Jimin
Diese ganze Sache stresste Jimin. Eigentlich war die Zeit gekommen, sich zuentspannen, denn sie hatten den Odiomare und sie waren damit beschäftigt hinter ihm aufzuräumen. Er war unschädlich, zumindest im Moment. Das war es auch gar nicht, was ihn stresste. Seit dem Gespräch ging ihm Abraxas nicht mehr aus dem Kopf.
Er war böse, daran gab es keinen Zweifel. Es wäre einfach, das Denken dort aufzuhören, doch Jimin konnte das nicht. Er war nicht umsonst der Pathfinder und er dachte immer weiter, als er müsste.
Das Erste war wohl, dass Jimin sich bewusst war, dass der Odiomare nicht viel Auswahl hatte. Wut, Hass, Trauer. Mehr hatte er nicht, um am Leben zu bleiben. War das wirklich seine Schuld? Sie wälzten die Bibliothek schon seit einiger Zeit und alles, was er herausfand, ließ ihn nur noch mehr Mitgefühl empfinden. Ein Odiomare wurde aus Hass geboren. Sie waren so was wie ruhelose Geister, das Echo einer schrecklichen Tat, welche nie wieder zur Ruhe kommen würde. Sie hatten kein eigenes Leben, kein eigenes Selbst, sie lebten nur, um zu hassen und zu schaden.
Jeder würde durchdrehen. Es war nicht so, als könnte Jimin die Taten des Odiomares damit rechtfertigen. Er hatte so viele Leute getötet und er verdiente die Strafe, doch... bekam er sie nicht schon, jetzt gerade? Abraxas hatte das einzige bekommen, was ihn dazu bringen konnte, Sühne zu tun und das war Namjoon.
Damit war Jimin am zweiten Punkt. Namjoon.
In den Monaten, die sie zusammen verbracht hatten, war der junge Mann dem Lotus sehr ans Herz gewachsen und er hatte ihn schätzen gelernt. Das war auch der Grund, warum Namjoons Meinung, auch wenn er sie nicht wirklich aktiv äußern konnte, hohen Wert für Jimin hatte. Namjoon war hochintelligent, Jimin würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass auch Namjoon einen guten Pathfinder abgeben würde und Namjoon wollte nicht, dass Abraxas einfach getötet wurde. Jimin konnte dies spüren.
Warum? Ja, darüber zerbrach er sich den Kopf und es führte ihn zur dritten Erkenntnis. Es war der Odiomare selbst. Er war aus dem Hass-Wut-Trauer-Zirkel ausgebrochen. Er begann einen Charakter zu entwickeln. Zur Hölle, er hatte gelernt, frustriert zu sein. Odiomare kopierten ihren Wirt. Sie wurden zu ihrem Wirt, aber er?
Abraxas hatte einen eigenen Namen.
Abraxas mochte keinen scheiß Schnittlauch.Jimin wusste nicht ganz, warum er sich einen Kopf darum machte und wohin ihn das bringen sollte. Er wusste nur eine Sache und das war, dass er Zerstreuung braucht und die bekam er am besten von einer Person. Sich mal eine halbe Stunde keine Gedanken zu machen klang verlockend.
Er musste Energie tanken, nicht wörtlich natürlich, sondern emotional. Außerdem war er lange nicht mehr einfach dreist gewesen.
Der Lotus machte sich also auf den Weg in die Bibliothek, die schon seit sie wieder da waren, täglich überrannt wurde, weil jeder der Zeit hatte, versuchte irgendwas zu finden, was vielleicht half, den precious Leader von Curare wiederzubekommen. Die Leute vermissten Namjoon. Entsprechend war es nicht nur seine Familie, die hier rumsuchte, sondern auch noch andere, die ihn kannten und mochten. Außerdem würde eine bestimmte Person auch nicht weit sein.
Jimin war sich nicht sicher, wann Hoseok die Bibliothek das letzte Mal verlassen hatte, außer vielleicht, um eine Messe zu halten.
Der Lotus enterte die Bibliothek, begrüßte hier und da Landare, die ihn auch grüßen und bog nach einem Blick durch den Raum, der ihm Aufschluss darüber gab, wo die Liebe seines Lebens wohl gerade in den Büchern wühlte. Jimin bog in den Gang und er hatte nicht wirklich vorgehabt, ihm direkt auf die Pelle zu rücken, aber er war allein und das war einfach zu verlockend. Ihn allein zu sehen, in all seiner Schönheit, hellte Jimins Stimmung schon etwas auf, doch er wollte noch mehr. Diese süßen Wangen blushen sehen zum Beispiel.
Hoseok stand gerade mit einem Bücherwagen vor der Bücherfront und war scheinbar damit beschäftigt, die Bücher wieder zurückzuräumen, die andere auf der Suche nach Informationen rausgerupft hatten. Er nahm gerade wieder ein Buch zur Hand und strich sich mit der freien eine Strähne seines braunen Haares zurück. Ein kleines Lächeln fand sich auf seinen herzförmigen Lippen ein, als er es zurückschob, dann bemerkte er den Blick, der auf ihm ruhte und wandte sich Jimin zu.
"Jiminie, ich hab gerade an dich gedacht", meinte er und Jimin grinste schief. Dann fing er den Blick seines Mates ein und allein die Art und Weise, wie Jimin das Grinsen ein wenig anzüglich werden ließ und die Tatsache, dass er nichts sagte, schienen Hoseok etwas nervös werden zu lassen. Gut so. Ohne weitere Umschweife ging Jimin auf den Energizer zu. Dessen Augen wurden ein wenig größer.
"Jimin, nicht, wir sind nicht all..." Er kam nicht viel weiter, denn Jimin hatte ihn sich bereits geschnappt und gegen das Bücherregal gedreht. Hoseoks Wangen wurden ein wenig roter und er wurde sichtlich nervös, als sich Jimin etwas an den ein bisschen größeren heranlehnte.
"Hi", flüsterte er ihm zu und Hoseok dreht den Kopf verlegen einen Deut weg. "Pabo", zischte er und Jimin lachte dunkel. Eine seiner Hände wanderte an Hoseoks Hüfte und er ließ erließ sie ein wenig wandern, bis er den Rosario zu fassen bekam, den Hoseok stets am Gürtel trug. Jimin begann ein wenig damit herumzuspielen, ehe er den verlegenen Blick seines Mates wieder einfing.
"Jimin, das kannst du nicht bringen", flüsterte er und biss sich auf die Lippen. Jimin lächelte herausfordernd, auch wenn er sich sicher war, bereits gewonnen zu haben. "Ach nein?", er lehnte sich näher an seinen Mate, nah genug, dass ihre Körper sich berührten. "Du musst nur leise sein", erwiderte Jimin fast lautlos und Hoseok keuchte unterdrückt auf. Seine Hände wanderte an Jimins Brust, aber ihn wegschieben wollte er anscheinend dann doch nicht.
Ihre Blicke begegneten sich erneut. Nur noch wenige Zentimeter trennten ihre Lippen und Hoseoks Blick fiel auf die vollen Lippen seines Mates. "Küss mich", forderte Jimin leise. "Pabo", zischte Hoseok zurück. Jimin grinste. "Küss mich", wiederholte er nur und Hoseok wurde noch roter. "Nein", murmelte er fahrig, "wir sind hier doch nicht..." Jimin legte seine freie Hand an Hoseoks Wange und neigte seinen Kopf. Dann küsste er ihn eben selbst. Dafür, dass Hoseok angeblich dagegen war, erwiderte er den Kuss aber viel zu sehr sofort.
Jimin lächelte verschmitzt in den Kuss und vertiefte ihn noch etwas mehr. Eine von Hoseoks Händen wanderte in Jimins Haar und Jimin genoss es, sich ein paar Sekunden dem heimlichen Feuer hinzugeben und scheinbar nicht nur er, denn als er sich löste, folgte Hoseok seinen Lippen hungrig. Jimin grinste und hauchte ihm noch mal einen flüchtigen, liebevollen Kuss auf die Lippen und einen hinter das Ohr.
"Pabo", murmelte er nur, "siehst du, war doch gar nicht so schlimm." Sie waren in der Tat immer noch nicht erwischt worden, auch wenn hier mehr als fünf Leute ebenfalls durch die Bibliothek stromerten. Jimin warf einen Kontrollblick zum Eingang des Ganges, in dem sie waren und wandte sich dann wieder seinem Mate zu.
"Wann hast du das letzte Mal Pause gemacht, Herr von und zu ich brauchte keinen Schlaf?", fragte er und Hoseok überlegte. Das allein schon reichte, um zu beschließen, dass sie beide für heute Feierabend machen konnten.
"Du weißt, was ich jetzt tun werde", kündigte der Lotus an und seine Augen blitzten auf. Hoseok sah ihn nur mit einem Kopfschütteln an. "Das wagst du nicht!", drohte er, doch Jimin wusste es besser. Wahrscheinlich hatte Hoseok längst bemerkt, dass Jimin was beschäftigte und dass er Aufmerksamkeit brauchte.
Jimin konnte einen Abend nur mit seinem Mate gebrauchen, denn Jimin brauchte dringend ein paar Kuscheleinheiten und noch immer schwelgten die Gedanken durch seinen Kopf. Er musste drüber reden, um das alles zu sortieren und Hoseok war seit jeher der beste für diesen Job gewesen. Also machte er was, dass er schon lange nicht mehr gemacht hatte.
Er warf sich Hoseok über die Schulter und entführte ihn.
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Curare - Teil II
FanfictionHatte der 23-jährige Koreaner Namjoon bis vor ein paar Wochen noch starke Zweifel an seiner mentalen Verfassung, weil seine Liebe der Grünlilie auf dem Fensterbrett galt, so war er nun von jeglichen Infragestellungen (das ist ligit ein Wort) seiner...