Lilly
Es war schwer zu lächeln, damit die anderen sich nicht noch mehr Sorgen machten, doch Lilly war nicht gut darin, Emotionen vorzutäuschen. Sie fand im Moment einfach nicht zurück zu ihrem eigentlich, positiven, quirligen Sein. Namjoon fehlte ihr und es schmerzte sie sogar körperlich.
Im Moment versuchte sie die Erkenntnis zu erlangen, dass es nicht ihre Schuld war, dass der Odiomare es auf Namjoon abgesehen hatte, doch eine kleine Stimme in ihrem inneren machte sie verantwortlich für alles, was gesehen war. Alles bis hin zu Jimins Tod. Ein Teil von ihr drohte zu verfallen, doch Lilly war auch nicht die Art Person, die einfach aufgab. Zu viel hing daran. Sie musste zumindest halbwegs stark sein, damit Namjoon sich um sich kümmern konnte, damit Thannam sich um sich kümmern konnte, damit quasi alle sich um sich kümmern konnten, denn sie waren alle, so wie sie waren, am Leiden. Es ging keinem von ihnen gut und das war Lilly nur allzu bewusst.
Jetzt egoistisch zu werden, wäre wohl fatal.
Das war auch der Grund, warum Jungkooks Bitte ihr nicht aus dem Kopf ging. "Mach keinen Scheiß." Es wäre gelogen, wenn sie behaupten würde, dass sie nicht gern sofort ihre Kapsel geschnappt und zu Namjoon geflogen wäre, in der Hoffnung, ihn zu retten, doch er hatte recht. Wahrscheinlich wäre das Scheiß. Nur eine weitere Art und Weise zu verkacken. Sie mussten klug vorgehen, denn sonst verlor Curare seinen Leader, Lilly ihren Mann und sie alle einen wertvollen Freund.
Also blieb ihr nichts übrig, als zu beten und sich den Kopf darüber zu zermartern, wie man Namjoon vielleicht wirklich helfen konnte. Wie man herausfand, wo er sich gerade aufhielt, wie man den Odiomare wieder aus seinem Körper herausbekam und so weiter. Das würde nicht einfach werden und wahrscheinlich würden sie scheitern und sie und Namjoon würden sterben, bevor ihr Baby, von dem er noch gar nichts wusste, auf diese Welt kommen würde. Sie hoffte, dass sie es schaffte, dieses kleine Ding zu beschützen und so lange durchzuhalten, bis es eine Chance hatte. Viel Hoffnung hatte Lilly nicht, dass sie lange durchhalten würde, wenn Namjoon starb, aber sie würde ihr Bestes geben.
Sie hatte es noch niemanden erzählt. Lilly wusste es auch erst selbst, seit sie wieder zu Hause war und sie wunderte sich, dass ihr kleines den Absturz mit Circarya und den darauf folgenden Stress überstanden hatte. Gern würde sie die Nachricht teilen, doch sie konnte nicht. Sie konnte es nicht mal Thannam erzählen, denn sie war auch daran schuld, dass ihre beste Freundin nicht mehr das Glück haben würde, Mutter zu werden. Lilly raufte sich die Haare und ließ die langen dunklen Strähnen dann durch ihre Finger gleiten. Die junge Frau machte sich Sorgen über Sorgen und sie wusste nicht, wo sie nur anfangen sollte, diesen ganzen Berg an großen und kleinen Aufgaben bewältigen sollte.
Die Voyager holte sich zielsicher einen Haargummi aus einer ihrer zahllosen Taschen, die sich an ihrer Weste und ihrer Hose befanden und band sich die Haare locker zusammen. Dann rappelte sie sich auf, denn sie hatte am Fuße eines der Fenster gesessen und gewartet, dass sie angepiept wurde. Circarya sollte heute endlich wieder uneingeschränkt online gehen und das war endlich mal eine gute Nachricht. Es dauerte auch nicht mehr lange und sie bekam eine Nachricht von Jungkook, dass sie in den Hangar kommen konnte.
Lilly lächelte leicht, auch wenn das nicht lange anhielt. Sie machte sich auf den Weg und als sie den Hangar betrat und das neue, strahlende Gehäuse ihrer Kapsel erblickte, spurte sich doch wieder Freude. Sie beschleunigte ihre Schritte und sprang leichtfüßig ins Innere der Kapsel und sie bereute, dass es hier nichts zum Umarmen gab.
Lillyyyyyyyyy!!!
Die Grünlilie lachte leise, denn begleitet wurde das mit einem Schwall an Worten und der Gewohnt passenden Überflut an Emojicons. Lilly atmete erleichtert auf, dass ihre Kapsel wieder dieselbe war.
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Curare - Teil II
FanfictionHatte der 23-jährige Koreaner Namjoon bis vor ein paar Wochen noch starke Zweifel an seiner mentalen Verfassung, weil seine Liebe der Grünlilie auf dem Fensterbrett galt, so war er nun von jeglichen Infragestellungen (das ist ligit ein Wort) seiner...