum riskierte ich alles?
Die Beziehung mit Riku, warum habe ich mich am Anfang überhaupt drauf eingelassen? Nur, weil ich meinem besten Freund, der in mich verliebt war, nicht sein Herz brechen wollte. Und dann ging es mir kurz darauf auch nicht anders wie ihm, und war Riku hoffnungslos verfallen. Nachdem es die Jungs so gut aufgenommen hatten, dachte ich nicht im Traum dran, dass unsere Beziehung eine schlechte Auswirkung auf die Band haben könnte.
Und dann folgte der erste Streit im Sommer, der mir meine Augen öffnete. Die ganze Band litt darunter.
Das Leben ist kein Wunschkonzert, Haber! Sehs endlich ein!

Es waren Rikus massierende Hände an meinem Rücken, die meine Gedanken wieder ins hier und jetzt beförderten. "Du bist verspannt, Schatz" stellte er fest. Ich grummelte. Ich konnte das jetzt nicht gebrauchen. Nicht bei meiner schlechten Laune. Ich war unzufrieden mit der Situation, unzufriedenmit mir selbst.
"Lass es, Rick!" Sagte ich genervt, spülte den restlichen Schaum aus meinen Haaren und verzog mich richtung Umkleide.

Kurze Zeit später saß ich in Jogginghose und Hoodie dicht ans Fenster gekuschelt in meinem Bett im Tourbus. Die Vorhänge davor waren zugezogen, ich wollte meine Ruhe haben. Mein Blick war stur aus dem Fenster gerichtet, jedoch nahm ich nicht wirklich etwas wahr. Zu sehr war ich meinen Gedanken verfallen.

Wann zum Teufel war ich so leichtgläubig geworden? Seitdem ich Riku an meiner Seite hatte hinterfragte ich so gut wie garnichts mehr. Für mich gab es nurnoch ihn. Seitdem ich ihn hatte, vernachlässigte ich viele Sachen nurnoch.
Bewusst wurde mir das erst wirklich, als wir wegen unseres Streits diese Beziehungspause hatten. Ich war ein Wrack. Ein nurtzloses Wrack. Eine Pause, die mir fast mein Leben kostete. Ich verstand immernoch nicht warum ich das getan habe.
Noch immer wurde es mir bei dem Gedanken daran, dass Riku etwas mit Osmo gehabt haben könnte, schlecht. Doch ich wusste, ich konnte Riku vertrauen. Und wenn die beiden etwas miteinander hatten, hätte er es mir schon längst gesagt.
Ich durfte nicht so eifersüchtig sein.
Das brachte auch nichts. Es würde nur wieder Streit herausbringen, und das konnten wir jetzt noch weniger gebrauchen.
Das einzige was wir jetzt gebrauchen konnten, war Zusammenhalt. Mit allen. Wir mussten da jetzt als Band durch. Sami, Raul,Osmo, Riku, Mikko, Ich. Auch wenn unser Verhältnis zu Osmo immernoch schlecht war, mussten wir uns jetzt zusammenraufen.

Und wieso war das Verhältnis zu ihm immernoch so schlecht? Genau, weil ich wieder zu eifersüchtig war. Ich musste meinen Dickkopf wieder durchsetzen. Ich konnte Riku wieder nicht vertrauen. Sonst wäre es nicht zu so einem riesigen Streit gekommen, alles danach wäre nie so passiert und ich hätte mich nicht dazu entschlossen die Band aufzulösen.

Ich musste nach außen immer zeigen, dass ich der Chef bin und alles unter Kontrolle habe. Aber wenn es dann hart auf hart kommt hatte ich keine Eier in der Hose und zog meinen Schwanz ein.

Wütend starrte ich aus dem Fenster und ließ meinen Tränen freien lauf.
Ich war sauer. Sauer auf mich.

Dream like a ChildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt