Lekes Sicht:
Es hätte ein ganz normaler Abend werden sollen. Mit ein wenig Tanzen und Schülern, die sich in bester Stimmung aufgebrezelt dem Punsch hergaben. Doch war heutzutage noch normal?
Schließlich reichte es nicht, dass ich bei jeden Tanz aufpassen musste, nicht auch nur einen falschen Schritt zu machen und es reichte auch nicht, dass ich dabei jedes mal fast einem Schweißausbruch nahe stand. Nein, mal wieder schien mich die Vergangenheit einzuholen.
„Leke?", Shys Stimme klang beunruhigt, was mich stutzig werden ließ.
„Was ist denn?", ganz automatisch wurde mein Griff um ihre Hüfte ein wenig enger. Die Musik dröhnte durch die Boxen und wir waren wie so viele andere gerade auf der Tanzfläche.
„Sie sind wieder da!"
Bei ihren Worten bildete sich eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper. Ganz langsam kroch die Kälte über ihn und ließ mich erzittern. Ich wusste sofort wen sie meinte. Es konnte nur eines bedeuten.
„Jacks Freunde. Sie schauen uns an!"
Es kam mir vor, als würde mein Gehirn in Schneckengeschwindigkeit die Informationen verarbeiten. Nur ganz langsam schien ich sie aufzunehmen und schaffte es nicht, schnell genug zu reagieren.
Ich wusste nur, dass ich höllische Angst hatte. Ich wusste nicht, wo Jasper und die anderen waren, hatte keine Orientierung und kannte mich hier kein bisschen aus.
„Was sollen wir tun? Leke!"
Ich spürte, wie sie an meiner Schulter rüttelte. Wir waren mittlerweile stehen geblieben und schauten uns unsicher um. Doch ich konnte niemanden bestimmtes ausmachen. Wie sollte ich auch?
„Ich... wir müssen hier weg", ich hielt Shy immer noch fest, während ich hilflos umdrehte. Ich wusste nicht, wo Mike und der Rest der Jungen waren, die wir auf mein Geheiß verprügelt hatten.
Ich. Hatte. Keine. Ahnung. Wo.
„Dann komm, verschwinden wir!", Shy zerrte an meinem Anzug und lief los. Ich war so glücklich, dass sie noch immer meine Hand hielt. Ich spürte, wie mein Körper gegen andere stieß, wie mir auf den Fuß getreten wurde und wie mir ein Ellenbogen in die Rippen gerammt wurde.
Doch ich ließ ihre Hand nicht los. Plötzlich aber wurde ich umgerempelt und taumelte nach hinten, um nicht endgültig auf dem Boden zu landen.
Ich hatte sie verloren.
„Leke, komm schon!", hörte ich sie rufen, doch die laute Musik und die vielen Menschen um mich herum machten es für mich gar unmöglich, ihre Richtung einzuordnen.
„Shy?", meine Stimme brach weg und war ohnehin zu leise, um gehört zu werden. Verzweifelt drehte ich mich im Kreis. „Shy!"
„Leke, bitte komm endlich! Schnell!", ihre Stimme klang gehetzt und sie schien schon weiter von mir entfernt. Fast hätte ich sie nicht gehört.
„Ich kann nicht", flüsterte ich, während ich auf einmal völlig ruhig nach vorne starrte. Mir waren meine Grenzen bewusst geworden, so bewusst, dass es wehtat, unheimlich wehtat. Mein Herz brannte und ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen ansammelten.
„Ich kann nicht", wiederholte ich leise, „ich kann nicht."
„Leke!", auf einmal war sie wieder vor mir, ihre Stimme klang wütend. Sie zerrte an mir, doch ich gab nicht nach.
„Ich kann nicht", murmelte ich erneut und eine Träne bahnte sich den Weg über meine Wangen.
„Was?", Shys Stimme klang ungläubig und verwirrt. Dennoch merkte ich ihr die Angst an, die auch mich befallen hatten.
„Red keinen Unsinn, jetzt komme endlich!", sie zerrte erneut mit all ihrer Kraft an mir und endlich setzte ich mich hinter ihr in Bewegung. Ich merkte gar nicht, wo wir lang gingen, ich merkte gar nichts mehr.
Die Musik war für mich verstummt, genauso, wie die Berührung von Shy für mich von keiner Bedeutung war. Alles, woran ich denken konnte, war, dass ich es nicht geschafft hatte.
Ich kann es nicht.
Werde es nie können. Und dieses Wissen bringt mich fast um.
Plötzlich lief ich gegen Shys Rücken. Innerlich war ich noch immer völlig aufgerührt und versuchte krampfhaft, nicht laut loszuheulen. Denn am liebsten hätte ich es getan.
„Leke!", ihre Stimme klang irgendwie anders. War es Irritation, die sich da in ihre Stimme schlich? Irritation über mich?
Über mein Verhalten, das so gar nicht dem Typen glich, der ich zu sein schien? Der immer einen guten Spruch auf Lager hatte?! Wenn es so war, dann hatte sie Recht. So Recht.
„Was war das eben? Was ist los?", sie flüsterte.
Ihr Körper war meinem ganz nahe, dass spürte ich. Die Spannung zwischen uns erwärmte die Luft, während wir uns anstarrten. Doch hinter meiner Sonnenbrille kniff ich meine Augen zusammen, in dem letzten Versuch, die folgenden Tränen aufzuhalten.
„Nicht", murmelte ich und schüttelte gleichzeitig den Kopf.
„Was?"
„Tue das nicht. Bitte. Frag mich nicht Dinge, die ich nicht beantworten kann!"
Mein Körper zitterte noch immer, doch es lag nicht an der Kälte, die in meinen Körper gekrochen war. Nein, es war die Angst, die meine Knie weich werden ließ.
„Was hat das zu bedeuten? Was verheimlichst du mir, hmm?", ihre Stimme war immer noch sanfter als sonst, weicher, aber dennoch mit einem bohrenden Unterton.
„Nichts."
„Du weißt, dass das nicht stimmt!"
Hilflos presste ich meine Lippen aufeinander. Es schien, als würde jedes weitere Wort von mir die Sache nur noch schlimmer machen.
„Komm schon", ich zuckte zusammen, als ich auf einmal ihre warme Hand an meiner Wange spürte. Ganz langsam fuhren ihre Finger über meine Haut und wischten die restlichen Tränen fort. Als wären sie nie dort gewesen.
„Du kannst es mir sagen! Egal, was es ist."
Ich wusste, dass sie alles versuchte. Alles, damit ich ihr vertraute. Und fast hätte sie es auch geschafft.
„Ich...", meine Stimme stockte. Alles schien sich zu drehen, mein Magen spielte verrückt, während ich versuchte, mich zu konzentrieren.
„Ich kann einfach nicht."
~~~
Ich weiß, eine komische Uhrzeit für mich, aber ich musste jetzt einfach ein Kapitel hochladen, da ich nun eine Woche weg bin und ich habe auch schon so lange warten lassen. Es tut mir echt leid. Aber dafür haben wir ja jetzt Ferien, ich hoffe, ihr genießt sie!
LG Jackaroo23
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The blind Badboy
Teen FictionJeder spielt als Kind verstecken in der Dunkelheit. Jeder schließt die Augen und stellt sich vor, was wäre wenn. Doch niemand tut es für immer. Leke schon. ~Ein braunhaariger Tollpatsch, blind und ziemlich durchgeknallt, steigt ein in das Rennen um...