Lekes Sicht
Mit einem tiefen Seufzer hatte ich das stetige Piepsen registriert, dass ihrem leicht enttäuschten 'Aha' gefolgt war. Aber was sollte ich auch machen?
Wütend hatte ich das Handy auf mein Bett geschmissen. Da hatten auch Jaspers gut gemeinten Worte nicht geholfen und auch nicht, dass er extra noch einmal einkaufen fuhr, weil wir so gut wie nichts mehr im Haus hatten.
Und selbst seine selbstgemachten – ziemlich misslungenen – Spagetti mit Bolognese hatten meine Stimmung nicht mehr retten können.
Abgesehen davon, dass sie hoffnungslos versalzen waren.
Ich musste mich endlich zwingen einzusehen, dass das mit Shy und mir keine Zukunft hatte. Zwischen uns lag ein tiefer Graben, den keiner je überwinden würde können.
Nie – mals.
Mittlerweile war es wieder Montag und ich hatte genug Zeit gehabt, mir den Frust mit Hilfe von Sport von der Seele zu schreien. Metaphorisch ausgedrückt.
„Warum machst du das?", fragte mich auf einmal Jasper, während wir mit Pacey und Zack in unserer Ecke des Schulhofes standen und auf das Ende der Pause warteten.
„Was?", ich warf ihm einen irritierten Blick zu, während ich meine Hände in der Jackentasche vergrub.
„Dich selbst immer so runter machen. Ich weiß, dass du gerade daran denkst. Das sieht man dir an. Du glaubst, du hättest keine Chance bei Shy."
Ich zuckte ergeben mit den Schultern: „Und wenn schon..."
Ich spürte, dass die anderen zwei unsere Konversation gespannt verfolgten.
„Und wenn schon?", sprach Jasper mir nach und ließ meine Worte klingen, als wären sie das ekeligste, was er je gehört hatte.
„DU", plötzlich spürte ich seinen Zeigefinger, der wütend gegen meine Brust drückte, „du hast keine Chance, weil du dir keine Chance gibst. Es liegt ganz an dir, das lag es schon immer. Und jetzt ziehst du den Schwanz ein, nur weil es ein wenig heikler wird. Das darf nicht wahr sein."
Ich spürte, dass er aufgebracht den Kopf schüttelte, während er seinen Finger wieder sinken ließ. Ganz langsam glitt er an meiner Brust entlang über meinen Bauch, bis er meine Haut losließ.
Ich schluckte. Denn ich wusste einfach, dass er Recht hatte. Dieser verdammte Blödmann hatte immer Recht. Zumindest was solche Dinge anging.
„Du blöder Besserwisser", verärgert darüber, dass ich mal wieder erst eine Lektion von meinem besten Freund gebraucht hatte um wieder zu Vernunft zu kommen, stieß ich ihn spielerisch ein paar Schritte zurück.
Ich hörte ihn mit beruhigter Stimme auflachen und auch meine anderen Freunde stimmten grinsend mit ein.
„Ihr alle", rief ich und streckte meine Zeigefinger drohend in ihre Richtung, während ein Grinsen meine ernste Miene übermalte und mich zwang, ebenfalls zu lachen.
„Geht doch", meinte Jasper zufrieden, „Da ist ja mein alter Leke. Und jetzt zeigst du diesem verdammten Mädchen mal, was du wirklich drauf hast!"
* * *
„Shy?", fragte ich in die Leere vor mir. Ich wusste, dass sie hier saß. Jasper hatte es mir gerade noch genaustens erklärt.
Etwas unruhig wippte ich von einen auf den anderen Fuß, während ich auf eine Reaktion von ihr wartete.
„Was gibt es, Leke?", ich hörte, wie sie sich mir zuwendete. Etwas verwirrt über ihren freundlichen Tonfall musste ich mich erst einmal wieder neu ordnen.
„Ich, ähm", verdammt, was ist denn los mit dir!, stutze ich mich innerlich zurecht.
„Ich wollte fragen, ob das Angebot mit Sport noch steht?!"
„Oh", das hatte sie anscheinend nicht erwartet. Ich spürte, dass sie mit sich rang. Wollte sie mir noch eine zweite Chance geben, nachdem ich sie beim letzten mal so höflich abserviert hatte?
„Okaaay, uhm. Ja, wie sieht's mit morgen aus? Nach der Schule?", ihre Stimme klang immer noch ein wenig überrascht.
„Perfekt!", antwortete ich ohne nachzudenken und fuhr mir mit einer Hand durch die Haare.
„Gut, ich...-"
„Mister Flynn, setzten sie sich BITTE hin?", wurde sie von unserer Erdkundelehrerin Misses Miller unterbrochen. Diese klang bereits etwas gereizt. Etwas sehr gereizt.
Ich warf Shy einen entschuldigenden Blick zu und ging zurück zu meinem Platz zwischen Jasper und Zack. Diese führten gerade eine ziemlich heiße Debatte darüber, was Zack Samstag Abend gemacht hatte.
„Klar hast du dir Lacey geschnappt!", erwiderte Jasper just in dem Moment, indem ich mich hinsetzte.
„Vergiss Lacey. Die ist nicht mehr aktuell", widersprach Zack ihm und ich hörte seiner Stimme an, dass er das Gespräch allmählich peinlich fand.
„Aha, und wer ist dann aktuell?", hakte mein bester Freund mit fragender Miene nach und ich wusste, dass er gerade herausfordernd eine Augenbraue hoch zog.
„Kennst du nicht", murmelte Zack mit brüchiger Stimme und ich wettete darauf, dass er gerade so rot war wie eine Tomate.
„Aha, das kann ich ja immer noch am besten beurteilen!", erwiderte Jasper grinsend.
„Komm schon Zack", mischte ich jetzt auch ein, „muss man dir heute alles aus der Nase ziehen?"
„Ich...ähm.", stotterte Zack und allmählich kam mir sein Verhalten ziemlich merkwürdig vor.
„ZACK!"
„Schon gut. Ich meine, vielleicht kennt ihr sie ja doch?! Ähm, es ist ... Brook..."
„Ach du heilige Scheiße", murmelte Jasper halb lachend, halb schockiert. „Nicht noch einer, der hoffnungslos verknallt ist."
Ich stimmte leise in sein Lachen ein. Der Arme hatte es aber auch nicht leicht. Ob Zack oder Jasper.
~Bild oben: (nur zur Erinnerung *-* ) Zack~
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The blind Badboy
Teen FictionJeder spielt als Kind verstecken in der Dunkelheit. Jeder schließt die Augen und stellt sich vor, was wäre wenn. Doch niemand tut es für immer. Leke schon. ~Ein braunhaariger Tollpatsch, blind und ziemlich durchgeknallt, steigt ein in das Rennen um...