Curare - Teil II

Epilog - Forever Together

Lilly

Der Tag war gekommen und die junge Grünlilie konnte es gar nicht wirklich glauben, dass sie es doch noch erleben würde, sich zu ihrem Mate weihen zu lassen. Erst hatte sie gedacht, sie würde sterben, dann dass sie sterben würde, weil Namjoon starb und dann, ganz plötzlich, waren da normale Dinge gewesen, die ihre Weihe 'bedrohten'.

Doch im Vergleich zu all den Strapazen war eine Verzögerung der Lieferung ihres Weiheschmuckstücks eben doch keine Katastrophe. Zumal das doch noch geklappt hatte, den Göttern sei Dank.

Jetzt musste sie sich nur noch in ihr Kleid quetschen und versuchen nicht auszurasten. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass sie vor Aufregung gleich kotzen würde. Vielleicht war es auch die Schwangerschaft. Wer wusste das schon so genau?

Lilly wusste nur, dass sie die glücklichste Landare der Welt war. Zwar verlief der Morgen ziemlich chaotisch und Thannam stand plötzlich hinter ihr und weinte, wie ein Schlosshund, aber hey, das würde schon werden, immerhin hatte sie bereits ihr hellgrünes, fließendes Kleid an, welches ihren Zustand verstecken und betonen konnte, je nachdem, wie Lilly es gerade wollte.

Es war eine halbe Weltreise gewesen, dieses Kleid zu bekommen - wörtlich, denn sie hatte zunächst mit ihren Tanten darüber gesprochen und diese hatten sie und Thannam einen Tag plötzlich eingesackt und waren nach Radhbern geflogen, wo eine Freundin ihrer Tanten Lillys Maße genommen hatte. Man sollte meinen, dass diese dann auch Schneiderin oder so was war, aber nein, sie war Polizistin und machte das als Hobby. Zunächst war Lilly skeptisch gewesen, doch es hatte sich gelohnt Vertrauen zu schenken, denn diese Frau war ein GENIE!

Weinend steckte Thannam Lillys Haare hoch und schniefte laut. Das ging schon den ganzen Morgen so und Lilly wusste bald gar nicht mehr, wie sie Thannam schminken sollte, damit sie nicht aussah, als hätte sie Heuschnupfen. So hatte sie ihre beste Freundin ja noch nie erlebt. Thannam war eigentlich keine Landare, die übermäßige Gefühlsausbrüche hatte.

"Nami, warum weinst du?", fragte sie vorsichtshalber mal nach.

"Woher soll ich das wissen?!", entkam es der Rose und Lilly blinzelte verwirrt, doch eher über sich selbst, denn natürlich wusste Thannam darauf keine Antwort, das war schon immer so gewesen. Sie drehte sich also um und nahm die größere erst mal in den Arm.

"Bist du traurig?", versuchte sie mal eine Variante. "Neeeein, gar nicht", antwortete die Rothaarige und wischte sich die Augen, dann strich sie sich die Haare zurück, die langsam echt lang wurden.

"Glücklich?"
"Irgendwie schon?"
Lilly lächelte und umarmte ihre beste Freundin fester.
"Stolz?"
"Hmnnn."
"Erleichtert?"
"Jaaah."

Sie löste sich wieder von ihr und gab ihr einen kleinen Schmatzer, ehe sie versuchte ihre halb hochgesteckten Haare ein wenig zu bändigen. Wenn sie die nicht irgendwie hinkriegten, dann würde Lilly einfach mit offenen Haaren heiraten und fertig. Doch scheinbar war Thannam anderer Meinung, denn sie zog sich die Nase hoch und wandte sich erneut der endlich wieder hellgrünen Mähne ihrer Freundin zu.

"Wenn du jetzt schon so weinst, was soll aus mir werden, wenn du dich weihen lässt?", scherzte die Kleinere und allein beim Gedanken daran, wurden auch ihre Augen leicht wässrig. Es war so schön, die Rose endlich glücklich zu sehen, dass es Lilly immer ganz sentimental werden ließ. Thannam ließ sich das durch den Kopf gehen.

"Ich glaub du hast recht, ich sollte jetzt schon versuchen, eine Location zu finden, wo das Wasser ungehindert abfließen kann", meinte sie und lächelte unterdrückt, während sie begann einen Teil von Lillys haaren kunstvoll zu flechten. Wenigstens lenkte sie das genug ab, dass sie halbwegs aufhörte zu weinen, auch wenn das Lilly nicht sonderlich störte. Sie machte eine Notiz für sich, dass sie unbedingt noch mehr wasserfestes Makeup brauchte, das würde sonst in einer Katastrophe enden. Sie lachte leise, als Thannam sie einfach wieder Richtung Spiegel drehte und ihr die Haare weiter hochsteckte.