Taehyung schluchzte vor sich hin und brauchte eine Weile, bis er es schaffte sich halbwegs zu beruhigen und aufzuhören zu weinen. Langsam nahm er die Hände von seinem Gesicht, auch wenn er sich ziemlich sicher war, dass er nun furchtbar aussah - verheulte, rote Augen und Nase. Aber es half nichts. Er musste da jetzt durch und vielleicht würde er es noch schaffen diesen Jungkook davon zu überzeugen, ihn frei zu lassen. Auch wenn er insgeheim die Angst hatte hier niemals mehr lebend raus zu kommen.
Vorsichtig blickte Taehyung zu dem Mann auf und mit Schrecken musste er feststellen, dass Jungkook die letzten Minuten anscheinend damit verbracht hatte in Taehyungs Handy herum zu stöbern, denn genau dieses hielt er gerade in seiner großen Hand. Taehyung starrte ihn mit offenem Mund an, traute sich aber nichts zu sagen. Aber woher kannte dieser Verrückte seinen Sperrcode?!
"Na? Hast du dich wieder beruhigt?", fragte Jungkook spöttisch, sah aber nicht von Taehyungs Handy hoch, während er immer wieder über den Bildschirm wischte. "Und wenn ich dir einen Tipp geben darf, Kleiner. 1234 ist kein sicherer Code", fügte er dann hinzu und verzog seine Lippen zu einem spöttisches Grinsen, mit dem er sich offensichtlich über Taehyung lustig machte.
Taehyung biss sich nur unsicher auf die Unterlippe und starrte nach unten auf seine Hände, an dessen Finger er herum fummelte, so nervös war er. Er fühlte sich gar nicht wohl dabei, dass dieser Mann sein Handy durchsuchte, immerhin befanden sich viele private Dinge auf seinem Smartphone... Am liebsten hätte er sofort wieder los geheult, wenn er daran dachte, wie Jungkook gerade seine Fotogallerie oder die Chatverläufe mit Baekhyun durchlas...
Nun gut, wenn Taehyung so darüber nachdachte, hatte er nichts schlimmes auf seinem Smartphone, vor allem wenn man bedachte, dass er kaum Kontakte hatte - eigentlich nur seinen Bruder Baekyhun, ein paar Freunde von diesem (unter anderem Chanyeol) und Angestellte seiner Familie, die alle samt ein paar Jahre älter als er waren... Aber woher sollte Taehyung auch Gleichaltrige kennen und Freunde finden? Er wurde zu Hause allein von einem Privatlehrer unterrichtet und durfte das Familieanwesen nur zu seinem Gesangsunterricht oder anderen besonderen Anlässen verlassen...
"Wie langweilig...", murmelte Jungkook irgendwann und wischte weiterhin immer wieder über das Display. "Sollten 16-jährige Jungs wie du nicht irgendwelche Nacktbilder von Teenie Mädchen am Handy haben? Oder versaute Chats? Ist ja unfassbar langweilig, was du mit all deinen Kontakten schreibst, die dazu auch noch alle männlich sind..."
Geschockt riss Taehyung seine Augen auf und starrte Jungkook an, während sein Gesicht in einem tiefen Rotton anlief. Jungkook erwiderte seinen Blick und zog fragend die Augenbrauen in die Höhe.
"I-ich... W-wieso sollte ich so etwas auf meinem Handy haben?! I-ich kenne keine Mädchen... und wenn dann will ich auch keine... Uhm... Fotos... von ihnen...", stotterte Taehyung unsicher herum und starrte dabei wieder nach unten, weil es ihm unfassbar peinlich war.
"Du magst keine Mädchen?", fragte Jungkook sofort nach und begann zu grinsen. "Also stehst du auf Jungs? Fandest du es gut, wie dich Namjoon betatscht hat?"
"W-was?! I-ich... Nein! I-ich", stotterte Taehyung völlig überfordert und hätte jeden Moment wieder zu weinen beginnen können. Jungkook verdrehte ihm die Worte im Mund un er wurde das Gefühl nicht los, das dieser Mann ihn doch eh nur ärgern wollte... Trotzdem hatte Taehyung unfassbare Angst etwas Falsches zu sagen.
Jungkook beobachtete ihn nur grinsend und schüttelte schließlich leicht den Kopf über den Jüngeren.
„Wie auch immer, ich werd dir jetzt mal erklären, wie das hier ablaufen wird, Taehyung. Ich mag das Wort ‚Geisel' zwar nicht, aber genau das bist du. Du bist mein Druckmittel gegen deinen Vater... und wenn dein Vater tut, was ich will, wirst du das Ganze hier ohne größere Schäden überstehen und vielleicht in ein paar Tagen wieder zu Hause sein", erzähle Jungkook und klang so, als wäre es keine große Sache, während er nebenbei Taehyungs andere Sachen durchsuchte und sich schließlich einen der Schokoriegel schnappte.
„Aber bis das geschieht, bist du meine Geisel und tust, was ich sage oder wenn ich nicht da bin, was meine Männer dir sagen. Du wirst eingesperrt werden, aber keine Sorge, wenn du dich weiterhin so gut benimmst und keinen Ärger machst, kommst du nicht in einen fensterlosen Raum im Keller, sondern in ein richtiges Zimmer. Du wirst doch weiterhin brav sein, oder?"
Taehyung riss ängstlich die Augen auf und blickte zu Jungkook auf, während er zögerlich nickte. Er würde wirklich versuchen keinen Ärger zu machen, denn er wusste nicht, zu was diese Männer alles fähig waren, aber er wollte es auch nicht herausfinden... Vielleicht würde er irgendwie versuchen zu fliehen, wenn er sich traute... aber nur wenn sich eine gute Gelegenheit ergab...
Jungkook riss die Verpackung des Schokoriegels auf und nahm einen großen Bissen. Während er kaute, beobachtete er Taehyung ganz genau.
„Du tust also, was ich dir sage?", fragte er schließlich nachdrücklich und etwas Verschlagenes schwang in seiner Stimme mit.
Wieder nickte Taehyung zögerlich.
„Gut, dann mach mal schön brav deinen Mund für mich auf, Taehyung."
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stockholm syndrome • taekook
Fanfiction„Ich werd dir jetzt mal erklären, wie das hier ablaufen wird, Taehyung. Ich mag das Wort ‚Geisel' zwar nicht, aber genau das bist du. Du bist mein Druckmittel gegen deinen Vater... Und bis dieser meinen Forderungen nach kommt, wirst du tun, was ich...