Kapitel 90

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Kapitel 90
~Katherine's Sicht~

Am nächsten Morgen begann für uns gnädigerweise der Unterricht zwei Stunden später als sonst, doch ich war trotzdem hundemüde, als mein Wecker klingelte. Kaum hatte ich den ausgeschaltet, klingelte auch schon mein Handy, das ich wohl vergessen hatte, auf lautlos zu stellen.

"Ja.", grummelte ich in den Hörer, nachdem ich abgenommen hatte, ohne darauf zu achten, wer mich anrief. "Guten Morgen Spätzchen, ich wollte nur sichergehen, dass du wach bist und nicht verschläfst.", hörte ich die fröhliche Stimmer meiner Mutter. "Ich bin wach und mache mich jetzt fertig.", brummte ich und war bereits dabei, mich aufzurappeln und aus dem Bett zu klettern. "Gut. Dann viel Spaß in der Schule. Bis heute Abend.", verabschiedete sich meine Mutter. "Bis dann.", erwiderte ich und legte auf.

Ich checkte noch kurz meine Nachrichten und sah, dass Sky mir geschrieben hatte. Die hatte ich ja völlig vergessen. Ich wollte ihr ja schreiben, sobald ich aus Spanien zurück war. Ich schrieb ihr eine kurze Antwort und vertröstete sie auf heute Nachmittag, bevor ich ins Bad ging und mich fertig machte.

Pünktlich wie abgemacht stand Henri vor der Tür, um mich abzuholen. "Guten Morgen Baby.", begrüßte er mich mit guter Laune. Eigentlich war ich immer die mit guter Laune am Morgen, doch heute fühlte ich mich einfach scheiße. Nachdem Henri gegangen war, hatte ich schlecht geschlafen und nun plagten mich Kopfschmerzen. Henri zog mich in seine Arme und legte seinen weichen Lippen auf meine, was meine Laune zumindest ein bisschen besser machte.

"Keine gute Laune heute?", fragte er, als wir uns voneinander gelöst hatte. "Nicht nur keine gute Laune. Schlechte Laune trifft es eher. Nachdem du weg warst hab ich scheiße geschlafen und jetzt hab ich einfach nur Kopfschmerzen.", erwiderte ich und versuchte meine schlechte Laune nicht ganz so schlimm an Henri auszulassen. "Das werden wir spätestens heute Mittag ändern.", meinte er lächeln und stieg auf sein Motorrad.

Als wir an der Schule ankamen, wartete Lissy bereits am Eingang des Schulgebäudes auf uns. Sie zog zuerst mich und dann Henri in eine kurze Umarmung. "Hat sie schlechte Laune?", fragte Lissy Henri leise, während ich vorging und die Tür öffnete. "Ja habe ich. Man hat mir heute Nacht mein liebstes Kissen geklaut.", antwortete ich Lissy und betrat das Gebäude. "Sie hat scheiße geschlafen und hat deshalb Kopfschmerzen.", erklärte Henri, da Lissy mich ein wenig irritiert anguckte.

Gerade als wir an den Tischen in dem kleinen Foyer ankamen und uns hinsetzten klingelte es zur Pause und alle Schüler strömten aus den Räumen. Ich konnte Lissy ihre Vorfreude förmlich ansehen. Und der Grund ihrer Vorfreude kam in diesem Moment um die Ecke. Lissy quiekte auf und fiel Chris in die Arme. Naja, die Beiden hatten sich immerhin mehr als eine Woche lang nicht gesehen.

Mittlerweile waren sie zu einer wilden Knutscherei übergegangen, die langsam so weit ging, dass ich ernsthaft überlegte, ob ich Lissy von Chris wegreißen sollte. Noch ein bisschen und das ganze wäre nicht mehr jugendfrei, doch scheinbar merkten sie es selbst, denn gerade als ich tatsächlich im Begriff war aufzustehen, um die Beiden voneinander zu trennen, ließ Chris von meiner besten Freundin ab. Die Blicke, den sie jetzt tauschten, waren so intim, wie die ganze Knutscherei zuvor. Ich konnte das versprechen nach heißem Sex in ihren Augen sehen und wandte schnell den Blick ab. Ich wollte es gar nicht so genau wissen.

Das Klingeln riss mich aus meinen Gedanken und ich guckte mich kurz suchend nach Henri um. Er stand ein Stück weiter bei ein paar seiner Kumpels und lachte gerade mit ihnen über irgendetwas. Als ich sah, wie herzlich er lachte, ging mir das Herz auf und ich hatte augenblicklich etwas bessere Laune, die allerdings direkt wieder verschwand, als ich daran erinnert wurde, was ich als nächstes hatte. "Kat, kommst du?", rief Lissy. Deutsch. Na super. Das einzige, was meine Laune ein klein wenig aufrecht erhielt, war die Tatsache, dass Henri und Lissy mit von der Partie waren.

Ich warf einen Blick zu Henri und sah, dass er sich gerade von seinen Kumpels verabschiedete und auf mich zu kam. Seine Finger verschränkten sich mit meinen und gemeinsam gingen wir mit Lissy zu Deutsch.

Zwei Stunden purer Langeweile später, saß ich mit den anderen in der Cafeteria. Lissy und Henri erzählten den anderen ein bisschen von Spanien, während ich an meinem Apfel nagte und mir eine weitere Tablette gegen die ätzenden Kopfschmerzen einwarf. Als es klingelte verabschiedete ich mich von den anderen und machte mich auf den Weg zu den Musikräumen. Naja, vielleicht fand sich in den nächsten zwei Stunden ja ein Moment, in dem ich mal die Augen schließen konnte.

Das mit dem Augen schließen hatte sich in dem Moment erledigt, als ich den Saal betrat und all die Instrumente rumstehen sah. "So, wir werden heute ein Musikstück einstudieren. Ihr habt zehn Minuten, um euch zu überlegen, welches ihr spielen wollt. Jeder wird ein Instrument spielen und das ganze führen wir dann am Schulfest auf.", berichtete unsere Lehrerin. In diesem Moment war auch mein letzter Funke Hoffnung, mich vielleicht im Hintergrund halten zu können verglüht. Der Tag konnte nun wirklich nicht mehr schlimmer werden.

Shut up and kiss meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt