Chapter 3

9.7K 229 18
                                    

HEATHER POV:

Ich sah dem Rudel ungläubig nach. Eine Hetzjagd? Das sah, laut den Gerüchten, diesem Rudel mehr als ähnlich. Natürlich hatte ich ebenfalls von tausenden Gerüchten gehört, doch die schreckten mich nicht ab. Mein Rudel bestand zum Teil aus Schwerstkriminellen, da waren diese Jungs hier nichts dagegen. Diego wich mir keinen Schritt von der Seite und sah sich prüfend um. Nicht, weil er Angst hatte. Nein, er hatte sich geschworen mich zu beschützen, da Dad diese Aufgabe natürlich nicht mehr erfüllen konnte. Auch wenn ich keinen Beschützer brauchte ließ ich meinem kleinen Bruder diese Aufgabe ausführen und sah mich ebenfalls neugierig um. Jegliche Diskussion mit ihm würde sowieso nur ins Leere führen. Die zahlreichen Wagen und Motorräder schienen teilweise mehr als reperaturbedürftig. Was wollten die nur mit dem ganzen Zeug? Aufmotzen und später für gutes Geld verkaufen? Das erklärte wenigstens woher sie das Geld hatten sich zu verpflegen, zumal ein Großteil des Rudels noch die High-School besuchte. Diego knurrte leise, woraufhin ich den Grund für seine Reaktion suchte und schließlich fündig wurde. Ein Kerl stand mit verschränkten Armen vor einer riesigen Halle und sah zu uns rüber. Ich legte den Kopf leicht schief und grübelte, auch wenn es mehr als klar war, wer dieser Typ war. Allein seine Ausstrahlung und die Tatsache, dass er der Einzige war, der nicht mit dem Rudel davon gelaufen war zeigte seinen Alpha Posten. Wenn auch widerwillig schlenderten wir auf den Kerl zu und musterten ihn ausgiebig von oben bis unten, so wie er es mit uns tat. Ich blieb an seinen Tattoos hängen und betrachtete sie einen Moment interessiert, ehe unser Gegenüber sich räusperte und somit meine Aufmerksamkeit erlangte. "Ihr seid also Mikes Nachkommen?" Auch wenn mich das Wort Nachkommen etwas aus der Fassung brachte, da es ziemlich kühl klang, nickte ich. Diego blitzte ihn nur wütend an. Er war kein Freund von Fremden und traute vor allem einem fremden Alpha nicht über den Weg. "Na dann, werde ich euch mal aufklären, solange die anderen beschäftigt sind." Er war arrogant. Mehr als das. Während Diego ihn die ganze Zeit über anstarrte, als könnte er so herausfinden ob er Freund oder Feind war, sah dieser Zachary ihn nicht einmal an. Es interessierte ihn wahrscheinlich nicht einmal, dass wir fort an hier wohnen würden, was ein ziemliches Problem darstellen konnte. Zumindest wenn man beachtete dass ein Rudel Jungwölfe, ausschließlich bestehend aus Rüden, eine Gefahr für jeden Neuling bedeutete. Sie waren grob, das machte das Alter aus. Normalerweise zogen sie umher um ihr eigenes Rudel aufzubauen oder es anderen Alphas abzujagen. Ihr Leben bestand aus Kämpfen. Das tat es auch jetzt, trotz eines Rudels. Und sie würden damit nicht aufhören, da ihr Kampfwille nicht gestillt werden konnte. Sie arbeiteten gegen die Natur, solange sie einem solchen Rudel angehörten und so wurden sie zu einer tickenden Zeitbombe. Den Alpha in solch einem Fall nicht auf seiner Seite zu haben, konnte fatal enden und genau deswegen war Diego noch viel skeptischer als üblich. Er war sich nicht sicher, was er von diesem Zachary halten sollte und war lieber übervorsichtig, als naiv. Wir wussten bis dahin ja noch nicht, was uns wirklich erwartete. Sonst hätten wir sicherlich anders reagiert. "Jeder hat seinen eigenen Rückzugsort, wer diesen unerlaubt betritt hat mit ziemlichen Ärger zu rechnen." Begann der Alpha mit seiner Einweisung und deutete uns, ihm zu folgen. Skeptisch sah Diego sich um, in der Hoffnung einen möglichen Hinterhalt aufdecken zu können, ehe es zu spät war. "Es gibt Streitigkeiten. Viele, um genau zu sein. Damit müsst ihr klar kommen, sonst endet ihr noch wie.." Er brach ab, lachte kopfschüttelnd und betrat das riesige Wohnhaus. "Bei eben jenen Streitigkeiten wird sich nicht eingemischt. Egal wie blutig es wird. Nur ich darf dazwischen gehen, kapiert?!" Eindringlich sah er uns abwechselnd an. Stumm nickte ich, während Diego den Kopf leicht schief legte. "Also kann man mich beliebig zerfleischen, wenn der Alpha nicht da ist?" Fragte er, mit einem knurrenden Unterton, woraufhin ich ihn leicht trat. Diego war schon immer frech und äußerst provokant gewesen, wenn er es wollte. Allerdings war es ein deutlicher Unterschied unter seinen eigenen Rudelmitgliedern diese Art raushängen zu lassen oder bei einem fremden Rudel. Letzteres provozierte lediglich eine Schlägerei, die er mit hoher Wahrscheinlichkeit verlieren würde. Dennoch blieb er bei seinem mutigen Auftreten. "So in der Art." Knurrte Zachary und wendete sich wieder ab, um uns durchs Haus zu führen. "Mit etwas Glück gelangt ihr unter die Fittiche des Betas. Dann habt ihr immerhin einen Hauch einer Chance den Kämpfen aus den Weg zu gehen, die euch bevorstehen." Er sprach so fasziniert von den Kämpfen um die Rangordnung, dass mich eine Gänsehaut überkam. Die Gerüchte über ihn schienen sich also doch zu bewahrheiten. Ein arroganter Alpha, der zerstörerischer nicht hätte sein können. Ein Alpha, der seine Rudelmitglieder opferte, nur um sich zu amüsieren. Wie konnte man unter diesen Umständen leben? Ein Teil dieses Rudels sein, während man wusste, dass der Alpha nach Lust und Laune handelte? Nein danke, darauf konnte ich getrost verzichten. "Ethan und Cody haben sich noch immer nicht in der Rangordnung festgelegt. Sie kämpfen häufig, sind aber enge Freunde. Versucht also erst gar nicht, euch mit ihnen anzulegen oder euch zwischen sie zu stellen." Erklärte Zachary, als wir an den einzelnen Zimmern vorbei gingen. Ich versuchte aus seinen Aussagen das Elementare herauszufiltern und mir zu merken. Wenn etwas positiv an dem Kerl war, dann dass er einem wenigstens die Chance gab sich ohne blutige Kämpfe ins Rudel integrieren zu können. Durch die einzelnen Bemerkungen zu den jeweiligen Jungen hatte man wenigstens das Gefühl sie fürs Erste einschätzen zu können. "Jayden ist ein Fall für sich. Lasst ihn besser in Ruhe." Ich sah mir die einzelnen Zimmertüren beim vorbei gehen an und stellte staunend fest, dass jeder seine eigenen Beschriftungen und Bilder daran haften hatte. Jede einzelne Zimmertür war personalisiert. Jayden schien ein leidenschaftlicher Boxer zu sein, was die zahlreichen Zeitungsberichte und Bilder an seiner Tür vermuten ließen. Josh war begeistert von Waffen, Milow von typischem Jungszeug, wie Topmodels und so weiter und Milan schien Interesse für Natur und Mechanik zu haben. Warum war ich nie darauf gekommen meine Tür daheim zu personalisieren? Die Jungs schienen wohl doch nicht so kaltblütig zu sein. Im Gegenteil, sie schienen auch eine sensible Seite zu haben. Als Zachary das Zimmer in einem abgehenden Gang nicht erwähnte harkte ich nach. "Ach so, Logan. Er ist unwichtig." Erklärte er bloß desinteressiert und setzte seine Führung fort. Mit einem unwohlen Gefühl im Bauch betrachtete ich die Tür am Ende des Gangs. Man sah deutlich, wie seine Bilder immer und immer wieder zerrissen worden waren und es würde mich nicht wundern, wenn die restlichen Rudelmitglieder ihren Teil dazu beigetragen hatten. "Am Ende des Gangs ist mein Zimmer. Ihr seid am Nächsten an mir dran, also gilt auch für euch: Nicht weiter als bis zu euren Türen, verstanden? Ansonsten erlebt ihr den nächsten Morgen nicht mehr." Da ich sowieso noch in Gedanken bei diesem Logan war, nickte ich bloß. Dass ich mich daran nicht halten würde, war ja sowieso schon klar.


The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt