Taehyung hatte keine Ahnung, was er tun sollte.
Sein Bruder war gestorben und das nur seinetwegen. Baekhyun wollte ihn retten. Taehyung hatte ihn praktisch umgebracht.
Fast so wie sein Vater seine Mutter getötet hatte.
Es war alles so verdammt surreal, Taehyung musste in einem Albtraum feststecken und in nichts anderem... und doch war ihm viel zu sehr bewusst, dass es real sein musste... Er wusste es so genau, dass es weh tat. Richtiger, realer Schmerz, der sich durch seinen ganzen Körper zog. Sein Kopf fühlte sich so an, als könnte er jeden Moment explodieren, da war so ein gewaltiger Druck darauf und dass er durch seine Nase wegen der ganzen Heulerei keine Luft mehr bekam, machte es nicht gerade besser.
Und sein Herz... dass es so sehr weh tat, war für Taehyung der einzige Beweis , dass es überhaupt noch da war und nicht zusammen mit seinem Bruder und der Luftblase, in der Taehyung gelebt hatte, gestorben war.
Aber der Schmerz war beinahe unerträglich. Er lähmte Taehyungs ganzen Körper, er konnte sich nicht bewegen, nicht mehr richtig denken oder irgendetwas um ihn herum wahrnehmen. Er hatte keine Ahnung, wo er war, er erkannte nicht einmal wirklich das Auto, in dem er saß, oder die Landschaft, durch die sie fuhren.
Alles, was Taehyung tat, war zu versuchen sich auf die Musik aus dem Radio zu konzentrieren. Musik hatte immer schon eine beruhigende Wirkung auf ihn gehabt, er liebte es zu singen und solange er seine gesamte Wahrnehmung auf das Radio fokussierte, hatte er zumindest das Gefühl atmen zu können.
Zuerst hatte er gedacht, dass Daehyun das Radio aufgedreht hatte, um irgendwie Taehyungs Schluchzen zu übertönen, doch mittlerweile wusste er es besser. Die Musik war das einzige, was Daehyun ihm noch geben konnte.
Irgendwann hatte Taehyung einfach die Augen geschlossen und es war so einfach gewesen in eine Welt abzudriften, in der nur mehr die Musik existierte. Hier gab es kein Blut und keinen Mord, hier gehörte niemand zur Mafia und niemand musste Gefühle haben. Hier konnte Taehyung einfach nur sitzen und sich in der Melodie auflösen, bis er selbst nur mehr als kleine Pause zwischen den Noten existierte.
Doch nicht einmal diese versteckte Welt des Friedens war ihm lange gewährt, denn auf einmal wurde das Radio abgedreht und Daehyuns Stimme ertönte.
"Taehyung, wir sind da."
Der Junge wollte weiter vor der Realität fliehen, doch ohne die Musik war seine Traumwelt wie zerschlagen und fast schon reflexartig öffnete er die Augen und sah zu seinem Cousin.
"Hier, zieh lieber den an und das T-Shirt aus", meinte sein Hyung und irgendwie hatte Taehyung das Gefühl Schuld in dem Blick seines Cousins zu sehen.
Kurz starrte der Junge auf den Pullover, den Daehyun ihm hin hielt, aber er wollte sich nicht bewegen, um ihn zu nehmen. Im Grunde war es ihm vollkommen egal, wie er aussah, wenn er wieder nach Hause kam. Es spielte doch keine Rolle, ob da nun ein Sperma Fleck auf seinem T-Shirt war oder nicht. Ob man die Knutschflecken und Würgemale sofort sehen konnte. Alles war unwichtig.
Doch als Daehyun begann ihn zu drängen es doch zu tun, schaffte es Taehyung irgendwann sich zu bewegen und umzuziehen. Der Pullover war noch warm, es war der, den Daehyun bis gerade eben noch über seinem Shirt angehabt hatte. Und irgendwie brachte der Ältere ihn auch dazu aus dem Wagen zu steigen, auch wenn Taehyung nicht mal richtig mitbekam wie er dies tat. Alles zog nur an ihm vorbei.
Die beiden Cousins standen sich nun gegenüber, der Wagen parkte am Straßenrand und um sie herum erstreckte sich der Wald, den Taehyung von seinem Zimmerfenster aus immer beobachtet hatte. Der Wald, in dem sie früher immer schießen geübt hatten... Angeblich.
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stockholm syndrome • taekook
Fanfiction„Ich werd dir jetzt mal erklären, wie das hier ablaufen wird, Taehyung. Ich mag das Wort ‚Geisel' zwar nicht, aber genau das bist du. Du bist mein Druckmittel gegen deinen Vater... Und bis dieser meinen Forderungen nach kommt, wirst du tun, was ich...