Immer wieder huschte Jungkooks Blick von seinem iPad hinüber zu Taehyung, der in seinem alten Bett lag und sich irgendetwas im Fernsehen ansah. Obwohl sich Jungkook durchaus bewusst war, dass es Taehyung in dieser Situation nicht gut gehen konnte, sah Taehyung dabei ruhig und entspannt aus und irgendwie gefiel Jungkook dieser Anblick.
Er war es zwar seit Jahren gewohnt die meiste Zeit allein zu sein, denn auch wenn er mit seiner Top 5 zusammen wohnte, war er doch meistens nur für sich und gerade schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass er sich vielleicht doch mal ein Haustier ins Haus holen könnte. Einen kleinen Hund vielleicht, den er um sich haben konnte, wenn er einsam war, der aber nicht reden, nörgeln oder ihm sonst irgendwie auf den Geist gehen konnte. Yoongi nervte Jungkook doch eh schon seit einer Weile, dass er einen Hund haben wollte...
Trotzdem war es für Jungkook komisch zurück in seinem alten Zimmer zu sein und dann auch noch zusammen mit Taehyung. Nachdem sein Vater ermordet wurde, hatte Jungkook einfach nicht hier bleiben können. Einerseits weil ihn alles an seinen Dad erinnerte, andererseits weil er sich hier einfach nicht mehr sicher fühlte. Er wollte weiter weg, mehr für sich sein und so war er aufs Land gezogen und zwar zusammen mit Yoongi und Namjoon.
Die beiden waren damals die einzigen Menschen gewesen, denen Jungkook vertraute. Und mit der Zeit waren dann irgendwann auch Hoseok, Jimin und Seokjin dazu gekommen, auch wenn Jungkook immer Ewigkeiten brauchte, um jemanden zu vertrauen.
Die anderen nannten ihn deswegen schon paranoid, aber Jungkook konnte es sich einfach nicht leisten in seiner Position den falschen zu vertrauen... Und anscheinend war er sowieso zu unvorsichtig geworden, denn sonst wäre es niemals möglich gewesen, dass sein Anwesen trotz aller Sicherheitsvorkehrungen angegriffen worden war.
Zwar hatten sie von Jimins Informanten eine Warnung erhalten, diese war aber so ungenau gewesen, dass ihre Feinde sie praktisch eiskalt im Nacken erwischt hatten... Und jetzt war Namjoon angeschossen worden, als er Jungkook zur Seite gestoßen hatte. Sein Hyung hatte ihn gerettet... Dabei hatte doch Jungkook die Verantwortung. Es hätte anders herum sein müssen!
Schnell schüttelte Jungkook den Kopf, denn er durfte jetzt nicht mehr daran denken, er hatte sich schon genug über diese Situation ausgelassen und erst Yoongi hatte es irgendwann geschafft den Jüngeren irgendwie zu beruhigen, ansonsten wäre Jungkook so wie er war - blutüberströmt und mit den Nerven praktisch am Ende - sofort los gerast, um die erstbesten Personen, die ihm einfielen verantwortlich für den Angriff zu sein, umzubringen. Zumindest nachdem er sich vergewissert hatte, dass Namjoon durchkommen würde.
Mit einem Seufzen sperrte Jungkook sein iPad und zog sich die Kopfhörer aus den Ohren. Er musste sich jetzt ablenken, sonst würde er gleich wieder durchdrehen. Verdammt, er war doch auch erst 21 und obwohl er schon seit zwei Jahren die Verantwortung über die ganze Organisation seines Vaters hatte, war es immer noch verdammt viel, was er auf seinen Schultern tragen musste. Es gab so viele Menschen, die von ihm und seinen Entscheidungen abhängig waren.
Das schlimmste war aber immer noch, dass sie nicht wussten, von wem der Angriff ausgegangen war. Die Männer, die danach tot auf seinem Rasen gelegen waren, waren jedenfalls Söldner, die Jungkook keiner Familie oder Gang zurechnen konnte.
Es wäre gut möglich, dass Kim Seunghyun sie angeheuert hatte... Jungkooks Blick fiel auf Taehyung und sofort lief er zu dem Jungen rüber, der so friedlich aussah, dass es Jungkook mal wieder regelrecht überrollte, wie es überhaupt möglich war, dass der Sohn von Kim Seunghyun so ein Engel war. Taehyung war wie ein kleiner Welpe, der niemanden etwas tun wollte. Ein Puppy...
Nur ein paar Momente später saß Jungkook schon neben dem Jungen und sah sich mit ihm zusammen irgendeine Urwald-Doku oder so an und sofort fühlte sich Jungkook schon ein bisschen besser. Vermutlich weil er sich jetzt nicht mehr so alleine fühlte, auch wenn die beiden schwiegen. Es war fast schon unbewusst, dass Jungkook irgendwann begann mit Taehyungs weichen Haaren zu spielen.
Er sollte sich wohl wirklich einen Hund kaufen, sobald Taehyung weg war... Egal auf welche Weise Taehyung verschwinden würde. Ob der Deal mit Kim Seunghyun nun klappen und Tae unbeschadet zurück zu seinem Vater kam oder... Jungkook ihn umbringen lassen musste. Denn auch wenn Taehyung ein ziemlich süßer Zeitvertreib war, führte kein Weg daran vorbei ihn am Ende doch zu töten. Denn solange er noch am Leben war, hätte Kim Seunghyun noch die Chance ihn sich zurück zu holen und damit zu gewinnen.
Was nicht passieren würde. Denn Jungkook würde dieses Spiel gewinnen, egal was kommen mag. Entweder er bekam alles von Kim Seunghyun, was er wollte, oder er würde ihm Taehyungs Kopf zu schicken. So einfach lief es in ihrer Welt und natürlich war dies jedem hier klar.
Nun ja... Jedem außer Taehyung vermutlich.
DU LIEST GERADE
stockholm syndrome • taekook
Fanfiction„Ich werd dir jetzt mal erklären, wie das hier ablaufen wird, Taehyung. Ich mag das Wort ‚Geisel' zwar nicht, aber genau das bist du. Du bist mein Druckmittel gegen deinen Vater... Und bis dieser meinen Forderungen nach kommt, wirst du tun, was ich...