Make a move

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Meine Worte saßen. Verdutzt starrte Samu mich an. Ich schluckte. War ich damit zu weit gegangen?
Seine Augen funkelten zornig. Samu konnte es noch nie ertragen, wenn andere Leute recht hatten. Für einen Moment machte es den Anschein, er wolle mir Antworten, drehte jedoch seinen Kopf wieder in Richtung Fenster und blickte stur hinaus.
Ich seufzte.

"Samu mach bitte nichts falsches!" Setzte ich nach ein paar Minuten an. Der Blonde gab eine Art knurren von sich.
"Ich meine es ernst."
Langsam drehte er seinen Kopf wieder zu mir und starrte mich mit einer Mischung aus Traurigkeit, Hass und Enttäuschung an.
"Das hab ich damals auch ernst gemeint." Antwortete er kalt und zog ruckartig seinen linken Ärmel hoch.
Ich schluckte.
"Samu, das... Das war doch nicht so gemeint! Das war auf alles andere bezogen, aber nicht auf das! Ich meine es ernst, dass du keine zu schnellen Entschlüsse treffen solltest, wie zum Beispiel das mit der Band oder mit unserer Beziehung. Ich meine es ernst mit dir. Ich liebe dich! Ich meine es ernst, wenn ich sage, dass ich immer für dich da bin. Ich meine es ernst, wenn ich dich frage wie es dir geht. Verdammt, ich meine das alles verdammt ernst, einfach nur, weil du mir scheiß wichtig bist!" Tränen rannen mir über mein Gesicht. Ich hatte Angst. Angst. Angst davor, dass Samu mich verlassen würde, einfach etwas undurchdachtes tun würde.
"Wenn du es wirklich ernst mit mir meinst, dann lass mich!" Wisperte mein Verlobter.
Ich sah ihn an und nickte. "Ich lie-"
"MENSCH VERPISS DICH!" Brüllte Samu mich an und ich sprang vor Schreck auf.

Samu zog die Vorhänge vor seinem Bett zu und ich stand ratlos im Mittelgang des Busses, immernoch mit Tränen in den Augen. Auch ich entschloss mich, in mein Bett zu liegen und die Vorhänge zuzuziehen, sodass ich mit meinen Gedanken alleine war.

Warum war Samu so? Was ritt ihn dazu? Warum hat sich seine Laune innerhalb von drei Sekunden um so viel verschlechtert? Was ging in ihm vor? Vorhin sowas von Optimistisch, jetzt der Pessimist in Person.

Ich machte mir einfach nur verdammt Sorgen um Samu. Meinen Samu. Meinen Freund. Den blonden Frontmann von 'Sunrise Avenue', der von Mädels geradezu vergöttert wurde, aber mit mir, einem Mann, dem Gitarristen seiner Band, zusammen war. Mein Verlobter. Wir wollten heiraten. Bald. Und Samu? Er stellte gerade wieder alles in Frage. Alles. Wirklich alles. Die Band, unsere Beziehung, unser Leben generell.

Es konnte doch nicht sein, dass wir es durchgestanden haben, unsere Beziehung öffentlich zu machen und auch das vermeintliche aus von 'Sunrise Avenue' durchzustehen, und jetzt an diesem Dreck scheitern? Daran, dass wir jetzt vielleicht nichtmehr so einfach an eine Plattenfirma kommen, wie wir es davor gekonnt hätten. Aber das würde doch kein Hindernis für uns darstellen!

Meine Gedanken spielten mir streiche, es war alles zu verwirrend. Viel zu verwirrend. Ich wollte mit jemandem reden, aber mit wem? Alle waren saufen, nur Samu und ich hielten uns im Tourbus auf. Und mit ihm konnte ich nicht reden.
Stumm liefen mir Tränen über die Wangen. Warum musste das so schwer sein?

"Riku hör gefälligst auf zu heulen!" Rief Samu. Ich stockte.

"Riku, ich kenne dich!"

"Was?" Fragte ich mir zittriger, heißerer Stimme. Man konnte eindeutig hören, dass ich weinte.

"Hor auf zu heulen." Wiederholte er sich.

"Wieso?"

"Ich kann nicht sauer auf dich sein, wenn ich weiß, dass es dir so schlecht geht!"

Ich musste schmunzeln. Das war wieder mein Samu. Er konnte es einfach nicht ertragen, wenn es Leuten, die ihm wichtig sind, schlecht geht. Das ist auch eine von vielen Eigenschaften von ihm, die ich so verdammt liebte. Auch, wenn wir uns gestritten hatten.

Dream like a ChildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt