Zu sagen, dass Taehyung scheiße aussah, wäre noch untertrieben.
Der Junge stand nun schon seit gefühlten Minuten vor dem großen Spiegel des Badezimmers und starrte sich einfach nur an, weil er nicht glauben konnte, dass er das selbst war. Während des Zähneputzens hatte er es vehement vermieden in den Spiegel zu sehen, doch nun starrte er sich fast schon apathisch an.
Seine Augen waren knallrot und leicht geschwollen, genauso wie seine Lippen; seine Haare waren strähnig und seine Haut blass und fahl... Er sah aus wie eine Leiche. Ein Zombie mit Würgemalen am Hals und einem riesigen, violett-roten Knutschfleck... Auch an seinem Oberarm hatte sich langsam ein hellblauer Bluterguss gebildet, genauso wie an seinem Ellbogen und die Haut an seinen Handgelenken war immer noch aufgerieben... Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie so schlimm ausgesehen.
Taehyung hatte Kopfschmerzen, es fühlte sich so an als würde sein Schädel jederzeit explodieren. Er konnte sich nicht mehr richtig konzentrieren und er fühlte sich so unfassbar schwach. Er hatte die letzten Tage so wenig gegessen, heute noch gar nichts und man sah es seinem Oberkörper langsam an, auch wenn er immer noch keinen Hunger hatte.
Einen Moment lang überlegte Taehyung sein Gesicht zu waschen, aber im nächsten Augenblick fragte er sich schon, was passieren würde, wenn er sich jetzt einfach im Waschbecken ertränken würde.
Dann hätte er es wenigstens unter Kontrolle, wann er starb... Und musste nicht mehr auf seine Hinrichtung warten.
Tränen schlichen sich in seine Augen und verschwammen seine Sicht.
Er wollte noch nicht sterben. Kim Taehyung hatte noch so viel von seinem Leben erwartet, es gab so viel, was er noch tun wollte und er konnte doch nicht jetzt schon aufgeben, oder?
Er musste es irgendwie schaffen Jungkook zurück zu gewinnen. Er musste sich entschuldigen und vielleicht... Dinge tun... aber dann würde, er wenigstens leben, oder?
Sein Herz begann zu rasen, als er diese Entscheidung traf, aber er musste es tun. Egal wie viel Angst er hatte, er musste überleben.
Taehyungs Finger zitterten, als er die Badezimmer aufschloss und dann auch schon zu Jimin auf den Gang trat. Er würde das wieder hinbekommen... irgendwie. Er musste.
"Hier", meinte Jimin und hielt dem Jungen auf einmal ein weißes T-Shirt hin.
Einen Moment lang sah Taehyung den Blonden überrascht an, dann schoss sein Blick aber auch schon gen Boden, als ihm wieder klar wurde, wie jämmerlich er doch in Jimins Augen aussehen musste.
"D-danke", nuschelte er nur und kurz darauf hatte er das Kleidungsstück schon an.
Danach machte sich der Blonde auch schon wieder auf den Weg zurück zu Taehyungs grünem Zimmer... Der Junge war so nervös. Er musste das jetzt sagen, er musste seinen Plan irgendwie durchziehen...
"Ähm... J-jimin Hyung-nim?", traute sich Taehyung endlich den Älteren anzusprechen, als sie schon fast wieder bei seinem Zimmer angekommen waren.
"Hm?", machte Jimin nur und sah den Jüngeren fragend an.
"I-ich...", begann Taehyung nervös, atmete dann noch einmal durch und beschloss es dann einfach durch zu ziehen. "K-kann ich mit Jungkook reden? I-ich... will ihm was sagen. Bitte."
"Ich denke nicht, dass das eine gute Idee wäre, Taehyung", wies der Ältere ihn allerdings sofort skeptisch ab und lief dann auch schon weiter, ehe er schon die Tür zu dem grünen Zimmer öffnete und dem Jungen mit einem Kopfnicken anwies rein zu gehen.
Doch Taehyung blieb direkt vor ihm stehen und traute sich Jimin mit einem flehenden Ausdruck in die Augen zu sehen.
"Bitte, Hyung-nim... Es ist wichtig... I-ich muss mit ihm reden... Bitte."
Jimin sah ihn einen langen Moment einfach an, man konnte regelrecht sehen wie sein Kopf gerade ratterte.
"Ich kann es Jungkook ausrichten... Wenn du dir sicher bist, dass du das willst."
"Ja bitte... Vielen Dank, Hyung-nim."
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Jimin hatte kein gutes Gefühl dabei, als er wieder hinunter zum Salon lief. Eigentlich sollte es ihn nicht interessieren, was mit diesem Kind passierte... Aber was Jungkook mit Taehyung veranstaltete, fand er trotzdem nicht gut. Am Ende würde es nur noch viel mehr Ärger geben, sobald Kim Seunghyun davon erfuhr... Also falls es dann überhaupt noch eine Rolle spielen würde.
Innerlich schluckte der Blondhaarige noch mal, ehe er die große Flügeltür zum Salon aufstieß. Obwohl er vorhin schon da gewesen war, war es dennoch ein ungewohnter Anblick, dass so viel hier los war. Jimin war es gewohnt, dass sie nur zu sechst hier waren. Jetzt befanden sich wesentlich mehr Leute im Anwesen.
"Jungkook-ah!", rief Jimin durch den halben Raum und steuerte auf den Schwarzhaarigen zu, der gerade dabei war seine Waffe zu reinigen.
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stockholm syndrome • taekook
Fanfiction„Ich werd dir jetzt mal erklären, wie das hier ablaufen wird, Taehyung. Ich mag das Wort ‚Geisel' zwar nicht, aber genau das bist du. Du bist mein Druckmittel gegen deinen Vater... Und bis dieser meinen Forderungen nach kommt, wirst du tun, was ich...