14. Treffpunkt der High society

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Shys Sicht:

„Es tut gar nicht weh...", protestiert er immer noch, als wir ihn bereits Richtung Küche zerren.

Brook führt ihn sachte am Arm durch den Flur und drückt ihn auf einen Barhocker.

Die Küchenzeile ist recht modern eingerichtet. Das grau gemischt mit dem sandfarbenen gibt ihr einen stylischen Touch. Ich mag sie.

„Das habe ich auch nicht behauptet!", erwidert Brook streng und holt bereits ein nasses Tuch.

„Aber das sollte trotzdem desinfiziert werden. Esseiden du willst den Rest deines Lebens mit einer hässlichen Narbe herumlaufen!"

Das lässt ihn fürs erste verstummen. Doch ich merke ganz deutlich, dass er sich unwohl fühlt. Unruhig rutscht er auf dem Stuhl hin und her.

Belustigt verschränke ich die Arme vor der Brust: „Hast du etwa Angst vor dem Desinfektionsspray? Brennt schon ziemlich, ich weiß, aber kein Grund, sich gleich in die Hosen zu machen."

Da ist sie wieder. Diese zornige Falte auf seiner Stirn. Die der Verletzung gerade so gar nicht gut tut.

„Ich an deiner Stelle würde wieder freundlicher gucken, sonst hast du gleich wirklich alles voller Blut. Wenn du das überhaupt kannst...", meine ich grinsend. Macht das Spaß!

„Das sagt die Richtige!", murmelt Leke mit geladener Stimme. Allerdings versucht er nun tatsächlich, seine Gesichtszüge zu glätten.

Brook kommt mit dem Spray und einem Lappen mit heißem Wasser an. Achtlos hinterlässt sie eine tropfende Spur auf den Steinfliesen.

Ganz automatisch wandern meine Hände zu Lekes Sonnenbrille, doch urplötzlich umfasst er blitzschnell meine Arme. Erschrocken halte ich inne.

„Lass das!", befiehlt er mit gepresster Stimme und nimmt langsam den Druck von meinen Armen.

„Aber..."

Komischer Junge schüttelt wild den Kopf, sodass seine Haare ganz durcheinander kommen. „Nein. Das geht auch so!"

Brook seufzt ein wenig genervt auf, versucht sich jedoch nichts anmerken zu lassen. Ganz langsam nähert sie sich seinem Gesicht und fährt mit dem Tuch über seine rot gefärbte Haut.

Währenddessen klammert Leke sich wie besessen mit den Fingern am Stuhl fest. Seine Knöchel treten weiß hervor.

Ich bin immer noch verwirrt. Was hat es denn bitte mit der Sonnenbrille auf sich, dass er sie nicht einmal abnehmen kann?

Kopfschüttelnd beobachte ich Brook, wie sie mit perfider Genauigkeit um die Brille herum arbeitet.

Vielleicht ist er ja ein Psychopath? Wundern würde es mich nicht. Und seine Macken würden eindeutig in das Muster passen.

„Das reicht schon", meint er nach einem kurzem Moment und blickt ein wenig bekümmert zu Brook hoch. Zumindest DAS konnte er in einem netten Ton sagen.

Meine beste Freundin seufzt noch einmal auf und zuckt dann ergeben mit den Schultern: „Wenn du meinst."

Leke nickt bestimmt. Brook nimmt das Spray und sprüht geschickt auf den roten Faden, der sich bis zur Hälfte der Stirn zieht.

Er zuckt zusammen. Ob vor Überraschung oder Schmerz kann ich nicht sagen. Vorsichtig mustere ich ihn.

Selbst jetzt sieht er einfach noch unverschämt gut aus. Und das, obwohl er gerade gegen eine Wand gelaufen ist!

Ich komme gar nicht dazu, mich zu fragen, wie das passieren konnte. Er ist ein Idiot. Das reicht mir als Erklärung.

„Danke!", meint er zu Brook und macht sich daran, aufzustehen.

„Du kannst auch noch ein wenig hierbleiben", bietet sie hilfsbereit an. Ihr sorgenvoller Blick entgeht mir dabei nicht.

„Nein, geht schon. 'Tschuldigung für die Belästigung", er wirft mir einen schnellen Blick zu.

Was hat er denn? Zu Brook kann er ja sogar ganz freundlich sein. Na so was. Ob die beiden wohl mal etwas miteinander hatten?

Irgendwie will ich es nicht hoffen. Die Vorstellung alleine verursacht ein Grummeln in meiner Magengegend.

Trotzig funkele ich Leke an.

Doch sofort gleiten meine Gedanken wieder in eine Richtung, die ich garantiert nicht einschlagen möchte. Ich meine, seine Haare ... am liebsten würde ich sie jetzt nur noch mehr verwuscheln.

Stopp! Was mache ich da? Er ist ein Idiot, mit dem ich mich eindeutig NICHT anlegen sollte, verdammt.

Langsam entspannen sich seine Muskeln wieder. Als würden wir ihm etwas tun!

Plötzlich zuckt er zusammen, was mich völlig aus dem Konzept bringt. Erst jetzt höre ich die einzelnen Stimmen, die immer lauter werden.

Unsere Köpfe drehen sich Richtung Flur, in dem auf einmal ein ganzer Haufen Jugendlicher erscheint.

Was ist das hier, ein neuer Platz der High society? Der neuste Treffpunkt für Jugendliche?

Ich glaube, ich habe eindeutig etwas verpasst.

"Was geht denn hier ab?", murmele ich, während mein Blick völlig entgeistert die Mädchen und Jungen mustert.

Als wäre alles ganz normal, gehen sie durch die hintere Tür hinaus und würdigen uns keines Blickes.

Verwirrt blicke ich Brook und Leke an. Seine Haltung erinnert mich an einen angeschossenem Panther, während er zwanghaft seinen Blick von den Teenagern wendet.

Täusche ich mich, oder blitzt da ein Hauch Angst in seinen Zügen auf? Was hat er denn plötzlich?

Brook neben ihm lacht erheitert auf.

"Das sind die Typen aus der Selbsthilfegruppe meiner Mutter, die jetzt Schluss haben!", klärt sie uns grinsend auf. Doch mir entgeht der leicht besorgte Blick, den sie Leke zuwirft, nicht.

"Aha", bemerke ich immer noch ein wenig verstört darüber, dass dieses Haus anscheinend einige Überraschungen auf Lager hat.

Still beobachten wir, wie die letzten die Glastür hinter sich schließen und es leise wird.

„Ich bring dich nach draußen!", bietet Brook schnell an, um die peinliche Stille aufzulösen. Täusche ich mich, oder drückt sie ganz leicht auf seinen Rücken?

Hier stimmt doch etwas nicht. Und ich werde auch noch heraus finden, was es ist.

Mit nachdenklicher Miene blicke ich den beiden hinterher. Meiner neuen besten Freundin und dem Typ, der einfach in fremden Häusern steht und gegen Wände läuft.

Mit einem leisen Stöhnen registriere ich die leichten Blutspuren an meinen Handgelenken. Jetzt habe ich auch noch das Blut dieses Idioten an meinem Arm.

Nur weil er die verdammte Sonnenbrille nicht absetzten wollte!

Na vielen Dank auch, Leke!


The blind BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt