Lekes Sicht:
„Hey, Leke! Du heißt doch Leke, oder? Alles in Ordnung?", ich spürte, wie jemand mit einer starken Hand an meiner Schulter rüttelte.
Verwirrt schlug ich die Augen auf und versuchte, mich auf den Schemen vor mir zu konzentrieren.
„Der hat einfach zu viel getrunken Shade, dass haben wir doch gesehen!", hörte ich auf einmal eine ziemlich genervte Mädchenstimme von links auf ihren Freund einreden.
Es musste das Pärchen sein, dass ich eben noch wahrgenommen hatte. Eben. Bevor ich alles kaputt gemacht hatte.
„Ich...", stammelte ich ein wenig hilflos und versuchte mich hoch zu drücken. Die Situation war mir verdammt unangenehm und ich wollte nur noch so schnell wie möglich hier weg.
Leider war mein Alkoholspiegel in den letzten zehn Minuten nicht wirklich gesunken.
„Hey, alles gut, okay?", auf einmal wurde ich durch eine gewaltige Kraft an den Schultern wieder auf den Boden gerückt. Machtlos blieb ich sitzen.
„Ich schau mal, ob ich Jasper finde, und du bleibst einfach hier sitzen, okay?", wie oft wollte dieser Typ eigentlich noch OKAY sagen? Und überhaupt, was interessierte es ihn, was mit mir war?
„Lily bleibt solange bei dir!", ich hörte, wie Lily ein ungläubiges Mpff von sich gab.
Sie war anscheinend nicht ganz so sehr von der Idee begeistert. Wahrscheinlich hasste sie mich sogar dafür, dass ich sie beide so egoistisch unterbrochen hatte.
Shade stand mit einem Knacken in den Knien auf und verließ mit schnellen Schritten die Küche.
Durch die geöffnete Tür drang die Musik nun nicht mehr so dumpf und leise durch, sodass mein Kopf ziemlich Probleme bekam. Stöhnend fasste ich mir an die Schläfe.
Lily sagte nichts und das war mir auch Recht so, schließlich war ich mir sicher, dass egal worüber wir uns unterhalten hätten, sie nur noch schlechter gelaunt gewesen wäre.
Auf einmal hörte ich zwei Personen auf uns zukommen, davon hatte eine einen ziemlich unsicheren Gang drauf. Das musste Jasper sein.
„Leke, was machst du da?", hörte ich seine verwirrte Stimme, während er zu mir herunter blickte.
„Nichts", murmelte ich und setzte meine Unschuldsmiene auf.
„Nichts?", wiederholte Jasper nun ebenfalls leicht verwirrt, schüttelte dann jedoch bestimmt den Kopf. „Nach nichts sieht das aber nicht aus!"
„Er ist vollkommen dicht!", mischte sich auf einmal Shade mit ruhiger Stimme ein.
Jetzt erst fiel mir auf, dass seine Stimmfarbe ziemlich rau war, was aber aus irgendeinem Grund eine beruhigende Wirkung auf mich hatte.
„Hat irgendwas vor sich hin gebrabbelt", fuhr er gestikulierend fort, „als hätte er mit der Tür geredet .... Oder mit einem Geist..."
„Einem Geist?", Jaspers Stimme wurde immer verwirrter.
Und ich? Ich versuchte gar nicht erst mich zu verteidigen. Was konnte ich schon dafür, wenn der Alkohol mich zu einem so dummen Menschen machte?
„Zur Sicherheit habe ich nach jemanden gesucht, der nach ihm schaut, bevor er noch irgendetwas Dummes anstellt."
Ich kicherte bei seinen Worten leise in meine Knie hinein. Etwas Dummes anstellen?
Ne, auf die Idee käme ich nicht. Niemals. Ha.
„Danke", meinte mein bester Freund in Shades Richtung und wandte sich dann an mich, „komm, Leke, ich glaube für uns geht es jetzt ab auf den Heimweg."
„Ich will aber noch nicht!", meinte ich trotzig und verzog meine Lippen zu einem Schmollmund.
„Das ist mir egal", plötzlich spürte ich Jaspers Arme unter meinen Achseln, die mich mit einem tiefen Seufzer hochzogen und auch dann nicht losließen, als ich bereits wieder auf meinen eigenen Beinen stand.
„Mein Gott hast du eine Fahne!", stieß er fast schon entsetzt aus und verzog angewidert das Gesicht. Ich grinste ihn daraufhin schelmisch an.
Was folgte war ein aufwendiges Schieben und Ziehen von Jas an meinem alkoholisierten Körper, der sich von selbst kein Stück bewegen wollte.
Im Gegenteil drängte mein Hintern dazu, sich irgendwo hinzusetzten.
Doch Jasper gab nicht nach und schaffte es am Ende doch, mich in den roten Kleinwagen zu setzten.
„Oh Gott, das wäre also geschafft", ich wusste, dass er sich gerade den Schweiß von der Stirn wischte, den ich eben schon gerochen hatte und sich mit einem Stöhnen auf den Fahrersitz nieder ließ.
„Warum hast du das gemacht?", fragte er mich mit vorwurfsvoller Stimme, als er die Tür zugeschlagen hatte und die Musik nur noch gedämpft zu uns drang.
„Was?", fragte ich verwirrt und suchte krampfhaft nach dem Anschnallgurt, bis mir einfiel, dass er ja auf der rechten Seite war.
„Du weiß was ich meine!"
„Trinken? Aber dafür sind wir doch gekommen...", etwas ratlos hielt ich das Ende des Gurtes in der Hand. Wo verdammt musste das denn noch einmal hin?
„Nein!", widersprach Jas mir und riss mir mit einem Stöhnen den Anschnaller aus der Hand, „Wir sind gekommen um Spaß zu haben!"
Mit einem KLICK rastete der Gurt ein.
Ich antwortete nicht. Denn ich verstand ihn nicht. Wir hatten doch Spaß gehabt. Und getrunken. Na und?
„Leke", begann Jas auf einmal mit ruhigerer Stimme, „trinken ist keine Lösung!"
„Sag das mal meinem Vateer!", ein Grinsen huschte mir über das Gesicht, völlig fehl am Platz. Doch so erschien mir die ganze Situation nun einmal. Völlig irreal. Falsch.
„Aber das hast du doch schon längst!", antwortete Jas mir bestimmt und ich spürte, dass er versuchte, mir in die Augen zu sehen.
Wo er doch genau wusste, dass ich ihn nicht sehen konnte.
Seine Worte ließen mich nachdenklich werden. Hatte er etwa doch Recht? War ich wie mein Vater geworden?
Ach verdammt, das war mir einfach alles zu kompliziert! Wie konnte Jasper auch erwarten, dass ich in so einer Lage darüber nachdachte?
„Ist okay Leke", hörte ich ihn nach einer gefühlten Ewigkeit flüstern, „wir reden morgen darüber."
Zufrieden nickte ich und schloss vollkommen erschöpft meine Augen. Das war mir doch alles viel zu doof.
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The blind Badboy
Novela JuvenilJeder spielt als Kind verstecken in der Dunkelheit. Jeder schließt die Augen und stellt sich vor, was wäre wenn. Doch niemand tut es für immer. Leke schon. ~Ein braunhaariger Tollpatsch, blind und ziemlich durchgeknallt, steigt ein in das Rennen um...