#160 Clubfluff

1K 187 53
                                    

Hoseok

Hoseok wusste selber nicht, warum er jetzt das Bedürfnis gehabt hatte zu flüchten, doch irgendwie brauchte er einfach gerade eine Pause. Einfach für ein paar Minuten, einen Platz an dem er sich verstecken konnte, wo ihn niemand sah und wo es nicht so unglaublich laut war.

Was hatte er sich überhaupt dabei gedacht Jimin nach Ara zu folgen? Richtig gar nichts. Er war ihm einfach gefolgt und hatte die sichere Zitadelle verlassen: Er hatte seine Comfortzone verlassen und hatte sich ins Chaos gestürzt. Das alles für Jimin und dieser wusste es auch zu würdigen. Er war so süß und zu sehen, wie er sich freute, tat gut. 

Doch trotzdem war dieser Wasserpflanzen-Club nicht ganz die Umgebung, die sich der Energizer als Lieblingsplatz aussuchen würde. Es war zu nass, es war zu warm, fast schon schwül, es war laut, es war voll und sein Mate überforderte ihn auch ein bisschen, als ganz abgesehen davon, dass er sich Gedanken machte, dass einer der beiden anderen quatschen könnte oder sonst wer von der Sache mitbekam. 

Hoseok versuchte durchzuatmen. Wahrscheinlich machte er sich schon wieder viel zu sehr Gedanken, doch ganz abschalten konnte er einfach nicht. Er versteckte sich hinter einem der unzähligen Wasserfällen und versuchte ein bisschen zur Ruhe zu kommen. Er kühlte seine Stirn an der rauen, nassen Wand, schloss seine Augen, lauschte auf das sanfte Rauschen des Wasserfalls und atmete tief ein und aus.

Im Grunde brauchte er sich nicht beschweren. Jimins Freunde waren echt süss, die Musik war eigentlich ganz cool, wenn sie, so wie hier, leise und gedämmt war und der Club war, zumindest wenn man ein Lotus wie Jimin und May war, ein echtes Highlight. Ernsthaft, wie war so etwas überhaupt möglich?

Hoseok wollte sich grade aufrichten, als sich zwei Arme von hinten um seine Mitte schlangen. Er hörte Jimin leise lachen. "Da bist du. Die Toiletten sind aber woanders, Hoseok", meinte er und Hoseok bemerkte, wie ihm die Wärme in die Wangen schoss. "Hab sie nicht gefunden", nuschelte er verlegen. "Du bist so süß, wenn du versuchst du lügen", erwiderte Jimin amüsiert und lachte abermals. Doch dann wurde er still.

Er löste sich etwas von Hoseok und drehte den Energizer sanft aber bestimmt zu sich um. "Es ist ein bisschen zu laut, hm?", fragte und strich ihm durch die nassen, dunklen Haare und Hoseok schloss die Augen für ein paar Sekunden und genoss die Berührung einfach. Dann schlug er die Augen jedoch wieder auf und sah seinen Mate überrascht an, als ihm auffiel was fehlte.

Das schon viel zu vertraute Brennen.

Das schiefe Grinsen auf Jimins hübschen Gesicht sagte Hoseok, dass der Lotus bemerkt hatte, dass Hoseok es bemerkt hatte, doch scheinbar hatte er keine Lust das zu thematisieren. Er spielte mit ihm - mal wieder. Er legte nur die Hände an Hoseoks Hüften und lehnte sich sich an ihn, wodurch er Hoseok leicht gegen die Wand hinter ihnen drückte.

"Ich hatte ja eine ruhigere, viel weniger nasse Location für uns ausgesucht, aber du wolltest. ja. kein. Date", zog er ihn auf. Hoseok sagte noch immer nichts, sondern versuchte einfach erst einmal zu verarbeiten, dass die Wärme, die er fühlte kein Brennen aus dem Inneren war, sondern einfach von Jimin ausging. Sie fühlte sich gut an.

"Wolltest...?" Hoseok brach ab und wurde nur wieder rot. Irgendwie wusste er nicht wohin seinen Gefühlen. Das alles war so unerwartet. Wenn das hier funktionierte, dann konnten sie die unsichtbare Glasscheibe, die sie getrennt hatte, vielleicht endlich zerbrechen. Zumindest ein bisschen. Jimins Wärme zu spüren war mehr, als Hoseok sich je erhofft hatte und zum ersten mal keimte so etwas wie Hoffnung in ihm auf.

"Wollte ich was? Hoseok, du hast auch schon bessere Sätze in deinem Leben geformt. Man sollte meinen als Priest bekommt man das mit dem Subjekt und dem Objekt zusätzlich zum Verb hin", fobbte Jimin ihn nur weiter. "Pabo!", brachte Hoseok irgendwie heraus . Er atmete einmal tief durch. Jimin musste doch klar sein, dass Hoseok das, was er ihm da gerade durch eine simple Berührung klar machte, erst einmal irgendwie sortieren musste.

Sie hatten eine Chance.

Er sollte sich erst mal zusammenreißen. "Wolltstdudeswegenmitmirausgehen?", presste Hoseok seine Frage doch noch irgendwie hervor und Jimin lachte nur. "Nein, ich hatte nur Hunger und dachte du willst vielleicht mitkommen, deswegen bin ich auch alternativ dazu in einen Club gegangen." "Jimin!", erwiderte Hoseok nur. "Mach das nicht mit mir."

Jimin beugte sich zu ihm und ließ seine Lippen über Hoseoks Hals streifen und zu seiner maßlosen Überraschung löste auch das das wohl bekannte Brennen nicht aus. Viel mehr fachte es ein ganz anderes Feuer in dem Energizer an. Eines das sich verdammt gut anfühlte. 

"Setzen wir uns", flüsterte Jimin in sein Ohr, "reden wir."
Um Himmelswillen, alles was er wollte. 

Hoseok nickte nur und Jimin löste sich von ihm. Er ließ sich an der Wand herunter sinken und lächelte ihm einladend zu. "Na, komm", meinte er auffordernd. Hoseok nahm sich einem Moment um seinen Mate zu mustern. Warum stand ihm 'nass' eigentlich so gut?

Er durfte gar nicht darüber nachdenken, das würde seine Denkweise in viel zu schmutzige Richtungen lenken. Sein Hinterkopf machte sich trotzdem jetzt schon mal Notizen darüber, wie gut sich Jimins Bauchmuskel durch das weiße Shirt abzeichneten, wie das bläuliche Licht mysteriöse Schatten auf sein schönes Gesicht zauberte oder wie das amüsierte Lächeln seine Augen zum funkeln brachte und ihn damit fast ein wenig gefährlich wirken ließ .

Er war atemberaubend.

Hoseok machte Anstalten sich neben Jimin zu setzten, doch der hatte offensichtlich andere Pläne. Er zog mit einem Ruck an ihm und Hoseok verlor das Gleichgewicht und landete mehr oder weniger wieder auf Jimins Schoß oder besser zwischen Jimins Beinen. Er landete seitlich zu Jimin sitzend und Jimin winkelte das Bein hinter ihm an sodass Hoseok sich ein wenig dagegen lehnen  konnte, während seine eigenen Beine über Jimins anderen Bein angewinkelt waren. 

Hoseok dreht seinen Oberkörper in Jimins Richtung und fragte sich selber, wie verwerflich diese Position wohl zu werten war. Gott. Konnte jemand mal den inneren Priest abstellen? 

Jimin zerstreute seine Gedanken, als er nach seiner Hand griff und ihre Finger verschränkte. Es löste ein wohliges Kribbeln in Hoseok aus und wieder sprang keine Energie, auch wenn sie eigentlich springen müsste. "Wie...?", fragte Hoseok leise und fast ging die Frage im Rauschen der künstlichen Wasserfälle unter. Irgendwie hatte er Angst vor der Antwort.

Curare - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt