#234 Das ist ganz sicher nicht deine Schuld aka Netter Versuch

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Jin

Jin dankte allen Göttern, die gerade irgendwie greifbar waren – seinetwegen konnte sich jeder angesprochen fühlen – dafür, dass alle wieder heil angekommen waren. Nachdem jeder Ausflug stets damit einhergegangen war, dass irgendwer schwer verletzt wurde oder gerade so dem Tod von der Schippen sprang, hatte Jin kaum einen klaren Gedanken fassen können, als sie sich aufgemacht hatten, um den Odiomare endlich einzufangen. 

Manchmal war es schwer der Mate der Vize vom Protector zu sein. Jeder Einsatz war ein Cliffhanger und es ging so einfach etwas schief. Umso froher war Jin, dass alle nicht mehr als ein paar Fleischwunden und blaue Flecken hatten. Taehyung hatte es schön zusammengefasst: Ein paar neue Narben. Mehr nicht. 

Jin hatte es so hingenommen. Er könnte zwar auf Narben an seinen Freunden verzichten, aber wenn Taehyung das so sagte, dann würde er ihm jetzt auch nicht mehr reinreden. Er machte ihm einfach ein Müsli fertig, wenn er es brauchte und sich selbst damit möglichst nützlich. Es war Sonntag und Jin hasste Sonntage ein bisschen, denn an Sonntagen herrschte in der Küche Anarchie, weil jeder kam wie er wollte, um was zu essen und nicht alle zu den vernünftigen Stoßzeiten, wie es in der Woche der Fall war. 

Aber als Mensch gewöhnte man sich ja an alles.

Auch daran um 11 Uhr morgens die Geschwister an der Theke direkt in der Küche sitzen zu haben. "Lilly", maßregelte Taehyung seine Schwester gerade, die eher angewidert das Müsli betrachtete, mit dem Jin sie versorgt hatte, "du musst was essen." Neben ihm nickte Jimin. "Er hat recht", sprang er Taehyung bei, "wenigstens eine Kleinigkeit." Galant reichte Jin ihr einen Apfel, um die Aussage von Jimin zu unterstützen und nahm ihr dafür das angefangene Müsli ab.  Lilly nahm ihm den Apfel ab und seufzte. "Ich hab zu viel Stress, um zu essen ... und heftige Morgenübelkeit", beschwerte sie sich, bevor sie Tapfer in ihren Apfel biss. 

"Ich bringe gleich Essen runter zu Namjoon. Willst du mitkommen, Lilly?", fragte Jin und stützte sich an der Theke ab. Die Grünhaarige nickte eifrig, was Jin wenig wunderte, denn sie brachte fast täglich das Essen runter zu ihrem Mann. "Was gibt es heute für die beiden?", wollte sie wissen. Jin fand dieses für die beiden noch immer irritierend. Er zog es vor Essen für Namjoon zu machen, dabei den Odiomare mit durchzufüttern, war eher eine leidige Angelegenheit. Lilly dagegen schien trotz allem dem Odiomare gegenüber irgendwie freundlich gewogen zu sein. "Rührei mit Schnittlauch und Toast", beantwortete Jin schließlich die Frage. 

"Lass den Schnittlauch besser weg", riet Lilly, "Abra kann Schnittlauch nicht ausstehen." Jin runzelte die Stirn. "Ist mir doch egal", grummelte er und Taehyung nickte zustimmend. "Namjoon mag Schnittlauch." Lilly schnaubte leise und aß den Rest ihres Apfels auf. "Er ist aber nicht der, der momentan das Ei essen muss und es bringt uns gar nichts, wenn er den Körper schwächt, weil er das Essen, was man ihm vorsetzt, nicht mag und deswegen nicht isst", gab sie zu bedenken und Jin musste sich eingestehen, dass das logisch klang, auch wenn er keine Lust hatte es zuzugeben. "Außerdem muss man ihn ja nicht extra ärgern", fügte sie hinzu. 

"Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, dass du etwas für ihn übrig hast", meinte Jin angespannt. Lilly taxierte ihn mit einem unbestimmten Blick. "Du weißt es nicht besser", meinte sie seelenruhig. "Wenn ihr ihn die ganze Zeit wie einen Feind behandelt wird er auch nie etwas anderes sein." Sie sah von einem zum anderen und warf dann den Rest des Apfels weg. "Hat er dir nicht genug angetan?", wollte Taehyung wissen und Lilly seufzte nur. "Schon? Aber was bringt uns eine  Auge-um-Auge-Mentalität? Das hört nie auf", gab sie zu bedenken. "Einer muss den Kreis brechen", sprang Jimin ihr bei und sie warf ihm einen dankbaren Blick zu. 

"Ich bin auch eher vorsichtig in der Sache. Aber ich weiß, dass Namjoon ihn nicht als Feind ansieht, also tue ich es auch nicht", erklärte sie. Jin stieß angestrengt die Luft aus seinen Lungen aus. Er wusste nicht, was er davon halten sollte, aber – schön – dann machte er eben kein Schnittlauch auf das Ei, wenn Lilly das so wollte.

Curare - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt