#152 Thannam-Package

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Thannam

Er lächelte zufrieden und sah schön aus, wie die sanften Morgenstrahlen der aufgeheneden Sonne, die einen Weckten, wenn man mal wieder mit dem Kopf auf dem Schreibtisch in Taes Büro in Association eingeschlafen war.

Erst als er das kleine Körbchen auf ihr Bett stellte, bemerkte sie es überhaupt. Mit misstrauischem Blick musterte sie erst die Traghilfe, dann ihren Mate. Unwirsch fuhr sie sich durch die kurzen Haare, um sie vielleicht irgendwie zum liegen zu kriegen - kurze, nasse Haare und Hinlegen waren nicht wirklich zwei Dinge, die zusammen passten, wenn es darum ging hübsch auszusehen - und setzte sich zurück auf ihr Bett, wo sie sich eins ihrer Kissen ranfischte, um es sich vor den Bauch zu nehmen und das Kinn drauf zu stützen.

"Ich habe das ultimative Thannam-Package zusammengestellt", offenbarte er sanft und öffnete den Picknickkorb. Das Erste was er herausholte war Tequila. Nein. Kein Alkohol. Lillys Pflanze. Diese krabbelte aus dem Korb und kletterte gleich auf Thannams Schulter. "Was zum Kuscheln", erklärte Jin, dann holte er ein Buch aus dem, Korb. "Was zum Lesen", er legte das Buch in Reichweite. Dann legte er eine Schlafmaske dazu. "Falls es zu hell ist." Woher wusste er das wieder? Sie konnte nicht schlafen, wenn es zu hell war.

Er war aber noch nicht fertig. "Natürlich Essen." Er sah sie streng an. "Denn ich weiß, dass du heute noch nichts hattest, doch dazu wirst du nicht nein sagen können." Ihre Müdigkeit verfolg mit jedem seiner Worte. Warum war er nur so unfassbar süß? Womit hatte sie das überhaupt verdient? Er fing an das Essen auszupacken und sie fragte sich, wann er dazu gekommen war, zu stalken, was sie gern aß.

Doch es roch lecker und es sah lecker aus und Thannam setzte ein wehleidiges, quengeliges Gesicht auf und steckte beide Hände nach der Schüssel aus, die er eigentlich gerade auf den Nachschrank stellen wollte. "Du bist so süß", urteilte er und reichte die Schüssel rüber. "Ist mir egal", murrte die junge Frau und nahm auch gleich die Stäbchen entgegen und fing an zu essen.

Jins Augen wurden zu schmalen schlitzen, als sich ein Lächeln auf sein Gesicht schlich, dass breiter war als der Radius einer Flugkapsel. "Schmeckt es?", fragte er und sie nickte begeistert. "Was hast du noch?", fragte sie und ohne es wirklich zu wollen grinste sie. "Noch zwei Items, die wichtig sind, damit du dich ausruhen kannst...", begann er und zauberte noch was aus dem Korb.

"Ich hätte dir ja Schocki gebracht, aber du magst ja nichts Süßes. Also hab ich das hier." Er zog eine Dose hervor. "Ich hab keine Ahnung, wie man Chips macht, aber ich hab da was versucht und es schmeckt eigentlich ganz gut, wird aber nicht so kalorienreich sein, denn es ist heißluftgetrocknet. Willst du es probieren?" Sie nickte nur und nahm auch diesen Behälter entgegen.

Was auch immer er da gemacht hatte war Hexenwerk, denn das in dünne Scheiben geschnittene Gemüse schmeckte richtig gut. "Wow", sagte sie und knusperte gleich noch ein paar mehr der Scheiben weg. "Was ist das Letzte?", fragte sie nach und hatte den Stress mit den Azubis und den Taskamps schon fast vergessen.

Er zog ein kleines, rotes, gefaltenes Papier hervor und warf es ihr zu. Sie fing es ab und begann es auseinander zu falten und schon bald offenbarte sich ein Stück Papier in Herzform. Thannams Herz schlug schneller und sie konnte nicht anders, als sich einfach zu freuen und sie musste wirklich hart mich sich kämpfen, nicht einfach loszuquietschen, wie ein geisteskrankes Fangirl.

Die rote Verfärbung ihrer Wangen konnte sie nicht vermeiden, aber immerhin hatte sie ihr Gesicht im Griff. "Ich cringe", sagte sie kühl, doch Jin nahm sie wie immer nicht erst. Er stand auf und küsste sie auf die Wange. "Ich lass dich dann mal ein bisschen in Ruhe, du hattest einen harten Tag." Und er? Wie konnte er neben der Arbeit noch Sachen für sie kochen? Dann noch diese Chipsdinger machen, ein Buch und eine Schlafmaske besorgen?

Sie sah ihm dabei zu, wie er sich wieder aufrichtete, doch sie schnappte sich sanft seine Hand und hielt ihn fest. "Willst du dich nicht auch ausruhen?", fragte sie und sah irgendwo anders hin, als in dein viel zu hübsches Gesicht. "Ja, ich hau mich auch gleich hin." Er hatte nicht verstanden. "Das ist zu viel für mich allein zum Essen." "Das hält sich, du musst das nicht auf einmal essen."

Stand er echt so auf dem Schlauch, oder verarschte er sie? Sie sah vorsichtig zu ihm auf und jah, er stand echt so auf dem Schlauch. Verwirrt blickte er sie an und sie biss sich auf die Lippe. Dann schob sie ihre Finger zwischen seine. "Du kannst doch auch... hier.... dich ausruhen...?", fragte sie unsicher und er verstand endlich. Er lachte nur leise.

"War das grammatikalisch so richtig?", fragte er in einem neckenden Tonfall. Sie schlug ihn mit der anderen Hand gegen die Hüfte. "Halt die Klappte, du Dummkopf!" Er lachte nur noch mehr und setzt sich wieder zu ihr. Warum musste er sie eigentlich immer ärgern? "Du willst also, dass ich hier bleibe?", fragte er und sie zuckte mit den Schultern. "Ich biete es dir an", relativierte sie, "wenn du den Mund hältst und ruhig bist und keine komischen Sachen machts", bestimmte sie gleich weiter.

"Komische Sachen also?", hakte Jin nach und lehnte sich näher zu ihr. Beruhige dich Thannam. Er macht das mit Absicht. "So was hier?", fragte er weiter und beugte sich noch näher. Doch sein Plan wurde davon vereiltet, dass Thannam sich eine Gemüsescheibe in den Rachen stopfte und fröhlich grinste. "Sorry Jin", sagte sie kauend, "die sind zu gut." Jin stützte die Lippen. "Ich wusste, das würde ein Fehler sein." Thannam nickte. "Ohja." "Du liebst das Essen mehr als mich." "Definitiv."

Er warf sich gespielt empört nicht vorhandene lange Haare nach hinten, setzte das Bitchface des Jahrtausends auf und sagte nur: "Na schön."

Thannam kicherte und hasste Jin ein bisschen, dass er solche Sachen aus ihr heraus holte, wie ein Kichern. Dann legte sie eine Hand an seine Wange und lehnte sich selbst zu ihm herüber, um seine Lippen kurz, aber sanft zu küssen.

"Danke Jin, das habe ich heute gebraucht."

Curare - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt