Namjoon
Die erste Frage, die sich Namjoon aufdrängte, war: Wo zum Geier ist er?Er konnte nicht mal wirklich ausmachen, ob hier irgendwas war; alles war irgendwie einfach dunkel. Er erinnerte sich daran, dass er den Odiomare reingelassen hatte, doch was war danach passiert? Fakt war, dass er nicht wirklich ... wach war? Er spürte nichts, er nahm nichts wahr. Alles war einfach nur ein großes Nichts. War das sein Kopf? Namjoon wäre doch recht enttäuscht, wenn sein Kopf "Nichts" beinhalten würde.
"Es ist ein Teil des Kopfes."
Namjoon drehte sich um und sah ... nun ja ... sich selbst. Wobei es nicht wirklich er selbst war. Er war erstaunt, wie jemand, der sein Aussehen hatte, einfach so anders wirken konnte. Offensichtlich der Odiomare. "Das musst du mir genauer erklären", forderte Namjoon und der Odiomare lachte abfällig. "Ich muss einen Scheiß", erwiderte er. Er klatschte in die Hände und näherte sich Namjoon, "aber weil du es bist, erkläre ich es dir." Dann grinste er betont fröhlich und Namjoon verkniff sich ein Seufzen. Namjoon ließ den Odiomare nicht aus den Augen. Man musste kein Genie sein, um zu bemerken, dass der Kerl irgendwas im Schilde führte."Ich", er deutete an sich herunter, "bin der neue Herr dieses Körpers und auch dieses hübschen Bewusstseins. Deswegen bin ich auch da draußen und du hier drin, in der letzten Ecke dieses Bewusstseins und bekommst gar nicht mit, was da draußen alles so abgeht." Namjoon biss die Zähne zusammen und versuchte die Informationen, die er bekam, zu verarbeiten.
"Also bin ich hier gefangen?", fragte er nur um Zeit zu gewinnen. Nebenbei versuchte er sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass er wohl möglich sowas wie das letzte bisschen Namjoon war, was im Moment noch von ihm übrig war. Trotzdem schloss er nicht aus, dass er noch immer eine Verbindung zu sich selbst hatte, schließlich war das hier noch immer sein Kopf nicht?
Hieß das, dass jeder seiner Gedanken direkt vor den Füßen des Odiomares landete, weil der ja im Moment im Schädel das Sagen hatte? Der Odiomare gab ein gespielt freundliches "Owww" von sich, was Namjoon mal Bestätigung seiner Vermutung nahm. "Du bist wirklich schlau, Namjoon", lobte er und umkreiste ihn wie ein Löwe, der seine Beute im Visier hatte. "Ich mag die Beschreibung." Ja, das war klar. Der Odiomare ließ sich leicht ablenken, schön, dann hatte er den wichtigeren Gedanken gar nicht bekommen. "Welcher Gedanke?" Namjoon lächelte schief und verdrehte gutmütig die Augen. "Wenn ich ihn noch mal denken würde, dann wäre das doch kontraproduktiv", meinte er, als wäre das dem Odiomare gar nicht klar. "Ich kann an zwei Dinge gleichzeitig denken, endlich nutzt mir das mal was, cool."
Der Blick des Odiomares wurde einige grade kühler. "Du denkst, du kannst mich verarschen, was?", fragte er eisig. Schon. Hitzköpfe konnte man immer schon verarschen und Namjoon war sich relativ sicher, dass der Odiomare einer war. "Nein, auf keinen Fall niemals", erwiderte Namjoon nonchalant, "wir sehen gleich aus, das macht uns quasi zu Broooos." Der Odiomare zischte leise. "Du hältst dich für ganz schlau, was? Aber ich sage dir wie das ablaufen wird: Ich werde dich töten. Das überstehst du vielleicht einmal, vielleicht auch zweimal, aber spätestens nach dem dritten Mal zerbricht jeder Verstand an der Erfahrung und dann verschwindest du und mit dir, deine obernervige Landare-Freundin." Na ja, Namjoon bevorzugte ja die Bezeichnung 'seine Frau' aber sei's drum.
"Und was ist, wenn ich dich töte?", wollte er wissen und musterte den Odiomare, den auf die Frage hin ein abfälliges Schnauben entwich. "Du hast keine Chance gegen mich, denn weißt du, während du nicht mal mehr die Kontrolle über deine Gedanken hast, kann ich das hier." Die Umgebung veränderte sich zu einem Dschungel. "Oder gefällt dir das hier besser?" Aus dem Dschungel wurde eine Wüste. Dschungel und Wüste waren eine Sache, aber Namjoon verstand, dass der Odiomare sicher noch ganz andere Umgebungen formen konnte. Er konnte ihn durch die Hölle gegen lassen. Der Odiomare lachte abfällig.
"Jetzt hast du es verstanden", lobte er gespielt freundlich. Wahrscheinlich hatte er nur noch nicht damit begonnen, weil die Lilly-muss-sicher-sein-Klausel noch wirkte. "Ich arbeite daran", meinte er undurchsichtig. Namjoon konnte nur hoffen, dass das noch ein bisschen dauerte und bis dahin musste er herausfinden, wie er sich den Odiomare dauerhaft vom Hals halten konnte. Der Gedanke entlockte seinem Gegenüber ein abfälliges Kichern. "Du verstehst schon das sich das alles gegenseitig bedingt?", fragte er sanft und Namjoon seufzte. Ja, das drängte sich ihm auf. Der Oath würde ihn nicht ewig aufhalten, doch er konnte das noch nicht richtig durchdenken, solange der Odiomare einen Großteil seiner Gedanken mitbekam.
"Was willst du dagegen tun, Namjoon?", fragte der Odiomare amüsiert. "Mir wird schon was einfallen, ich verliere diese Sache nicht gegen einen Parasiten, der noch nicht mal einen eigenen Namen hat", schoss Namjoon und der Odiomare betrachtete ihn aus schmalen Augen. "Ist das so?", fragte er abschätzig. Namjoon verschränkte die Arme und seufzte. Er warf einen Blick durch die Wüste, in die der Odiomare sie gestellt hatte und versuchte etwas daran zu ändern. "Ow, das ist ja süß, auf die Idee ist auch noch keiner gekommen", meinte er und Namjoon begnügte sich mit einem schmalen Lächeln. "Ich bin ja auch nicht andere", erwiderte er seelenruhig, auch wenn er sich bei Weitem nicht ganz so ruhig fühlte. Der Odiomare zog nur eine Augenbraue hoch und Namjoon konnte sich denken, dass er es wusste.
Ihm wurde klar, dass er dringend mehr Raum brauchte. Er würde nie weiter kommen, wenn der Odiomare jeden Gedanken mit bekam, den er dachte. Wie konnte er den Odiomare aussperren? "Gar nicht, Namjoon." Das glaubte er nicht, er war noch immer hier und wenn er sich erstmal von sich selbst lösen müsste, dann würde er das tun. Das hier war eine mentale Sache. Warum also auch nicht als solche nutzen? Namjoon versuchte sich seinem Kern bewusst zu werden. Seinem Sein. Und dann stellte er sich vor, wie er eine Mauer darum baute. Stein für Stein. Ein Schutz. Eine Abgrenzung. Ein Rückzug. "Was machst du da?", fragte der Odiomare und Namjoon entging nicht, dass er den Odiomare mit seiner Aktion zu verwirren schien. Also schien es zu wirken. Muss komisch sein, deine Opfer immer in der Hand zu haben und plötzlich spielte eines nicht mit?
"Nun, ich kann vielleicht nichts an dem Großteil dieser Welt hier ändern, weil du der bist, der im Moment den Vorrang hat, aber ich kann was an mir selbst ändern", meinte Namjoon zufrieden. "Hör sofort auf damit!!" Namjoon schnaubte. "Wieso? Ist dir das zu unsicher? Bekommst du Angst?", fragte er. Der Odiomare schnellte auf ihn zu und Namjoon hob schützend die Arme hoch. "Du weißt, du kannst das grade nicht", wies ihn Namjoon ab und der Odiomare biss die Zähne zusammen. "Du kannst dich nicht ewig hinter ihr verstecken!" Namjoon schüttelte den Kopf. "Ich verstecke mich nicht hinter hier, ich nutze den Schutz, den sie mir bietet, genau wie ich sie um jeden Preis beschütze." Der Odiomare schnaubte. "Nenne es, wie du willst, es wird nur so lange dauern, bis ich einen Beweis habe, dass sie zu Hause ist, 'sicher' und damit mein Teil des Oaths erfüllt. Dann, Namjoon, schicke ich dich durch deinen persönlichen Albtraum, solange bis du darum bittest zu sterben", drohte er.
Namjoon musterte den Odiomare und trat einen Schritt zurück. Er zweifelte nicht an seinen Worten. Doch der Oath hatte ihm Zeit verschafft, sich vorbereiten zu können. Damit hatte er einen entscheidenden Vorteil gegenüber allen, die der Odiomare schon auf dem Gewissen hatte. Namjoon hatte immerhin schon mal seine Gedankenwelt wieder für sich und er hatte den Willen Lilly zu beschützen, solange es ging. Er würde sicher nicht einfach so klein beigeben und wenn er sich seinen Kopf Stück für Stück zurückholen musste. Namjoon zog eine Augenbraue hoch. Noch war er sicher und sein Gegner wurde leicht wütend, was dazuführte, dass er ihn durchaus hinters Licht führen konnte, wenn man es nur schlau anstellte. Er straffte die Schultern und legte den Kopf schief.
"Das kannst du gerne versuchen."
Wie jetzt, noch eins?
Kann das nicht endlich aufhören??Nein.
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Curare - Teil II
FanfictionHatte der 23-jährige Koreaner Namjoon bis vor ein paar Wochen noch starke Zweifel an seiner mentalen Verfassung, weil seine Liebe der Grünlilie auf dem Fensterbrett galt, so war er nun von jeglichen Infragestellungen (das ist ligit ein Wort) seiner...