#199 Sing me to Sleep

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Yoongi

Wann würde der Stress endlich ein Ende nehmen? Yoongi hatte keine Ahnung mehr, wann es angefangen hatte, aber es wurde immer schlimmer und schlimmer. Worin das noch alles münden sollte, wussten wohl nur die Götter, doch im Moment hatte der Stresspegel einen neuen Höchststand erreicht. Sein kleiner Bruder war krank und keine Sau konnte ihm sagen, was dem Kerl fehlte, außer dass er Energie verlor, als hatte er irgendwo ein kleines Leck, das keiner finden konnte. Der hiesige Priest war am Ende und das war nicht gut für die Gemeinde. Lilly würde unter Umständen noch in der Nacht das Zeitliche segnen und ihr Mate war der Grund dafür, weil er von einem Odiomare besetzt war. Sein Leader war also auch so gut wie tot. 

Yoongi wusste nicht mehr wohin mit sich. 

Jimin stand irgendwie auf der Kippe und Namjoon und Lilly noch viel mehr. Auch nur einen von ihnen zu verlieren, würde ihn zerreißen, denn sie alle hatten ein Stück seines ohnehin schon gebrochenen Herzens. Er konnte keinen von ihnen verlieren. Er konnte einfach nicht. 

Ein Klopfen an seiner Tür riss ihn aus seinen Gedanken, die ohnehin immer dunkler wurden. Es konnte nur eine Person sein, die da vor seiner Tür stand, denn es gab auch nur eine Person in Curare, die an der Tür klopfen würde, weil es sonst keine Sau machte. Das war Estelle. Die Butterfly würde das Prinzip der offenen Tür wahrscheinlich nie verstehen. "Komm rein, Estelle", rief Yoongi also und setzte sich mich einem schweren Seufzen auf sein Bett, "die Tür ist offen." Yoongi warf einen Blick zur Uhr. Was mochte sie um diese Uhrzeit noch wollen?  

"Alles okay bei dir?", fragte er besorgt, nachdem die Prinzessin die Tür geschlossen hatte. "Das frage ich dich", meinte sie. Für einen Moment stand sie unschlüssig im Raum, doch dann setzte sie sich einfach zu Yoongi dazu. 

"Ich hab mir Sorgen gemacht", meinte sie sanft und zog ein Bein an. "Du kümmerst dich immer um alles, aber wer kümmert sich um dich?" Yoongi ließ die Frage auf sich wirken und rieb sich dann mit den Händen müde über das Gesicht. "Jimin", meinte er schließlich, "den setzen sie normalerweise auf mich an, doch jetzt ist der freiwillig bei Bob." Geschafft ließ er die Hände sinken. "Ich hab Angst", gab er zu. 

Estelle musterte ihn ein paar Augenblicke und ihm entging nicht, wie betroffen sie aussah. Fast bereute er es, dass er so offen gesprochen hatte. Wer wollte schon einen schwachen König sehen? "Ich verstehe", erwiderte Estelle schließlich mit ernsten Gesicht, bevor sie ein Stück an ihn ran rutschte und ihm eine Hand aufs Knie legte. "Versuch dich zu entspannen, er ist in guten Händen", gab sie tröstend an. Sie seufzte und zuckte mit den Schultern. "Wir können nur abwarten und das ist auch das, was es so unheimlich Scheiße macht." 

Yoongi betrachtete Estelle ein paar Momente und ihm ging auf, dass ihre Betroffenheit gar nicht ihm galt oder der Tatsache, das er schwach wirkte, sondern dass sie sich viel mehr genauso viele Sorgen um Jimin machte, wie er selbst. "Ich bin hier, wenn du mich brauchst, ich will nicht, dass du allein sein musst", redete sie weiter, "ich kann dich gern ablenken oder so." 

Naw. Wann war sie eigentlich so niedlich geworden? 

Wenn Yoongi mit sich ehrlich war, konnte er Ablenkung wirklich gut gebrauchen. Warum auch nicht? Je mehr er grübelte, desto dunkler würden die Gedanken nur werden, also war er doch ganz froh, dass Estelle hier und er nicht alleine war. "Estelle, sowas kannst du doch nicht sagen", warf er ihr also vor, nur um sie aufs Korn zu nehmen und sich damit die erhoffte Ablenkung zu verschaffen. "Weißt du nicht wofür das in Curare ein Code ist??" Sie blinzelte und neigte den Kopf. "Code?", fragte sie verwirrt. "Was denn für ein Code?" Sie warf ihre indigofarbenen Haare zurück und warf ihm einen herausfordernden Blick zu. "Ich kann sagen, was ich will, ich bin eine Prinzessin." 

Yoongi schüttelte bedeutsam den Kopf. "Nein", sagte er leise, "ich meine ... wenn du sowas sagst, dann sendest du Signale, Estelle. Tz, immer muss ich auf dich aufpassen." Estelle blinzelte nur wieder und – ja, allmählich wurde auch dem König klar, dass sie ihn durchschaut hatte und munter zurück foppte. "Signale? Was denn für Signale?", fragte sie unschuldig und stellte sich blöd, "ernsthaft, das musst du mir erklären." Dazu schenkte sie ihm den welpigsten Welpenblick aller Zeiten. Sie stellte sogar noch Jimin in den Schatten und der konnte das schon gut. "Aber ganz genau, sonst verstehe ich das nicht", setzte sie noch einen drauf. 

Curare - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt