Dream like a Child

Let go, have faith

Verdammt!
Wieso musste ich immer so doof sein! Erst denken, dann reden, Herr Haber! Dieser Spruch wurde mir in meiner Kindheit viel zu oft eingetrichtert, jedoch zurecht. Schon immer dachte ich nicht richtig nach, bevor ich etwas sagte. Das hat mich jetzt auch um Riku gebracht. Riku. Meine große Liebe. Mir wurde es schwer ums Herz, wenn ich daran dachte, dass er weg ist. Vielleicht für immer. Ein ungutes Gefühl in meiner Magengrube bildete sich. "Du musst das jetzt sofort klären, Haber!" Machte ich mir selber Druck. Aber was sollte ich tun? Bei Riku anrufen? Nein. Was sollte ich sagen?! Es tut mir leid, komm wieder zurück, das war nicht so gemeint?!
Nein.
Ich musste zuerst mit Vivi reden. Ihr deutlich machen, dass ich dieses Mal unter keinen Umständen zurück kommen werde. Auf keinen Fall.
Ich griff nach meinen Handy und wählte die Nummer.
"Wird ja mal Zeit, dass du dich wieder meldest, Samu" Ich schluckte und formte meine freie Hand zu einer Faust.
"Und was bitteschön erhoffst du dir aus meinem Anruf?"
Vivianne lachte auf.
"Oh je, hast du vergessen wie gut ich dich kenne, Samu Aleksi Haber? Ich weiß doch, dass du immer wieder angekrochen kommst!" Hastig schüttelte ich meinen Kopf, was Vivi aber nicht sehen konnte.
"Nein. Niemals. Ich werde unter keinen Umständen wiedee zu dir zurück kommen. Das habe ich schon viel zu oft gemacht! Ich habe Riku."

"Ach ja? Abwarten. Ist alles nur eine Frage der Zeit" Wieder lachte sie finster auf.

"Garantiert nicht! Riku ist die einzigste Person die ich liebe, daran kannst du nichts ändern"

"Wir wissen beide, dass du dir da nur was vormachst! Riku ist ein Mann. Du willst einen Mann lieben?!"

"Ja zum Teufel! Ich liebe Riku, ich liebe einen Mann! Ich habe noch nie jemanden so sehr geliebt wie ihn."
Bevor Vivi zu einer Antwort einsetzte, legte ich auf.

Dann wäre das schonmal geklärt.
Ich konnte zwar nicht behaupten, dass mich das ganze kalt ließ, steckte es bisher aber doch relativ locker weg.
Bis jetzt. Das schwerste Gespräch stand noch an. Ich hatte Angst vor Rikus Reaktion.
Sollte ich jetzt anrufen? Es ist noch nicht einen Tag her, dass er gegangen ist.
Ach komm schon, Haber! Sei kein Feigling.
Ich tastete nach meinem iPhone, nahm meinen ganzen Mut zusammen und rief bei meinem Freund an.

Rikus Sicht

"Riku! Was sollte das?" Osmo starrte mich entsetzt an. "I... ich weiß es nicht... Es... fühlte sich gerade so richtig an!" Druckste ich nun herum. Mein Verstand hatte sich gerade ausgeschaltet und dann ist es passiert. "Schon gut, kleiner!" Lächelte Osmo mich nun wieder an. Er wollte gerade wieder zum sprechen ansetzen, doch wurde von meinem Handy gestört. "Fuck wo hab ich das nur hingelegt?" Rief ich. "Schau mal in deiner Jackentasche" riet Osmo mir. Und tatsächlich fand ich dort mein Handy, welches aber mittlerweile aufgehört hatte zu klingeln. "Samu" meinte ich nur und lies es wieder auf den Tisch senken. Ich würde ihn garantiert nicht anrufen, ich hatte nichts verbockt. Doch mein Handy klingelte erneut. Ich nahm einmal tief Luft und nahm ab.

"Hm?" Brummte ich in den Hörer. Ich hatte gerade kein Bock mit Samu zu reden.
"Riku!!!!" Er klang erleichtert.
"Ja so heiße ich" antwortete ich trocken.
"Okay Okay. Ich weiß dass ich scheiße gebaut habe, hast du mir schon heute morgen deutlich genug gezeigt"

Ich antwortete nicht.

"Bist du noch dran?" Ich brummte zur antwort. "Aber ich habe nachgedacht. Über uns. Über meine Gefühle."
"Ja dann kannst du ja jetzt zu deiner Vivi gehen!" Gab ich trotzig zurück.
"Hör mir doch erstmal zu! Mir ist verdammt nochmal klar geworden, dass die einzigsten beiden Personen die ich in meinem Leben je richtig geliebt habe meine Mum und du sind! Mensch Riku! Können wir das nicht wie zwei erwachsene Menschen klären?!"
Ein paar vereinzelte Tränen kullerten an meiner Wange herunter. Nicht schwach werden Riku, reiß dich zusammen!
"Steck dir deine Ausreden sonst wo hin, Haber! Ich glaube dir kein einziges Wort. Verpiss dich aus meinem Leben!"
Schluchzen war am anderen Ende der Leitung zu vernehmen.

"Minä rakastan sinua, Riku!"