Es herrschte vollkommene Stille im Wagen, als Daehyun wieder zurück auf die Straße fuhr.
Taehyung hatte sich am Beifahrersitz zusammen gekauert, sich locker angeschnallt und die Beine an die Brust gezogen, die er haltsuchend mit seinen Armen umklammerte. Er starrte einfach nur vor sich hin, er weinte nicht und dachte nicht nach.
Denn es gab nichts nachzudenken.
Er hatte alles schon gewusst. Irgendwie.
Und irgendwie auch nicht.
Der Junge hatte keine Ahnung, was los war, er fühlte sich gerade so, als wäre er in einem Traum gefangen. Alles hier konnte ja auch nicht real sein, oder? Nein, er würde gleich wieder aufwachen und dann wäre er wieder zu Hause, sein Vater Filmproduzent und er nur ein einfacher Junge.
Schnell vergrub Taehyung sein Gesicht in seinen Knien, als ihm wieder Tränen kamen. Alles fühlte sich gerade so falsch an, selbst sein eigener Körper, er wollte nur mehr weg von all dem, aber er wusste nicht, ob er es jemals wieder schaffen würde zu fliehen.
Sofort hob Taehyung seinen Kopf wieder, als seine Gedanken zu laut wurden und er versuchte sich einfach auf die Umgebung zu konzentrieren. Auf die Straßenlaternen, die an ihnen vorbei schossen und darauf immer wieder ein und wieder aus zu atmen, weil sein Körper sonst bestimmt einfach aufhören würde zu atmen.
"Ich weiß, es ist viel auf einmal, Tae... Aber... bevor ich dich absetzte, solltest du noch wissen, was in der letzten Woche los war", begann Daehyun schließlich wieder zu reden und warf seinem Cousin einen kurzen Seitenblick zu, ehe er seine Augen wieder auf die Straße lenkte. "Was zwischen deinem Vater und Jungkook abging... und wieso ich dich raus holen musste."
Taehyung zeigte keinerlei Reaktion. Obwohl es das war, worüber er sich in den letzten Tagen beinahe pausenlos den Kopf zerbrochen hatte, interessierte es ihn gerade nicht. Es war ihm vollkommen egal, was hinter seiner Entführung steckte, er hatte gerade mit ganz anderen Dingen zu kämpfen... und Jeon Jungkook war keines mehr davon. Es kam ihm auf einmal so unfassbar unbedeutend vor.
Doch das konnte Daehyun nicht ahnen und selbst wenn, vielleicht war es ja das beste, wenn Taehyung wusste, was bei seinem Vater los gewesen war, bevor er ihn wieder sah... Den Menschen, der... Nein. Es konnte nicht stimmen, dass Taes Vater seine Mutter und Onkel umgebracht hatte, oder?
Doch er hatte es mit eigenen Augen gesehen... Er erinnerte sich daran...
Aber musste es deswegen wahr sein?
Am liebsten würde Taehyung einfach seinen Kopf ausschalten und aufhören zu denken. Möglicherweise auch einfach eine Weile lang aufhören zu existieren. Vielleicht richtete er deswegen seinen Blick auf Daehyun, als dieser wieder zu sprechen begann. Es lenkte Taehyung zumindest von seinen Gedanken ab.
"Also... Soweit ich das mitbekommen habe, haben Jungkook und die anderen dir nichts gesagt, oder?", fragte Daehyun zu Beginn, erhielt allerdings keine Antwort von Taehyung, weswegen er bloß seufzte.
"Nun gut... Jungkook und dein Vater standen seit dem zweiten Tag deiner Entführung in Kontakt. Sie haben die ganze Zeit miteinander verhandelt, aber... sagen wir es mal so, Jungkook hat es ihm nicht leicht gemacht. Anfangs wollte er ihn auch einfach nur provozieren, denn so wie ich das mitbekommen habe, war die ursprüngliche Forderung dafür, dass er dich freilässt, dass Baekhyun auf einen Scotch vorbei kommen soll. In einem Maid Kostüm. Damit die zwei über den Tod von Jungkooks Vater reden können... Weil es damals Baekhyun war, der ihn umgebracht hat und zwar in einem Hinterhalt mit einem vergifteten Whisky."
Pause.
"Natürlich ist dein Vater darauf nicht eingegangen... Später dann ging es hauptsächlich um Beherrschungsgebiete, die Jungkook von deinem Vater wollte, und eine Waffenlieferung, die dein Vater vor drei Tagen bekommen hat... die er Jungkook dann übergeben hat. Aber Jungkook wollte immer mehr und im Endeffekt war sein Ziel deinen Vater so lange zu provozieren und immer mehr zu verlangen, bis dieser sich gezwungen fühlt zu handeln... Was dann heute endlich passiert ist."
Wieder machte Daehyun eine Pause und befeuchtete kurz seine Lippen, ehe er weiter redete. Seine Augen lagen dabei immer noch auf der Straße und Taehyung hörte ihm einfach stumm zu.
"Jungkook hat schon länger einen Spitzel in den Reihen deines Vaters... Also wusste er, dass sie kommen würden. Baekhyun und ein paar andere, die dich holen wollten... Es hätte ein Überraschungsangriff sein sollen, nur wusste Jungkook eben davon und war vorbereitet... Wir sind nur ein paar Minuten, bevor sie aufeinander getroffen sind, dort abgehauen. Wenn alles nach Plan gelaufen wäre, hätten Jungkook und die kleine Armee, die sich in seinem Haus versammelt hat, alle umgebracht und zum Schluss dann dich auch, Taehyung... Das war von Anfang an das Ziel der ganzen Geschichte, Jungkook will Kim Seunghyun vernichten und er beginnt bei seinen Erben."
Kurz brach Daehyun die Erzählung ab, seufzte dann aber schwer und redete schon weiter.
"I-ich... hätte eigentlich bei allem mitmachen sollen... Und... ehrlich gesagt hatte ich das auch wirklich vor... Aber irgendwie... keine Ahnung... in der letzten Minute, hab ich den Gedanken dann doch irgendwie nicht ertragen, dass sie dich einfach erschießen werden, weil du mein verdammter Cousin bist und egal, was in deinem bescheuerten Kopf los ist, konnte ich deinen überglücklichen Blick nicht vergessen, als du mich wieder gesehen hast... I-ich... hab keine Ahnung, wer du wirklich bist, aber... ich konnte sie dich nicht einfach töten lassen."
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hello 🌙
sagt mir unbedingt, was nach dem chap in euch vorgeht!! habt ihr irgendwie mit dem, was daehyun enthüllt hat, gerechnet?
und kommt ihr in taehyungs gedankenwelt noch mit?
ich weiß, es passiert gerade sehr, sehr viel auf einmal und direkt hintereinander, aber so muss es sein. 😇
xx fairy 💫
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stockholm syndrome • taekook
Fanfiction„Ich werd dir jetzt mal erklären, wie das hier ablaufen wird, Taehyung. Ich mag das Wort ‚Geisel' zwar nicht, aber genau das bist du. Du bist mein Druckmittel gegen deinen Vater... Und bis dieser meinen Forderungen nach kommt, wirst du tun, was ich...