Lekes Sicht
Die folgenden Minuten waren der reinste Horror. Die Zeit schien verrückt zu spielen. Wir schienen eine Ewigkeit zu brauchen, um uns alle endlich in zwei Autos zu setzten und Richtung Fluss zu fahren. Währenddessen brachten mich die Gedanken in meinem Kopf vollends um den Verstand. Ich versuchte mir einzureden, dass das alles nicht echt war und Jack mal wieder mit uns seine Spielchen spielte, doch irgendwie schien das nicht zu funktionieren.
Ich spürte, wie Shy neben mir meine Hand drückte. „Hey", flüsterte sie.
„Hey", wiederholte ich lächerlicherweise mit kratzender Stimme, als hätten wir uns nicht schon vor Stunden begrüßt.
„Egal was jetzt passiert", fing sie leise an und ihre Worte jagten mir eine Gänsehaut ein, „ich weiß, dass du das Richtige tun wirst."
„Das Richtige?", ich konnte nicht verhindern, dass meine Worte einen verächtlichen Nachklang besaßen. „Ich habe das Gefühl, meine ganze Zeit über mit Jack jeglichen Fehler begangen zu haben, den es nur gibt."
Und das stimmte. Mein schlechtes Gewissen brachte mich förmlich um. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es sein sollte, falls wir zu spät kamen.
„Das stimmt nicht!", widersprach sie mir kopfschüttelnd und ihre langen Haare flogen gegen meinen Hals. „Wir haben alle Fehler gemacht. Jack genauso wie wir."
Ich nickte leicht. „Hoffentlich hast du Recht."
Einige Sekunden lang antwortete Shy nicht, doch dann fügte sie doch noch etwas hinzu. „Ich weiß, dass ich gesagt habe, ich würde nie wieder etwas mit ihm zu tun haben wollen. Und das stimmte auch. Vielleicht ist es tief in meinem Inneren immer noch so. Er hat mich tief verletzt und wahrscheinlich war ihm das noch nicht einmal bewusst. Ich wollte nie wieder mit ihm reden und ..."
Sie stockte und ich spürte, dass sie kurz davor war zu weinen. Dieses mal war ich derjenige, der mit sanfter Vorsicht mit dem Daumen über ihren Handrücken strich.
„Das musst du auch nicht", murmelte ich zuversichtlich. „Mit ihm reden."
„Ja, wenn er tot ist", ihre Stimme klang so trocken und ernst, dass ich wütend und hilflos über diese Situation zugleich meine Lippen zusammengepresste und meinen Kopf zur Seite drehte, während sich ganz langsam eine Träne ihren Weg über meine Wange bahnte.
„Wir sind da!", riss uns der laute Ruf von Jasper aus unseren Gedanken. „Kommt schon, nur noch wenige Meter bis zur Brücke."
Ich hörte, wie meine Türseite aufgerissen wurde und Jasper mit grober Hast meinen Arm packte und an mir zerrte. Schnell stolperte ich aus dem Wagen und versuchte mein Gleichgewicht wieder zu finden.
Dann hackte er sich bei mir ein und zog mich förmlich den Weg entlang. Ich versuchte so schnell wie möglich neben ihm her zu eilen. „Ist er das?", hörte ich weiter vorne eine beunruhigte Stimme.
„Oh mein Gott, ja. Das ist Jack!", das war Logans Stimme.
Es gab bis heute in meinem neuem Leben mit meiner Blindheit nicht oft Momente, in denen ich mir so hilflos vorkam, wie in diesem. Wo ich meinen dummen Unfall verfluchte und mir sehnlichst wünschte, wieder sehen zu können. Schließlich wusste ich nicht, was um mich herum geschah, ich konnte die dunklen Schemen nur gering zuordnen, da alle durcheinander liefen und ich selbst ein einziges Nervenbündel war.
Doch am meisten hasste ich, dass ich Jack nicht sehen konnte. Wo er war, was er machte, wie es ihm ging.
„Jack!", schrie Kyler neben mir so laut er konnte. Erschrocken zuckte ich zusammen. „Jack, was machst du da?"
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The blind Badboy
Teen FictionJeder spielt als Kind verstecken in der Dunkelheit. Jeder schließt die Augen und stellt sich vor, was wäre wenn. Doch niemand tut es für immer. Leke schon. ~Ein braunhaariger Tollpatsch, blind und ziemlich durchgeknallt, steigt ein in das Rennen um...