5. Das Shy-Problem

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Tja, und da stand ich nun.

Leicht betrunken. Und nur wenige Millimeter von einem Mädchen entfernt, welches ein ziemlich freches Mundwerk besitzt.

„Na für die Klapse natürlich!", sagte sie gerade mit einem solchen Ernst in der Stimme, dass mir vor Schreck die Kinnlade hinunter fiel.

„Was?", ich versuchte, mir den Schreck nicht weiter anmerken zu lassen.

Dieses Gespräch wurde mir auf einmal in eindeutig zu persönliche Bahnen gelenkt. Wenn sie bloß nur die kleinste Ahnung hätte, wovon sie da sprach.

Aber sie konnte nicht ahnen, welchen Nerv sie da getroffen hatte.

„Schon gut, war nur ein Scherz....", Shy hob abwehrend die Hände und biss sich reuevoll auf die Lippen. Sie konnte also doch Emotionen zeigen.

Ich drehte mich von ihr weg und erblickte erneut die hellen Lichter, die mich erwartungsvoll ansahen. Doch dieses mal gab ich nicht nach.

„Spinnst du? Da gehst du garantiert nicht noch einmal hin!", ich wurde ziemlich unsanft an meinem Hoodie zu ihr zurück gezogen und umgedreht.

Mein Körper gehorchte ihr wie ein Hund an der Leine.

Täuschte ich mich, oder konnte ich da eine gewisse Sorge in ihrer Stimme hören?

„Wo sind deine Freunde?", fragte sie aufgebracht und zerrte mich Richtung Treppe.

Nur langsam gab ich ihr nach. Ich mochte es nicht, wenn andere Leute mich umher zogen. Das durfte nur meine engsten Freunde.

Denen konnte ich vertrauen, dass sie keine Scheiße mit mir bauten.

Dem Mädchen, dass ich gerade erst kennen gelernt hatte, konnte ich allerdings nicht vertrauen. Dafür kannte ich sie zu wenig. 

„Unten."

Ich nahm schnell ihre Hände von meinem Arm und griff in die Leere, um die Stange des Treppengeländers zu finden. Wenigstens konnte ich jetzt den Alkohol dafür verantwortlich machen.

Fehlte gerade noch, dass sie anfing lästige Fragen zu stellen, die ich nicht beantworten konnte.

Ich taumelte einen Schritt vorwärts und spürte eine verräterische Leere unter meinem rechten Fuß, bis ich gerade noch so die Wand neben mir fand. Die kalten Steine gaben mir vertraulichen Halt.

„Du hast echt Probleme!", hörte ich ihre Stimme murmeln, als ich schnellen Schrittes nach unten rannte.

Mit hoch gezogener Augenbraue starrte sie mir hinterher.

***

„Man, hab' ich einen Kater. Warum haben wir uns gestern bloß so vollsaufen lassen?", begrüßte mich Jasper jammernd mit einem Handschlag. Er wartete, bis ich die Hand ausstreckte, und schlug lächelnd ein.

„Ich weiß nicht", beantwortete ich seine Frage grinsend, dabei verstand ich genau, was er meinte.

Ich war heute morgen nur aus dem Bett gestiegen, da ich mir nicht leisten konnte, dass die Schule bei meinem Vater anrief.

Mit müder Hand strich ich durch die strubbeligen Haare, die ich heute morgen einfach so gelassen hatte.

„Du hast Glück, dass du eine Sonnenbrille tragen darfst! Deine Augenringe sieht man wenigstens nicht", stellte Pacey leicht neidisch fest, während er sich müde den Schlafsand aus den Augen rieb.

Ich grinste schelmisch in die Runde.

Natürlich wusste die Schulleitung von dem Unfall und der ganzen Geschichte und deswegen war mir als einzigem Schüler der Northern High School erlaubt, während des Unterrichts eine Sonnenbrille zu tragen.

Als es zum Ende der ersten Pause klingelte und die Schüler in kleinen Gruppen zum Eingang der Schule strömten, zog ich Jasper beiseite.

„Ich habe ein Problem!", stellte ich sachlich fest und warf ihm einen hilflosen Blick zu.

Mein bester Freund seufzte leicht und meinte dann ernst: „Lass mich raten, es hat mit der Neuen zu tun!"

„Woher weißt du das?", fragte ich argwöhnisch, wobei ich versuchte, nicht all zu schockiert zu klingen. War es wirklich so offensichtlich?

Jasper zuckte mit den Schultern, während er einen kleinen Jungen achtlos beiseite schubste und uns so Platz verschaffte.

Dieser prallte leicht gegen seinen Kumpel und blickte uns wütend hinterher. Er traute sich jedoch nicht, etwas zu sagen.

„Intuition!"

„Ich dachte, so etwas haben nur Frauen!", zog ich ihn grinsend auf, wofür ich mir einen Hieb in die Rippen einhandelte.

„Von wegen. So etwas kann auch bei sehr gebildeten Männern vorkommen!", verteidigte er sich grinsend und wusste selber, dass diese Logik Schwachsinn war.

„Wie auch immer", lenkte ich unser Thema wieder auf mein Shy-Problem, „Ich glaube, ich habe gestern Abend etwas ziemlich dummes getan..."

„Gestern, während ich...-"

„Mit den anderen getrunken und mit Jenny 'rum geknutscht hast? Ja genau. Sie hat mich auf dem Dach abgefangen und jetzt denkt sie, dass ich ein durchgeknallter Psychopath bin, der sich selbst umbringen will!"

„Aber da hat sie doch vollkommen recht, also mit dem Psychopathen und so...", meinte Jasper und ein keckes Grinsen erschien auf seinem Gesicht.

„Haha. Was soll ich denn jetzt machen, verdammt?", fragte ich völlig verzweifelt und biss mir nachdenklich auf die Lippen.

„Sie vergessen?", schlug Jasper vor und trat mit mir durch die Tür zum Klassenraum.

Ich schritt hinter ihm her und musste mich auf die Schritte zu meinem Platz konzentrieren. Drei nach vorne und zehn nach links. Dann der Platz rechts.

„Was macht der Idiot hier?", hörte ich IHRE Stimme circa zwei Schritte hinter mir.

Verwirrt drehte ich mich zu Shy und dem Mädchen neben ihr um. Ich könnte dafür wetten, das es Brook war.

„Guten morgen die Damen, kurze Nacht, was?", ich zog spöttisch die Augenbrauen hoch und verbeugte mich vor ihnen mit ausgestreckten Armen wie ein Butler.

So viel zum Thema vergessen.


~Bild oben: Zack Rhys~

Wie findet ihr die Story bis jetzt? Ich würde mich sehr über ein Feedback freuen :) LG Jackaroo23






The blind BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt