#176 Köpfchen hoch

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Estelle 

"Das Protokoll läuft seit zwanzig Stunden", antwortete der König und begann mit den Daumen beruhigend über die Schultern der klein geratenen Prinzessin zu streichen. Sie war gerade barfuß unterwegs, weswegen sie nur noch kleiner und verletzlicher wirkte. Sie hasste in Momenten wie diesen, dass ihre Körpergröße so gering ausgefallen war. Sogar Yoongi hatte Mitleid mit ihr.

"Zwanzig Stunden? Warum erfahren wir das erst jetzt?", brauste sie auf und streifte Yoongis Hände unglücklich ab, ehe sie wieder anfing im Zimmer auf und ab zu gehen. "Die Transponder von Quinnzel waren überlastet, weil Butterflys erstmal versucht haben in drei Städten einander zu finden. Ihr seid eben ein temperamentvolles Völkchen, da kommt man besser nicht zwischen." Ja aber warum hatte niemand versucht, sie zu erreichen?? Hatten sie denn alle ihre Prinzessin vergessen? Sie hätte nie nach Vicarli gehen sollen.

"Sie haben versucht dich zu erreichen", murmelte Yoongi leise, "wir haben es nur nicht gesehen, weil es unbekannte Nummern waren. Die werden rausgefiltert und mir erst morgens vorgelegt, weil mein Holograph sonst crashen würde." Die Prinzessin atmete geschafft aus. "Kannst du jetzt auch schon Gedanken lesen?", fragte sie angepisst, auch wenn sie gar nicht so zu ihm sein wollte.

"Wenn sie einem so im Gesicht stehen, dann schon", antwortete der Stevia nur ruhig und fuhr sich durch das grüne Haar. "Hör zu, deine Mom hat nach dem Protokoll versucht einen der Satelliten anzufunken. Gehen wir davon aus, dass sie sicher ist." Estelle schüttelte nur den Kopf. "Wenn sie sicher wäre, dann würde sie sich doch melden. Wenn sie sicher wäre, dann wäre Glosstone es auch." Sie biss sich auf die Lippe um die Tränen zu unterdrücken. "Ich muss zurück! Ich bin hier, damit ich zurück gehe, falls ihr was zustößt!"

"Nein. Schluss." Yoongi fing die junge Prinzessin erneut ein, indem er sie am Oberarm sanft aber bestimmt fest hielt und sie wieder zu sich drehte. "Ich sagte du gehst nirgendwo hin. Vor allem nicht allein. Schalt dein hübsches Köpfchen an." Was dachte er, wer er war? Er mochte ein König sein, aber er war bestimmt nicht ihrer. "Und wie ich gehe!!", widersprach sie und zog die Augenbrauen zusammen. "Ich muss nach Glosstone."

"Achja und was willst du dann da ausrichten? Willst du dich mit den Wraghs kloppen? Gerade du? Ohne jegliche Kampfskills? Willst du dich einmal eine Runde auffressen lassen?" Estelle schnappte empört nach Luft. Er hatte nicht das Recht, sowas zu sagen. Was hatte er vor? Sie wütend machen? Glückwunsch. Warum war er so gemein? Sie begegnete seinem Blick und verspannte sich merklich.

"Was würdest du tun, wenn Vicarli in Schutt uns Asche läge? Würdest du still sitzen bleiben? Mach das wem anderes weis!" Der König neigte den Kopf nur einen Deut. "Ich würde tun, was vernünftig ist. Ich sage nicht, dass du nichts tun sollst, aber alles was du tun kannst, kannst du auch zur Hölle von hier aus regeln, deswegen bist du hier!" Estelle presste die Lippen auf einander. "Wer will mich aufhalten?", fragte sie schon fast verzweifelt, "Was interessiert es dich überhaupt... Ich..."

"Ich? Ich werde dich sowas von aufhalten. Ich sag es dir einmal im guten, Estelle. Wenn du versuchst abzuhauen, dann kannst die Idiotenzelle bestaunen, bis du wieder klar denkst." Das war doch wohl nicht sein Ernst. Einen Moment wusste sie nicht mal, was sie dazu sagen sollte. "Das würdest du nicht tun!!"

Der Ausdruck in seinem Gesicht wandelte sich von neutral zu 'Watch me' zu etwas Weicherem, was er gleich wieder ersetzte durch einen filmreifen 'Bitch-Please'-Blick. "Weißt du", begann er und ließ das folgende ironisch klingen, "ich hab schon mal eine Verlobte laufen lassen und die hatte kämpferisch deutlich mehr auf dem Kasten als du." Jetzt verschlug es Estelle ja ganz die Sprache. Er konnte es so ironisch klingen lassen, wie er wollte, das änderte nicht, dass das was Persönliches für ihn war. Defacto stellte er sie auf eine Stufe mit Calisto. Sie konnte verstehen, dass er Angst vor einem Dejavu hatte, wenngleich das nicht das selbe war, denn sie war nicht wirklich seine Verlobte.

Curare - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt