Kapitel 84

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Kapitel 84
~Henri's Sicht~

Montag Morgen. Sechs Uhr. Einfach nicht meine Zeit. Während Kat gut gelaunt ihre Zähne putzte, machte ich mir die Haare. "Baby. Lächel doch mal.", jodelte sie und kniff mir in die Wange.

"Ich hab nichts zu lächeln.", brummte ich. "Es ist sechs Uhr. Wir fliegen heute nach Hause, was bedeutet, dass ich heute Abend nicht neben dir einschlafen und morgen nicht neben dir aufwachen werde. Außerdem werde ich keinen heißen Sex bekommen. Dazu kommt noch, dass wir morgen wieder Schule haben und dann erstmal eine Menge Arbeiten anstehen. Das wiederum heißt, dass wir beide lernen müssen und nicht so viel Zeit füreinander haben werden. Wirklich tolle Aussichten.", fuhr ich fort und fuhr ein letztes mal mit der Hand durch meine Haare, bevor ich mich zu Kat drehte, die sich in der Zwischenzeit den Mund ausgespült und ihre Zahnbürste in ihrem Kulturbeutel verstaut hatte. Wenn man das Teil überhaupt noch so nennen konnte. Dieses Teil war halb so groß wie meine Sporttasche!

"Baby, du darfst schlechte Laune haben. Aber noch nicht jetzt. Genieße einfach die Zeit, die wir noch zusammen haben. Und tue bitte nicht so, als würden wir uns jetzt Jahre nicht sehen. Mach meine Laune nicht zu Grunde. Glaub mir, das willst du nicht.", sagte sie mit sanfter Stimme und fügte dann frech hinzu: "Und nur, weil wir jetzt nicht mehr in dem selben Haus wohnen, heißt das nicht, dass wir keinen Sex mehr haben werden." Sie zog mich an sich und legte ihre Lippen auf meine. Der Kuss wurde drängender und ihre Hand wanderte unter mein T-Shirt. Ich spürte ihre Nägel an meinem Rücken und wusste, dass das mal wieder seine Spuren hinterlassen würde.

Um punkt sieben Uhr saßen wir alle müde am Frühstückstisch. Carmen hatte nochmal alle Geschütze aufgefahren und ein wunderbares Frühstück gezaubert.

Eine halbe Stunde später packten wir unsere Koffer ins Auto und machten uns auf den Weg zur Schule, wo unser Bus wartete. Nach einem langen Abschied und einer kurzen Abschiedsrede der spanischen Lehrer stiegen wir in den Bus, wo wir nochmal durchgezählt und alle Papiere überprüft wurden.

"Ich bin müde. Und dieser Bussitz ist absolut keine Option zu schlafen.", meckerte Kat nach gerademal zwanzig Minuten. Ich lehnte mich gegen das Fenster und drehte mich ein bisschen, sodass sie sich an mich lehnen konnte. Kat machte es sich bequem und kuschelte sich an meine Brust. Und so blieb sie die restlichen viereinhalb Stunden liegen. Ich hörte währenddessen Musik und strich gedankenverloren durch ihre Haare.

Kurz bevor wir den Flughafen erreichten, weckte ich sie und steckte meine Kopfhörer ein. "Wie lange habe ich geschlafen?", fragte sie müde und rieb sich die Augen. Sie wirkte, als wäre sie noch im Halbschlaf. "Die ganze Fahrt. Also ungefähr viereinhalb Stunden.", antwortete ich.

Als der Bus anhielt war Kat wieder wach und bei vollem Bewusstsein und verließ lachend mit Lissy den Bus. Ich wusste wirklich nicht, wie sie das machte. Im einen Moment ist sie todmüde und kaum ansprechbar und im nächsten Moment ist sie hellwach und hat beste Laune. Draußen gab der Busfahrer jedem seinen Koffer aus dem Bauch des Busses und anschließend zählten unsere Lehrer uns nochmal durch, bevor wir den Flughafen betraten.

"Wir geben jetzt direkt unsere Koffer auf und jeder bekommt schon mal sein Flugticket.", sagte eine unserer Lehrerinnen und lief voran. Wir folgten ihr zur Gepäckabgabe und holten uns anschließend direkt unsere Tickets bei ihr. Sie sagte uns, dass wir noch eine halbe Stunde Zeit hatten, bevor wir uns wieder an der selben Stelle treffen würden.

Wir schlenderten durch ein paar Souvenirläden und holten uns noch einen Kaffee, bevor wir wieder zurück zum Treffpunkt gingen. "Oh mein Gott. In ein paar Stunden sehe ich endlich Chris wieder.", schwärmte Lissy. Chris war das einzige, worüber sie an diesem Tag gesprochen hatte, doch irgendwie konnte ich sie ja verstehen. Wäre ich eine Woche von Kat getrennt gewesen, hätte ich mich genauso gefreut, sie wiederzusehen.

Nachdem wir erneut durchgezählt wurden, bemerkte Mrs. Burks, dass zwei Schülerinnen fehlten. Die Ersten bekamen bereits Panik, dass wir ohne die Beiden fliegen mussten oder wir sogar unseren Flug verpassen würden, weil unsere Lehrer ja wohl kaum zwei Schüler in Spanien am Flughafen zurücklassen konnten, während wir zurück nach Kanada flogen.

"Seit mal kurz alle still. Wir haben ein kleines Problem. Leyna und Cora wurden noch nicht wiedergefunden. Jeder Lehrer darf rechtlich gesehen nur fünfzehn Schüler beaufsichtigen, was bedeutet, dass nur ein Teil der Gruppe heute nach Hause fliegen kann. Ich habe mit der Fluggesellschaft gesprochen und der Rest der Klasse kann Morgen zurück fliegen. Das bedeutet, dass die, die heute nicht mitfliegen, werden eine Nacht mit mir in einem B&B bleiben und morgen zurückfliegen. Anders geht es nicht.", sagte Mrs. Burks. "Wer würde sich bereit erklären, hier zu bleiben und stattdessen morgen nach Hause zu fliegen?", fragte sie. Meine Hand schnellte schneller in die Luft, als ich darüber nachdenken konnte und als ich zu Kat und Lissy guckte, stellte ich zufrieden fest, dass auch sie sich meldeten.

Shut up and kiss meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt