#243 Unerwartete Freiheit

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Namjoon

Die letzten Tage waren anstrengend, aber schön gewesen. Es war gut wieder der Herr im eigenen Körper zu sein, aber es gab auch so viel zu tun. Namjoon hatte eine Menge nachzuholen, denn auch wenn Thannam und Yoongi so gut es ging versucht hatten abzufangen, was Namjoon an Aufgaben erledigte, so war es doch kaum möglich, vor allem, wenn zu der zusätzlichen Mehrarbeit noch andere Dinge kamen – wie zum Beispiel Loss Intoxication? Beerdigungen? Das Auskurieren einer Vergiftung? Angriffe auf Odiomare, um die wenigstens in Gewahrsam zu bekommen, wenn man schon den Leader aus diesem nicht mehr so einfach rausbekommt? 

Es war das blanke Chaos.

Namjoon hatte eine Menge verpasst. Nicht nur war eben massig Leader-Arbeit liegen geblieben, er hatte auch so viele andere Sachen nur dürftig mitbekommen. Lilly hatte er nicht mehr in Person gesehen, seit diese losgeflogen war um ihren Bruder und Jungkook zu suchen, nachdem diese verschollen gegangen waren. Danach war sie erst entführt und dann er besetzt worden.  Er hatte komplett verpasst, wie Jimin zunächst gestorben und dann mit Jaehyung zusammen wieder zurückgekommen war. Natürlich war er nicht völlig ahnungslos gewesen, aber sein Wissen hatte Abraxas vor allem zu Beginn doch sehr begrenzt. Sie hatten offensichtlich alle ihre Schlachten gekämpft und so hart diese auch gewesen waren, so war sich Namjoon dennoch sicher, dass sie sich davon erholen würden. 

Nachdem er alle geknuddelt hatte – ja auch Yoongi! - und gesichtet hatte, was alles hängen geblieben war und entschieden hatte, wie er die Aufgaben in der nächsten Zeit abpacken würde kehrte allmählich wieder so etwas wie Normalität ein. Es lief. Immer stetig bergauf. Sie kamen irgendwie voran und das machte Namjoon seltsam stolz. 

Nun saß er im Garten des Palastes und wartete auf Lilly. Sie hatten irgendwie damit angefangen sich jeden Abend nach getaner Arbeit dort zu treffen und sich ein paar Minuten für sich zu nehmen, um den Tag zu beenden. Für heute war Lilly fast ein bisschen spät dran, doch grade als er seinen Comp zog, um sie anzuschreiben, sah er, dass die junge Frau aus dem Palast trat und sich eiligen Schrittes auf ihn zubewegte. Bei ihm angekommen fläzte sie sich zwischen seine Beine, damit sie sich an ihn lehnen und er seine Arme um sie schließen konnte und sie so zusammen der Sonnen beim Untergehen zuschauen konnten. Namjoon legte seinen Kopf auf ihrer Schulter ab und seufzte zufrieden.

"Wie war dein Tag?", wollte er wissen und Lilly tätschelte seinen Arm. "Gut, die Übelkeit lässt mich allmählich wieder in Ruhe, also können Circarya und ich endlich wieder fliegen, wie wir es gewohnt sind. Und bei dir?", berichtete sie. Namjoon summte unentschlossen. 

"Ich habe jetzt das meiste endlich sortiert bekommen, also muss ich morgen nur noch ein, zwei Dinge klären und kann dann anfangen alles abzuarbeiten. Und wenn wir erst einmal so weit sind, wird es nicht mehr lange dauern, bis wir alles aufgeholt haben und alles wieder seinen geregelten Gang geht", erklärte er leise. Er grinste zufrieden. "Ich habe das Gefühl, dass alles langsam wieder ins Lot kommt. Auch, wenn ich mich noch ein bisschen seltsam fühle. Es ist komisch wieder Hunger zu haben."

Lilly wandte den Kopf zu ihm um. "Hattest du nicht?", wollte sie verblüfft wissen und Namjoon schüttelte den Kopf. "Ist mir die letzten Tage nicht aufgefallen, aber heute habe ich ja das Mittag ausfallen lassen und als der Hunger kam war ich nur so ... ohhhhh, die Empfindung gibt es ja auch noch", erklärte er amüsiert. Er zuckte leicht mit den Schultern. "Da drin war einfach alles ein bisschen anders. Fast, wie in einem Traum. Nicht unbedingt ein schöner Traum, aber so ähnlich", meinte er. Lilly nickte verstehend. 

"Wir können jetzt auch erst einmal etwas essen gehen?", schlug sie dann fürsorglich vor, doch Namjoon grinste nur. "Ich bin grade hungriger nach dir, als nach was zu essen", erwiderte er liebevoll und Lilly kicherte, während Namjoon irgendwo im Hinterkopf spürte, wie Abraxas abkotzte. Er lachte leise. Das war das erste Lebenszeichen von dem Odiomare, seit er ihn vor ein paar Tagen besiegt hatte. Seit dem hatte Abraxas geschmollt und gab sich non-existent. Doch jetzt war er präsent. Daran würde sich Namjoon wohl gewöhnen müssen und das wollte er auch. Wenn er vorgehabt hätte Abraxas zu ignorieren, dann hätte er auch die Hände in den Schoß legen und warten können, bis die anderen das regelten. 

Curare - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt