Draußen war die Sonne bereits langsam hinterm Horizont verschwunden und nur noch die kleine Leselampe an der Wand neben Taehyungs Kopf spendete seinem Zimmer Licht.
In seinen Händen lag wie immer 'Der große Gatsby' (immerhin war er mittlerweile auf Seite 98) und neben ihm lag sein halb aufgegessenes Abendessen. Er hatte es wieder nicht ganz aufessen können und der Grund dafür war einerseits, dass er langsam keine Lust mehr auf Kimchi hatte, denn selbst sein Frühstück war dieses Gericht gewesen, außerdem... war Taehyung ziemlich zerstreut, nachdem Jungkook so schnell abgehauen war.
Jungkook hatte... eine Erektion gehabt, oder?
Taehyung verstand nicht wieso oder was passiert war... Eigentlich dachte er, dass es mit dem Erwachsensein aufhören würde, dass man spontan in den zufälligsten Situationen einen Ständer bekam... Taehyung konnte nur hoffen, dass Jungkooks Erregung schnell von allein verschwunden war, er wusste wie nervig es war, wenn man über längere Zeit hart war, bis es von allein abschwellt.
Und trotzdem... so ganz wurde er den Gedanken nicht los, dass es... ganz vielleicht nur... etwas mit ihm zu tun haben konnte. Immerhin war Jungkook schwul. Und er hatte gesagt, dass Taehyung sein Typ war, oder?
Immer wenn der Junge daran dachte, wurde ihm ganz heiß und sein Gesicht lief bis zu den Ohrenspitzen knallrot an.
Taehyung wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sein Zimmer schlagartig für einen kurzen Moment strahlend hell wurde... und direkt danach ein lauter Donner ihm durch Mark und Bein krachte.
Sofort riss Tae ängstlich die Augen auf und starrte nach draußen. Er hatte gar nicht bemerkt, wie es zu regnen begonnen hatte... Und dann blitze es noch einmal, gefolgt von einem Donner.
Ohne es kontrollieren zu können, fiel ihm sein Buch aus der Hand und er starrte wie versteinert nach draußen. Wenn es etwas gab wovor er Angst hatte, wenn man mal von einem wütenden Mafioso mit schwarzem oder weißem Haar absah... dann waren das Gewitter.
Schließlich verließ ein Wimmern Taehyungs Lippen und seine Sicht nach draußen verschwamm vor aufkommenden Tränen. Und es brauchte nur einen weiteren unheimlich lauten, krachenden Donner, damit er geräuschvoll aufschluchzte und zu weinen begann.
Er wusste, dass diese Angst dumm war und ihm nichts passieren konnte... Aber bei jedem Donner, erschrak er so sehr, dass er stärker zu weinen begann.
Irgendwann versuchte sich Taehyung im Sitzen in seine grüne Decke einzukuscheln, nachdem er den Vorhang zu gezogen hatte, aber es half nicht viel. Seine Angst sorgte schließlich auch dafür, dass er nicht mit bekam, wie die Tür geöffnet wurde.
"Was ist los, Baby?", fragte Jungkook augenblicklich alarmiert und Taehyung beobachtete aus verheulten Augen, wie der Ältere auf ihn zu kam und sich dann zu ihm aufs Bett setzte.
"E-es... ist nichts...", schluchzte Taehyung und versteckte sein Gesicht in den Händen, damit Jungkook ihn nicht ansehen konnte.
"Ist es wieder wegen deiner Familie? Willst du nach Hause?", fragte Jungkook sanft und begann Taehyung auf einmal vorsichtig über den Rücken zu streicheln.
Doch noch bevor der Junge irgendwie hätte antworten können, erschütterte wieder ein Donner die Nacht, der so laut krachte, als würde die Welt nun wirklich unter gehen. Ohne Kontrolle darüber zu haben, wimmerte Taehyung laut auf und begann am ganzen Körper zu zittern.
"Warte... Hast du Angst vor dem Gewitter?", kam es etwas erstaunt von Jungkook, doch Taehyung schüttelte den Kopf ohne seinen Hände von seinem Gesicht zu entfernen. Er wollte nicht, dass Jungkook wusste, wie sehr er sich vor diesem Wetter fürchtete.
Doch Jungkook brauchte keine Bestätigung, um zu wissen, dass er recht hatte. Es war vollkommen offensichtlich wie Taehyung von dem Donner verängstigt war, also zog er den Jungen einen Moment später einfach in seine Arme, um ihn festzuhalten und zu umarmen.
Vorsichtig strich Jungkook über seinen Rücken und zog Taehyung irgendwann ganz auf seinen Schoß, um ihn näher an sich drücken und trösten zu können, während er ihm sanfte "Shhht"s oder "Du musst keine Angst haben, ich bin da" zu flüsterte.
Obwohl Taehyung immer noch bei jedem Donner zusammen zuckte, war es unfassbar wie es dieser Mann, der ihm vor zwei Tagen noch mit dem Tod gedroht hatte, schaffte ihn ein bisschen zu beruhigen. Taehyung fühlte sich in seinen Armen geborgen und sicher, Jungkook war warm und irgendwie hatte seine sanfte Stimme eine beruhigende Wirkung.
Sehr langsam entspannte sich der Junge ein bisschen, auch wenn sein Herz weiterhin wie wild in seiner Brust klopfte.
"I-ich... I-ich glaub es geht wieder...", nuschelte Taehyung unsicher an Jungkooks Brust, dessen T-Shirt er mit seinen Tränen durchweicht hatte, weswegen er sich ein bisschen zurück lehnte. Jetzt konnte er den Schwarzhaarigen auch aus seinen verheulten Augen ansehen. Jungkook erwiderte seinen Blick besorgt und... Oh Gott, der Ältere sah in diesem Moment wirklich... wirklich gut aus.
Taehyung musste schlucken.
"Bist du dir sicher, Tae?"
Der Junge versuchte stark zu sein und nickte ein wenig, weswegen Jungkook schließlich ergeben seufzte und seinen Griff so lockerte, dass Taehyung problemlos von seinem Schoß hätte rutschen können.
Würde in diesem Moment nicht wieder ein lauter Knall von draußen ertönen.
Sofort riss Taehyung seine Augen auf und starrte Jungkook ängstlich an.
"D-das... war gerade kein Donner, o-oder?"
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stockholm syndrome • taekook
Fanfiction„Ich werd dir jetzt mal erklären, wie das hier ablaufen wird, Taehyung. Ich mag das Wort ‚Geisel' zwar nicht, aber genau das bist du. Du bist mein Druckmittel gegen deinen Vater... Und bis dieser meinen Forderungen nach kommt, wirst du tun, was ich...