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Taehyung starrte auf seine gefesselten Hände und verstand einfach nicht, wieso er es nicht schaffte den Gürtel irgendwie zu lockern oder seine Hände durch die Schlaufe zu quetschen. Eigentlich sollte das ja irgendwie funktionieren, vor allem weil er es direkt vor seiner Nase und nicht beispielsweise hinter seinem Rücken hatte... Aber er schaffte es einfach nicht. Nicht einmal mit seinen Zähnen oder als er auch seine Füße dazu nahm und sich mit diesen irgendwie von Kopfteil des Bettes abstoßen wollte.

Aber all das führte nur dazu, dass seine Handgelenke irgendwann weh taten wie sonst was. Die Haut war langsam aufgerieben und es würde ihn nicht wundern, wenn er von dem ganzen Gezerre (und generell davon, dass der Gürtel viel zu fest und eng war) noch blaue Flecken bekommen würde. Und während der Schmerz an seinem Hintern mittlerweile nachgelassen und so ziemlich verschwunden war, tat seine Unterlippe mit der Zeit immer mehr weh.

Sie war ganz klar angeschwollen und die Stelle, an der Jungkook sie aufgebissen hatte, brannte bei jeder Berührung wie verrückt. Sie war bestimmt schon auf die doppelte Größe angeschwollen und es fühlte sich an, als könnte sie jeden Moment aufplatzen, so sehr spannte seine schmerzende Haut. Aber zumindest blutete es nicht mehr.

Genauso angeschwollen fühlten sich allerdings auch Taehyungs Augen an. Er hatte so viel geweint und geschluchzt, dass seine Stimme mittlerweile richtig heiser und seine Augen so zugeschwollen waren, dass er sie nur mehr einen Spalt weit öffnen konnte. 

Und eigentlich wollte er immer noch nichts anderes tun, als einfach zu weinen, aber selbst dafür fühlte er sich nun zu schwach. Sein Körper fühlte sich vollkommen ausgelaugt und vermutlich könnte er jede Sekunde einschlafen, hätte er einerseits nichts diese ganzen Schmerzen und andererseits diese riesige Angst, die ihm im Nacken saß.

Wenn Taehyung so darüber nachdachte, war es ihm eigentlich ganz gut bisher ergangen... Auf irgendeine verdrehte Art und Weise hatte Jungkook ihn wohl gemocht und dafür gesorgt, dass es ihm immer halbwegs gut ging... aber jetzt... 

Taehyungs ganzer Körper zitterte.

Er hatte keine Ahnung, wie lang er nun schon an dieses Bett gefesselt war, es kam ihm wie eine Ewigkeit vor und draußen ging die Sonne langsam in den Sinkflug. Die Stimmen vom Gang waren schon lange verstummt und er hatte keine Ahnung, was in dieser Wohnung vor sich ging. Doch je länger er warten musste und nachdenken konnte... desto schlechter wurde sein Gefühl. Irgendetwas würde passieren.

Außerdem war da noch dieses riesige Loch in seinem Herzen, das sich geöffnet hatte, als er vor Stunden diese Vorwürfe von Daehyun an den Kopf geschleudert bekommen hatte... Er verstand es nicht, er hatte keine Ahnung, wovon sein Cousin da gesprochen hatte... und doch... irgendwie wusste er, dass es keine Lüge sein konnte. Irgendetwas musste geschehen sein. Irgendetwas, wegen dem Daehyun ihn nun hasste.

Heftig zuckte Taehyung zusammen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde.

Sofort begann sein Herz wie verrückt zu schlagen und Panik stieg in ihm auf. Er lag zusammen gekauert auf dem Bett, die Hände immer noch nach vorne gefesselt, und er hätte seinen Kopf nun nach hinten drehen können, um Jungkook anzusehen... Aber er hatte viel zu viel Angst davor.

Kurz herrschte Stille, dann kamen Schritte auf ihn zu und je näher er kam, desto mehr Angst machte sich in Taehyung breit.

"J-jung... kook... H-hyung-nim...? I-ich... E-es tut mir leid... B-bitte... D-du...", stotterte Taehyung vollkommen verängstigst vor sich hin.

"Halt einfach deinen Mund, Kind."

stockholm syndrome • taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt