#192 Forshadowing

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Thannam

Thannam saß an dem Teich der Ruhestädte und ihr Blick ruhte auf dem ominösen Lotus Jae, der einfach nicht vergehen wollte. Sie kannte die Geschichte dahinter, auch wenn sie sich kaum an den Lotus erinnern konnte, doch in den letzten Tagen konnte sie nicht aufhören daran zu denken, auch wenn sie nicht wusste, wieso. 

Was übersahen sie nur?

Irgendwas stimmte nicht an der Geschichte und warum zur Hölle war sein Nachlass nach all den vielen Jahren noch hier? Welches Geheimnis hatte er mit ins Grab genommen. Die Rose wusste nicht mehr viel über ihn, sie erinnerte sich nur, dass er freundlich gewesen war und laut. Sehr laut. Er war nicht direkt 'typisch Lotus' gewesen und die junge Frau erinnerte sich kaum noch an sein  Gesicht. 

"Wieso hab ich das Gefühl, du wirst noch wichtig?", fragte sie den Nachlass der ein paar Dutzend Meter von ihr entfernt auf dem Teich schwamm. Sie runzelte die Stirn. Warum hatte sie noch nie geforscht, wie es sein konnte, dass er immer noch hier war. Das musste doch was zu bedeuten haben?

Sie versuchte sich in Gedächtnis zu rufen, was Yoongi erzählt hatte über die Umstände von Jaes Tod, doch nichts davon machte einen Sinn. Gar nichts. Seufzend strich sich die junge Frau durch die doch schon recht lang gewordenen Haare und nahm die fast-schon-Mähne im Nacken zusammen, dann verdrehte sie das ganze und steckte sich einen Stift, den sie noch in der Tasche hatte, dazwischen, um die Haare aus dem Nacken zu bekommen. Ahaja, genau. Sie erinnerte sich, warum sie ihren Pixie so geliebt hatte. 

Nachdenklich musterte die junge Frau den Lotus weiter, als sich jemand zu ihr setzte. 

"Hier bist du also." Sie sah auf und erwiderte das kleine Lächeln, welches Jimin sich für sie abrang. Sie nickte auf seine Feststellung hin nur und ließ ihren Blick wieder schweifen. "Dafür, dass Lotusse angeblich so selten sind, haben wir ganz schon viele hier", meinte sie und der junge Mann, der im Moment eine Jacke von ihr trug, zuckte nur mit den Schultern. "Zwei... und einer der beiden ist aus Ara", antwortete er nur und sie deutete auf den Teich. 

"Drei mit ihm..." 
"Jae ist tot."

Der Blick ihrer rotbraunen Augen glitt zurück und sie musterte das hübsche Gesicht des anderen. Er war müde. Natürlich war er das, aber derart verbittert erlebte man Jimin selten. Sie litten alle sehr, aber Namjoon und Jimin hatten ein ganz anderes Kaliber Schmerz auszuhalten. "Ich weiß", sagte sie also einfach nur sanft und öffnete die Arme. 

Jimin nahm die Einladung an und kuschelte sich an die großgewachsene Frau, während sie ihm durch die Haare ging, wie eine große Schwester, auch wenn er genaugenommen älter war als sie. Aber spielte das eine Rolle? Hatte das jemals eine Rolle gespielt? Wahrscheinlich nicht. Er würde es sogar regelmäßig vergessen, wenn er nicht daran erinnert werden würde, das Thannam die zweitjüngste war. 

"Wir sollten deine Haare mal wieder färben", meinte sie leise und betrachtete den rosa Ansatz kritisch, den Jimin so langsam entwickelte. Der Lotus nickte, doch er sagte nichts dazu, sondern folgte einfach dem Blick der anderen. "Warum denkst du ist er noch hier?", fragte er und Thannam biss sich überlegend auf die Lippe. "Ich hatte gehofft, du wüsstest eine Antwort auf die Frage." Jimin lachte leise. "Wusste ich je die Antwort auf irgendeine Frage?" 

Die Rose verkniff es sich zu lachen, aber Jimin bemerkte es natürlich und lächelte müde. "Siehst du?", sagte er nur, "das ist dein Gebiet, also wo steckt dein triviales Wissen." Thannam runzelte die Stirn. "Ich werde mal nachschauen, was der Lotus in der Blumensprache genau bedeutet und wofür er steht, vielleicht bekommen wir dadurch einen Hinweis. Meine Instinkte sagen mir, dass das wichtig werden könnte. Hallo Yulinna." 

Ein leises Lachen erklang, als sich die nächste zu ihnen gesellte. "Weisheit, Reinheit, Reinkarnation... hilft das?", murmelte Thannams Cousine schüchtern und strich sich die langen Haare zurück. Thannam überlegte, aber eigentlich machte das keinen Sinn. Nichts davon würde erklären, warum der Nachlass noch immer auf dem See war.  Jimin löste sich wieder von seiner Schwester im Geiste und musterte die Angekommene durchdringend. "Weißt du noch mehr?", hakte er nach. 

Yulinna zuckte nur mit den Schultern, dann schüttelte sie den Kopf und ein entschuldigender Ausdruck glitt über ihr Gesicht. "Nicht zu glauben, dass du die Schwester dieser Kackbratze bist", stellte Jimin fest und Yulinna schluckte verlegen. "Sie ist nicht immer so gemein, sie hat auch gute Seiten...", verteidigte sie ihre Schwester fast schon eher fragend und entsprechend, erhielt sie auch die Antwort eher als direkte Antwort.

"Nein, hat sie nicht", stellte Jimin mit einem Blinzeln fest. "Absolut keine", bestätigte Thannam und rieb sich die Augen. "Man lernt mit ihr auszukommen", gab sich die junge Frau etwas mehr Mühe und winkte dann ab, um das Thema zu beenden. "Das ist nicht der Grund, warum ich hier bin", meinte sie und Thannam lächelte müde. 

"Grandiose Überleitung", lobte die Rose, doch das war eher Galgenhumor. Sie wusste genau, warum ihre Cousine sie aufsuchte, eigentlich wusste sie auch jetzt schon, dass sie keine guten Nachrichten haben würde. "Was sagen die Tests, sag es einfach gleich und ohne Umschweife", forderte sie und Yulinna biss sich auf die Lippe. "Es tut mir leid", sagte sie nur. 

Thannam seufzte. Als ihre Regel ausblieb, da hatte sie es schon gewusst, denn es hatte simpel nicht daran liegen können, dass sie schwanger war. Wohl eher war das Gegenteil der Fall. "Das Gift... hat deinem Körper wohl doch mehr geschadet, als wir dachten...", setzte die junge Frau hinzu, doch Thannam lächelte nur tapfer, auch wenn ihre Welt ein Stück weit zusammen brach. Sie war ja so schon der Meinung, dass Seokjin in der Matetombola einen Trostpreis gezogen hatte... aber wie sollte sie ihm das jetzt beibringen? 

Sie wünschten sich beide Kinder, dich das konnten sie dann jetzt auch vergessen. 

Thannam versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, doch dass sie scheiterte konnte sie darin erkennen, dass sowohl Jimin, als auch Yulinna sich an ihre Schultern lehnten und versuchten ihr Trost zu spenden. Die Rose schloss die Augen und Tränen lösten sich aus ihren Augenwinkeln.

Hoffentlich waren Namjoons und Lillys zukünftige Kinder so Gold wert wie ihre Eltern, denn Thannam hatte ihre eigenen Kinder dafür aufgegeben. Sie bereute nicht, Lilly gerettet zu haben, auf keinen Fall, sie bereute nicht, dass sie ihre Freundin vor dem Schlimmsten beschützt hatte, aber dennoch bedauerte sie ihr Schicksal und sie hoffte, dass Jin sie nicht dafür hassen würde.


Leser: Warum heißt das Chap so?
4.Wand: Nicht umsonst :D


Curare - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt