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Der Mann vor Taehyung stand von seinem breiten Chefsessel auf, ging um den massiven Holzschreibtisch herum und ließ sich dann direkt vor Taehyung auf der Kante des Tisches wieder nieder. Der Schüler wusste, dass er von dem Schwarzhaarigen ganz genau beobachtet wurde und traute sich immer noch nicht wieder auf zu sehen.

"Also Kim Taehyung... Du weißt, wer ich bin?", fragte der Mann schließlich und klang dabei etwas drohend, gleichzeitig aber auch rhetorisch. So als wäre er davon überzeugt, dass jeder ihn kennen müsste.

Schüchtern hob Taehyung seinen Kopf etwas, um ihn anzusehen... aber nein. Dieser Mann kam ihm ganz und gar nicht bekannt vor. Und an jemanden, der gleichzeitig so gefährlich wie attraktiv aussah, würde Tae sich ja wohl erinnern...

Wieder heftete Taehyung seinen Blick auf seinen Schoß und überlegte nicht zu antworten, denn er wusste, dass er niemals ein ordentliches Wort raus bringen würde. Er hatte viel zu viel Angst und zitterte, schaffte es dann aber den Kopf zu schütteln, weil er nicht wollte, dass der Mann wütend wurde, weil er vielleicht dachte, dass Taehyung ihn ignorierte.

"Nein? Gut, dann sage ich dir, wer ich bin. Mein Name ist Jeon Jungkook und ich bin das Oberhaupt der Jeon Familie. Ich bin der stärkste Konkurrent deines Vaters und sein größter Feind", erklärte der Schwarzhaarige ernst und auf einmal packte er Taehyung am Kinn und zwang ihn damit nach oben zu sehen. Genau in diese gefährlichen, dunklen Augen.

Sofort bekam Taehyung wieder Panik, doch er versuchte sich zu beruhigen und das Gesagt zu verarbeiten.

"W-wenn Sie... d-der Konkurrent meines V-vater sind... d-d-dann arbeiten sie auch in der F-filmbranche, S-sir?", stotterte Taehyung schließlich unsicher, denn sein Vater war Filmproduzent. Er versuchte möglichst höflich mit dem Mann zu reden, in der Hoffnung, dass er ihm dadurch vielleicht nicht weh tun würde. Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie Yoongi ihn vor ihrem "Boss" gewarnt hatte.

Doch von Jungkook kam nur ein Schnauben und er ließ Taehyungs Kinn los.

"Filmbranche? Ich rede nicht von dieser Firma, mit dem Kim Seunghyun sein Geld wäscht, sondern von der Mafia, Kleiner", meinte der Mann dunkel und starrte Taehyung mit seinem einschüchternden Blick beinahe nieder.

"M-mafia?", fragte Taehyung sofort geschockt und starrte mit riesigen, angsterfüllten Augen zu dem Mann auf. "D-das muss eine Verwechslung sein... M-mein Vater ist... F-filmproduzent..."

Kurz sah der Mann Taehyung genau an, als würde er noch auf etwas warten, doch dann sprang er auf einmal auf und packte Taehyungshaarschopf. Ruckartig riss er Taes Kopf zurück und sah ihm genau in die Augen, während Taehyung vor Schock und Schmerz kurz aufschrie.

"Deine kleine Unschuldsnummer kannst du dir sparen, Kim Taehyung! Dein Vater ist der Kopf einer der ältesten und mächtigsten Mafia-Familien und leider Gottes kam er vor zwei Jahren auf die Idee, dass meine Familie eine zu große Bedrohung für seine wäre, weswegen er meinen Vater tötete und damit einen Krieg startete. Und deswegen bist du jetzt hier, Taehyung, und ich werde endlich meine Rache haben. Also hör gefälligst auf so zu tun, als hättest du keine Ahnung. Du bist der zweitälteste Sohn von einem der gefährlichsten Männer in Südkorea!", knurrte Jungkook und zog fester an Taehyungs Haaren, was diesem Tränen in die Augen trieb, weil es so verdammt weh tat. "Nur leider bin ich mindestens genauso gefährlich..."

Taehyung hielt es nicht mehr aus und begann zu schluchzen. Tränen rannen wie Bäche seine Wangen herunter und er hatte keine Ahnung, was er tun sollte, geschweige denn, was dieser Mann versuche ihm zu erklären. Ob Jungkook ein Psycho war, der sich diese Geschichte eben ausgedacht hatte? Oh Gott, wo war Taehyung hier nur gelandet!

"D-das muss ein Missverständnis sein! Mein Vater gehört nicht zur Mafia und er hat nichts von dem getan! W-wirklich, das muss ein Missverständnis sein", heulte Taehyung und zog geräuschvoll die Nase auf. "B-bitte lassen Sie mich einfach gehen! I-ich weiß von nichts, ich bin nur ein einfacher Junge!"

"Willst du mir gerade wirklich weis machen, dass Kim Seunghyun seinen zweitgeborenen Sohn in vollkommenen Unwissen gelassen hat?", knurrte Jungkook unzufrieden und ließ endlich Taehyungs dunkelbraunen Haarschopf los. Er lehnte sich wieder zurück gegen den Schreibtisch und sah Taehyung mit einem mörderischen Blick an.

Dieser hingegen konnte nichts mehr tun, als zu weinen. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen und begann hemmungslos vor sich hin zu schluchzen. Er hatte niemals irgendwem etwas getan, wie hatte er nur in so eine Situation rutschen können?!

stockholm syndrome • taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt