Namjoon
Abraxas ging nur noch raus, wenn jemand zugegen war oder es etwas zu essen gab. Irgendwie war das logisch. Was sollte er auch sonst in der Zelle machen? Nach innen zu kommen und sich mit Namjoon anzulegen schien deutlich amüsanter zu sein. Namjoon war es recht. Irgendwie hatte er ohnehin das Gefühl, dass es für sein Überleben wichtig war Einfluss auf Abraxas nehmen zu können und das konnte er natürlich nur so richtig, wenn der Odiomare 'drinnen' war.
Eigentlich war Namjoon noch immer sauer auf den Odiomare, weil er erneut versucht hatte seine Frau zu töten, aber auf der anderen Seite hatte Namjoon mitbekommen, was Abraxas bei seinem finalen Versuch Lilly und ihn loszuwerden gefühlt hatte und das war pure Verzweiflung gewesen. Offensichtlich hatte der Odiomare seine Felle davonschwimmen sehen. Also hatte er wohl noch mal alles daran gesetzt sie zu töten, nur um das zu verkacken und schmollen zu gehen. Das war genauso abgedreht, wie es klang.
Nach ein paar Tagen eisigem Schweigen tauchte er jedoch wieder in den gemeinsamen "Räumlichkeiten" ihres Kopfes auf, auch wenn er dabei zunächst nur schlecht Laune verbreitet und irgendwie versucht Namjoon zu reizen.
Jetzt jedoch fand Namjoon Abraxas in dem kleinen Kinosaal, in dem so ziemlich jeder Film laufen konnte, den Namjoon irgendwann mal gesehen und somit im Unterbewusstsein abgespeichert hatte. Namjoon ging zu dem Sitz, der sich neben dem befand, auf dem Abraxas lungerte und stütze sich mit den Unterarmen auf diesen. Kritisch musterte er die Leinwand. "Die Verurteilten?" Abraxas nickte. Er hatte sich mit einer Packung Popcorn auf den extrabreiten Sitz gelümmelt und warf Namjoon nur einen kurzen Blick zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Filmgeschehen zuwandte.
"Das Buch dazu ist von Stephen King und der ist ja ganz gut", meinte er. Namjoon kletterte über die Lehne und ließ sich auf den Sitz vor ihm rutschen. Er setzte sich in den Schneidersitz und sah nach vorn. "Wie gefällt dir der Film?", wollte er wissen. Abraxas zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht", gab er an, "geht so." Er steckte sich ein bisschen Popcorn in den Mund und wog schließlich den Kopf. "Ich hoffe der Typ kommt daraus und klatsch alle diese Penner in die Pfanne, wenn es soweit ist." Namjoon lachte leise. "Also sympathisierst du mit dem Hauptcharakter?", fragte er. "Ich tue einen Scheiß", zischte Abraxas murrend und warf Namjoon mit einem Stück Popcorn ab.
"Ich hasse nur die anderen mehr als ihn."
Ahja. Natürlich. Das musste es sein. Deswegen hatte er auch Hoffnungen für den Charakter und nicht gegen die anderen. Namjoon nahm das Popcorn und warf es zu dem Odiomare zurück. "Na, sicher", meinte er und lehnte sich gegen den Sitz. Einen Moment sah er sich in dem abgedunkelten Raum um. Er hatte keine Ahnung, wann das Kino entstanden war, doch es schien wohl sowas, wie eine neutrale Zone zu sein. Dem entsprechen war es Namjoon völlig schleierhaft, ob das Kino auf seine oder Abraxas Kappe ging, aber er mochte es sehr gerne.
"Ich hätte sie ja alle umgebracht", brummte Abaraxas und Namjoon sah ihn an. "Wen alle?", wollte er wissen und zog eine Augenbraue hoch. "Na, alle", setzte Abraxas nach, was der Präzision der Aussage jetzt nicht wirklich weiter half. "Siehst du, Abra, das ist der Grund, warum die anderen Kinder nie mit dir spielen wollen." Namjoons altkluger Ton handelte Namjoon nur noch mehr Popcorn ein, dass mit dem Abraxas ihn abwarf. "Ich will nicht mit den anderen Kinder spielen", schob er vor. Ja, das musste es sein. Namjoon stieß ergeben die Luft aus seinen Lungen aus. "Außer dem will auch so ohnehin niemand mit mir spielen. Denkst du ich bin blöd? Ich hab so viele Leben gelebt, ich hab immer Feinde, egal wo ich hinkomme."
Namjoon seufzte. "Das wäre vielleicht weniger der Fall, wenn du nicht immer versuchen würdest jeden umzubringen, der dir vor die Füße fällt." Abraxas verdreht die Augen und Namjoon unterstützte seine Aussage mit einem Was-denn?-Blick. "Und dann verhungere ich?", stellte Abraxas infrage. Ach, das wieder. "So wenig, wie du bekommen hast, seit dem du in mir hockst, solltest du längst verhungert sein", stellte Namjoon in den Raum. Abraxas schnaubte genervt.
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Curare - Teil II
FanfictionHatte der 23-jährige Koreaner Namjoon bis vor ein paar Wochen noch starke Zweifel an seiner mentalen Verfassung, weil seine Liebe der Grünlilie auf dem Fensterbrett galt, so war er nun von jeglichen Infragestellungen (das ist ligit ein Wort) seiner...