#231 Wer zuletzt lacht

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Lilly 

Sie wusste, dass Tae sauer auf sie sein würde, aber Lilly war auch nicht mitgekommen, um Däumchen zu drehen. Die Jungs würden schon hinterherkommen. Sie mussten einfach. Lilly hielt sich an den Klauen des Frostbyters fest und versuchte nicht allzu viel darüber nachzudenken. Tae hatte sie von Anfang an nicht mitnehmen wollen, doch wenn Lilly eine Sache klar war, dann dass sie Namjoon nur unverletzt gefangen nehmen konnten, wenn sie dabei war. 

Es gab nur eine Person, die ihn vielleicht rauslocken konnte und das war sie selbst. 

Außerdem war sie auch sauer. Das war gut zu sehen gewesen an der Aktion mit dem Titanen? Er hatte es also auf sie abgesehen? Ja? Nur weil sie Voyager geworden war, hieß das nicht, dass sie ihre Warriorprüfungen umsonst gemacht hatte. Lilly war eine von den Besten. Das einzige, was ihr nicht gelegen hatte, war Schwertkampf gewesen, aber den brauchte sie ja auch kaum, um auf einem Titanen rumzuturnen und den anderen somit Zeit zu verschaffen. 

Sie hatte genug von dem Odimare. Lilly wollte es irgendwie zu Ende bringen. Sie wollte Namjoon retten, irgendwie. Das war auch der Grund, warum sie überhaupt so riskante Sachen tat. Sie wusste selbst, dass sie sich schonen sollte, aber Hallo, sie war schwanger, nicht krank. Außerdem, wenn Namjoon das nicht überstand, dann tat es keiner von ihnen. Er nicht, sie nicht, die Babys nicht.

Außerdem wusste sie auch selbst, dass sie schwanger war, ohne dass ihr idiotischer Bruder das vor allem herumbrüllte, wenn sie ihm doch gesagt hatte, er sollte sich bedeckt halten. Also war wohl auch einer der Gründe, eine Mitfluggelegenheit zu nutzen, dass sie sonst Taehyung umbringen würde. Er war ein Depp vor dem Herren. 

Sie flogen nicht besonders weit, aber das hatte Lilly auch nicht erwartet. Als der Frostbyter zum Landen ansetzte, ließ Lilly sich in ein Gebüsch fallen. Es war weder cool, noch schmerzfrei, aber immerhin effektiv, denn sie konnte das Haus, in welchem sich der Odiomare verschanzt zu haben schien, schon durch das Dickicht sehen und sie blieb unbemerkt. Oder er ließ sie zumindest in dem Glauben, dass er sie wohl nicht bemerkt hätte. Es war ihr beides recht, solange sie es in dieses Haus schaffte. 

Die Grünlilie verlor auch keine Zeit und holte einen Glasschneider aus ihrer Weste, ehe sie sich an das Haus heranschlich. Sie würde nicht vorn durch den Eingang kommen, das wäre zu auffällig, doch wie sie nach kurzer Musterung des Hauses feststellen konnte, hatte es hässlich trübe Kellerfenster. Das war doch was. Flink robbte die junge Voyager durch das hohe Gras, dass das Gebäude umgab und an eines der Fenster ran. Zuerst machte sie zwei kleinere Kreise, in die sie ihre Finger haken konnte, dann schnitt sie die ganze Scheibe aus. Vorsichtig, damit sie sich nicht schnitt, zog sie die Scheibe raus und legte sie an die Seite. Lilly, 21, Einbruchqueen.

"Bitte kein Folterkeller, bitte kein Folterkeller", murmelte sie und steckte dann ihren Kopf in die Öffnung. Zu ihrem Glück war es kein Folterkeller, sondern einfach nur ein leerer Raum und außerdem fand sie etwas, woran sie sich festhalten konnte, sodass sie leise in den Raum gleiten konnte. Sollte sie warten, bis die anderen da waren? Was wenn er sie bemerkt hatte und jetzt schon weiter floh? Lilly hoffte, dass sie unbemerkt geblieben war. Frostbyter waren groß genug, dass, wenn man obendrauf saß, dass man nicht bemerkte, was an den Füßen der Bestie so abging. 

Es war nicht der Ort, an dem sie und Hoseok festgehalten worden sind. So viel konnte sie sagen. Sie schlich sich zur Tür. Sie war abgeschlossen, aber das war nichts, was sie nicht mit ein paar Werkzeugen beheben konnte. Die junge Frau schlich sich aus dem Keller nach oben. Lilly hatte beschlossen, dass sie immer noch warten konnte, wenn sie sich sicher war, dass er ihnen nicht wieder entwischen würde. 

Sie lauschte, ob sich was in dem Haus tat. Dann schlich sie zur Tür und machte sie auf, damit die anderen es später leichter hatten, reinzukommen. Das war fast schon zu einfach. Fast als hätte er einfach nicht damit gerechnet, dass jemand bekloppt genug war an eine Frostbyter zu hüpfen und deswegen sah er die Möglichkeit nicht und fühlte sich sicher. Lilly folgte einem unbestimmten Gefühl hin nach oben und sie lauschte an den Türen, ob es irgendeinen Anhaltspunkt gab, in welchem sich der Odiomare aufhielt und somit auch ihr Mann.

Curare - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt