#229 Feinde bleiben

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Jaehyung

Warten sorgte für Anspannung.  Ein Grund warum Jaehyung warten hasste. Doch das Team war noch nicht komplett und daher standen sie auf der Lande- und Startplattform und warteten darauf, dass der Rest auch eintrudelte. Der Rest war in dem Fall Jimin. "Bist du nervös?" Jaehyung wandte den Kopf und musterte seine Mate einen Augenblick, bevor er lächelte. "Fragst du das, weil du nervös bist?", fragte er und zog sich an sich. "Vielleicht", gab sie zu und schlang die Arme um seine Mitte. Jaehyung lächelte leicht und drückte ihr einen Kuss aufs Haar. 

"Schau, du kannst immerhin mit, also musst du nicht darauf warten, dass ich wiederkomme, sondern kannst mich gleich zusammenflicken, wenn mir was passiert", meinte er und ließ es möglichst optimistisch klingen. Yulinna nickte leicht. "Warten ist ätzend", stimmte sie zu, "das ist der Grund, warum wir hier alle auf Jimin warten. Wetten Hoseok kann nicht von ihm lassen?" Jaehyung stieß die Luft aus seinen Lungen aus. "Ich wette da besser da nicht dagegen." 

Wie als hätten sie ihn damit beschworen, waren plötzlich Schritt auf der Treppe, die hoch zum Palast führte, zu vernehmen und Jimin sprang die letzten Stufen hinunter. "Hi, Leute. Sorry, dass  ihr warten musstet, Hoseok wollte mich einfach nicht gehen lassen." Was hatten sie nicht gesagt? "Bin ich der Letzte?", fragte er und Jaehyung nickte bedeutsam. "Wir wären ja schon mal losgelaufen, aber wir alle dir nach müssen...", klärte Jaehyung und ließ den Satz bedeutsam in der Luft schweben, woraufhin sich der jüngere Lotus durch die ohnehin schon zerzausten Haare wuschelte und entschuldigend lächelte. 

Irgendwas war seltsam an Jimin, doch Jaehyung konnte nicht genau festmachen was. Irgendwie wirkte er ... aufgekratzt? Eigentlich konnte es ihm auch egal sein, solange sie endlich loskamen. Dafür, dass es zu spät war, übernahm Jimin schließlich ausgesprochen schnell und wirksam die Führung. Er teilte die Leute ohne Fluggelegenheit auf die freien Plätze in den Kapseln auf, damit sie zusammen fliegen konnten. Es dauerte nicht lange und sie landeten in der Nähe eines Waldes. Was anderes blieb auch gar nicht übrig, denn der Wald wurde zu dicht, als dass sie landen könnten. Dementsprechend schlugen sie sich nach der Landung durchs Dickicht. 

Jimin führte die Gruppe an, gefolgt von Thannam, Taehyung und Lilly – die sich einfach nicht hatte nehmen lassen wollen Teil der Mission zu sein – dahinter Jungkook und ein Warrior, den Jaehyung noch nicht so gut kannte und er selbst bildete zusammen mit den beiden Heiler, Bob und seine Mate Yulinna, das Schlusslicht. Ihr Weg durchs Unterholz endete auf einer Lichtung überraschenderweise an einer durchsichtigen Kuppel. Jaehyung hörte Jimin seufzen, als er an die Kuppel herantrat. "Die war letztes Mal noch nicht da. Er erwartet uns", vermutete er. Jaehyung gesellte sich zu ihm. "Wie kommen wir da nur am besten durch?", murmelte er. 

Vorsichtig streckte er die Hände nach der Kuppel aus. Sie schien nicht geladen zu sein. Also stemmte er sich probehalber dagegen. Die Kuppel gab ein bisschen unter seinem Gewicht nach, doch sonst passierte nichts. "Sag du es mir", meinte Jimin derweil. "Für so etwas haben wir ja dich und Jungkook dabei." Jaehyung nickte gedankenverloren. Sein Hirn ratterte. "Meinst du das könnte Korobarda sein?", fragte er an den Schwarzhaarigen gewandt und sah zu, wie er sich ebenfalls gegen die Barriere stemmte. 

Er schüttelte den Kopf und wollte gerade etwas sagen, als ein Räuspern aus der Baumkrone ertönte. "Ist es nicht." Jaehyung sah nach oben und entdeckte Namjoon - oder eher der Odiomare? Wie war das überhaupt zu bewerten? - auf einem Ast sitzend. Er bedachte sie mit einem höhnischen Blick. "Das ist Magie", meinte er und betrachtete seine Fingernägel. "Wieso kannst du Magie wirken?", fragte Jimin neben ihm und der Odiomare schien ihn jetzt erst hinter Jaehyung zu bemerkte. "Wieso kannst du atmen?", fragte er gegen und sprang aus dem Baum. "Du solltest längst tot sein." Er klang richtig vorwurfsvoll. 

"Nun, er ist ein Lotus, die bekommt man nicht so schnell tot", meinte Taehyung vage. Der Odiomare verschränkte die Arme hinter dem Kopf und musterte die Gruppe. Er schien sich hinter seiner Barriere sicher zu fühlen. "Ihr seid sicher trotzdem alle furchtbar sauer auf mich", stellte er fest und ließ es provozierend bedauernd klingen. "Hat es den König wenigstens erwischt?", wollte er dann wissen. Er musterte die Runde. "Ich sehe keinen heulen, also nein." Er seufzte genervt. 

Lilly trat näher an die Kuppel und schenkte dem Odiomare einen durchdringenden Blick. "Gib auf. Früher oder später kriegen wir dich. Eher früher als später. Gib Namjoon frei", beschwor sie ihn. Jaehyung zog die Augenbrauen zusammen. Glaubte sie wirklich, sie könne mit einem Odiomare reden? Dieses Biest verstand doch nicht mal, was es anstellte. Sie sollte sich nicht eine solche Mühe machen. "Na, sicher Lilly", erwiderte der Odiomare höhnisch, "und wo soll ich deiner Meinung nach hin? Klar, gerne. Ich verpisse mich aus Namjoon und geht einfach sterben, super Plan, ich wollte schon immer mal sterben. Wollen wir das nicht alle? Oder soll ich in einen von deinen anderen Freunden gehen? Nein, sicher nicht. Also soll ich vielleicht in irgendwen? Ist es dir egal, was ich mache, solange ich deine Familie nicht anfasse? Was geht dich das Leid anderer an, was? Kleine, süße, egoistische Lilly." 

Jaehyung konnte sehen, wie seine Worte sie trafen und er musste sich eingestehen, dass irgendwie recht hatte, auch wenn er sich fragte, woher der Odiomare, die Empathie udn Ethik hatte, diese Fragen zu stelllen. Aber er war auch Arsch genug, um eine Einstellung haben, die beinhaltete, sich nicht allzu viele Gedanken um seine Feinde zu machen. Fraglich war aber, ob Lilly das auch konnte oder sie der Gedanke ins Wanken brachte. "Es ist ein Dilemma", höhnte der Odiomare, "es gibt keine Lösung. Also bleiben wir die Feinde, die wir sind und führen den Krieg, den wir führen." Sehr optimistisch. Aber irgendwo hatte er wohl recht. "Und wenn du denkst, ihr könnt einfach so gewinnen, dann bist du noch dümmer, als ich dachte, Lilly", fügte er hinzu.

"Du hast dich verschätzt", meinte Lilly angesäuert. "Du wolltest zwei von uns umbringen und keinen von beiden hat es erwischt, im Gegenteil hat es uns Jaehyung zurückgebracht, also vielen Dank." Jaehyung hob lässig die Hand zum Gruß und der Odiomare musterte ihn einen Augenblick. "Wie ärgerlich", meinte er und wandte sich wieder Lilly zu, "ich sollte meine Pläne besser durchdenken, oder? Und den verdammten Energizer töten, sollte ich die Gelegenheit dazu bekommen, ihn zu verschonen war eindeutig ein Fehler." Seine Aussage sorgte dafür, das Jimin mit der Faust gegen die Barriere schlug und zur Verwunderung aller stoben dabei ein paar Funken von seiner Faust. 

Ein paar Sekunden herrschte Stille. 

Dann stemmte sich Jimin gegen die Kuppel und ließ dabei Energie frei. Jaehyung fragte sich einen Moment woher er so viel Energie hatte, doch dann kam ihm die Antwort in den Sinn. "Da hatte wohl jemand eine Nummer mit dem Energizer", spottete der Odiomare, als die Kuppel Risse bekam und bestätigte damit Jaehyungs Vermutung. Der Odiomare versuchte es zu verstecken, aber das Jimin die Kuppel ruinierte, passte ihm nicht. "Na, schön. Dann kommt rein, ihr Vollidioten, ich habe ein paar nette Überraschungen für euch", knurrte er und rannte davon. 

Jimin stemmte sich noch fester gegen die Abgrenzung und schließlich schon noch einmal Energie durch die Kuppel und sie zerbröselte vor ihren Augen. 

Curare - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt