Kapitel 48

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Kapitel 48
~Katherine's Sicht~

Nach dem ersten Tag in London und ungefähr tausend Bildern mehr auf meiner Kamera standen wir wieder an dem Punkt, wo wir uns morgens getroffen hatten.

"Kommt ihr mit? Wir wollen noch nicht zurück in dieses Irrenhaus.", meinte Chris, der hinter Lissy stand. Seine Hände umschlossen ihre Taille, als würde er ihr gar keine andere Wahl lassen.

"Wohin wollt ihr?", fragte ich, obwohl es mir eigentlich ziemlich egal war, so lange Henri dabei war. "Keine Ahnung. Einfach ein bisschen rumlaufen.", gab Henri zurück. Ich tat so, als müsste ich überlegen, obwohl meine Entscheidung natürlich schon fest stand. "Ja, warum nicht.", antwortete ich schließlich und wir liefen los.

Nach einer halben Stunde Fußmarsch durch kleine Seitenstraßen fanden wir eine Bar, die ganz gemütlich aussah. "Wollen wir mal reinschauen?", fragte Henri. Da niemand etwas dagegen hatte betraten wir den dämmrig beleuchteten Raum.

"Wie kann ich euch glücklich machen?", fragte der Typ hinter der Theke, als wir uns auf die Barhocker setzten. Er sah relativ jung aus und machte einen selbstständigen Eindruck.

Wir alle ließen den Blick kurz über die Getränkekarte schweifen, die groß auf eine Tafel an der Wand geschrieben war. "Ich hätte gerne eine Cola.", sagte ich. Lissy bestellte sich ebenfalls eine Cola und die beiden Jungs bestellten irgendein englisches Mixgetränk, von dem ich keine Ahnung hatte, was es beinhaltete. Doch nachdem der junge Mann hinter der Theke Chris' und Henri's Ausweis sehen wollte war klar, dass es sich um ein alkoholisches Getränk handelte.

Chris zeigte ihm seinen Ausweis und er warf einen flüchtigen Blick drauf. Chris war bereits achtzehn, doch so schnell wie der Bartyp ihm seinen Ausweis zurück gegeben hatte, bezweifelte ich, dass er überhaupt auf sein Alter geachtet hatte. Und Henri's Ausweis wollte er dann gar nicht mehr sehen, was meine Vermutung bestätigte.

Er schob uns unsere Drinks über den den Tresen und bediente dann die nächsten Leute, die diesen Schuppen betraten.

Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich von Zeit zu Zeit unwohler und trank meine Cola schnell leer, was sich als keine gute Idee entpuppte, als meine Blase anfing zu drücken. "Ich geh' mal kurz auf die Toilette.", entschuldigte ich mich und folgte den alten, schwer leserlichen Schildern.

Nachdem ich die Toilettenkabiene verlassen hatte stand ich am Waschbecken und ließ kühles Wasser über meine Handgelenke laufen, während ich mein Spiegelbild in dem verschmutzten Spiegel betrachtete.

Plötzlich wurde die Tür geöffnet und ein Mann kam hereingestolpert. Ich fragte mich kurz, ob ich durch die falsche Tür gegangen war, doch wahrend die Tür wieder zufiel sah ich ein deutlich erkennbares D für Damen an dem Holz kleben.

"Ähm, ich glaube, sie haben sich in der Tür geirrt.", meinte ich vorsichtig. "Meinst du, ja?", fragte er und trotz des ziemlich großen Abstandes roch ich seinen widerlich nach Alkohol stinkenden Atem. Ich nickte nur leicht und wollte einfach diesen Raum verlassen, doch er hielt mich davon ab, indem er mich am Arm zurück zog.

"Och Kindchen, willst du mir nicht ein bisschen Gesellschaft leisten?", fragte er und zog mich näher zu sich. "Lass mich los!", bettelte ich und versuchte mich vergeblich ein Stück von ihm zu entfernen. Er hielt meinen Arm weiterhin fest und ich hatte keine Chance mich zu wehren.

Plötzlich hatte ich eine Idee. In meinem Handy war Lissy auf Kurzwahl gespeichert. Ich griff nach meinem Handy, dass sich in meiner hinteren Hosentasche befand und tippte auf das Display, das ich in und auswendig kannte. Als der Typ anfing mit einer Hand an mein T-Shirt rumzufummeln spürte ich die kurze Vibration, die mein Handy machte, wenn der Angerufene abnahm, was mir zeigte, dass ich die richtigen Tasten getroffen hatte. "Hilfe!", rief ich nachdem ich drei Sekunden gewartet hatte, damit Lissy auch wirklich das Handy am Ohr hatte.

"Sei still!", sagte der Typ und drückte mir die Hand auf den Mund. Er drückte mich gerade gegen die Wand und kam meinem Gesicht immer näher, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde.

Chris packte den Typ direkt am Shirt und zog ihn mit voller Wucht nach hinten. Nachdem der Druck an meinem Arm verschwunden war glitt ich die Wand runter. "Alles in Ordnung?", fragte Henri voller Sorge und ging neben mir in die Hocke. "Mhm. Aber ich will jetzt lieber nach Hause.", murmelte ich und versuchte aufzustehen, wobei mir Henri direkt half.

Ein paar Sekunden später kam Lissy mit dem Barmann zurück, der sich um den widerlichen Typen kümmerte, den Chris in Schacht hielt.

"Ich kümmer' mich darum. Ihr könnt gehen.", meinte er und so machten wir uns auf den Weg zurück zur Bar. Die anderen hatten ihre Getränke leer getrunken, weshalb wir einfach ein paar Dollar auf die Theke legten und den Laden verließen.

Lissy und ich sagten Hanna Bescheid, die uns abholte und auch die beiden Jungs noch nach Hause fuhr.

Shut up and kiss meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt