"Man kommt allein auf die Welt. Man lebt allein. Man stirbt allein."
"Wessen Geduldsfaden neigt sich dem Ende?" Fragte ich aufgebracht und fest davon überzeugt, dass es sich um etwas Ernstes handeln musste. Warum sonst sollte Zachary sich plötzlich wieder für mich interessieren? Der Blonde kramte in seinem Kleiderschrank herum, während er so tat, als hätte er mich nicht gehört. Als wäre ich nicht existent. Wie immer also. "Wen gibt es hier noch, außer uns? Ich dachte, dass wir das einzige Rudel in der nahen Umgebung sind." Dachte ich laut nach, in der Hoffnung Zachary würde dieses Mal auf mich eingehen, doch Fehlanzeige. "Warum habt ihr überhaupt Angst vor euren Artgenossen? Ich meine, mit euch legt sich keiner freiwillig an." Zachary schien etwas passendes gefunden zu haben und zog sich in Windeseile sein T-Shirt aus, um es gegen einen Hoodie zu tauschen. Ich biss mir auf die Unterlippe, als ich seinen definierten Oberkörper zu Gesicht bekam und mich eine Gänsehaut übermannte. Schlecht anzusehen war dieser Kerl definitiv nicht. "Spielst du mit einem Diktator, der ein Waffenarsenal besitzt und nicht zögert es gegen dich und deine Familie einzusetzen, im Sandkasten?" Überrascht über diesen Vergleich öffnete ich den Mund und musste dann feststellen, dass ich nichts zu sagen hatte. Was antwortete man denn auch auf so etwas? "Damit wäre deine Frage wohl beantwortet. Nicht jedes Rudel ist freundlich gesonnen. Hat dir das niemand beigebracht?" Verärgert sah ich den Blonden an und verteidigte die Erziehungsmaßnahmen von Dad mit Händen und Füßen. Zachary jedoch war schon längst wieder mit etwas anderem beschäftigt und kramte in seinen verwüsteten Schränken herum. Zufrieden nickte er, als er das fand, was er gesucht hatte und wendete sich erst dann mir wieder zu. Ich hingegen war immer noch damit beschäftigt meine Familie zu verteidigen und erstarrte zu Eis, als er mir einen Kuss auf die Stirn gab und mir zuzwinkerte. "Du solltest Schweigen zu einer Stärke machen sonst läufst du noch wie ein blinder Hase in die sorgfältig aufgestellten Bärenfallen." Mit diesem Satz, der den Kuss und die daraufhin flatternden Schmetterlinge wieder zunichte machte, stapfte er aus dem Raum und ließ mich sitzen.
"Hast du es dir anders überlegt?" Diego sah mich auffordernd an, als ich ins Zimmer kam und mich auf die Fensterbank setzte. Lauschen hat nichts genützt, weshalb ich es aufgegeben hatte hinter das Geheimnis der Rudelsitzung zu kommen und wenigstens von meinem kleinen Bruder Gesellschaft erwarten konnte. "Gehen wir fort von hier?" Harkte er nach, als ich nicht antwortete und fährt sich seufzend durch die Haare, als ich ihm stammelnd zu erklären begann, was alles dagegen sprach zu gehen. Zachary ließ ich jedoch außen vor. Wahrscheinlich war mein kleiner Bruder längst über den Kuss informiert worden, doch das verpflichtete mich nicht dazu, es zu thematisieren. Auch mit meinem kleinen Bruder gab es Gesprächsgrenzen. Liebesgeschichten zählten definitiv dazu. "Du hast dich doch so schön hier eingelebt. Wie hieß nochmal dein Freund? Noah?" Aufgebracht sprang Diego auf und hielt sich den Finger vor die Lippen, woraufhin ich ihn fragend musterte. "Ich will nicht, dass die auch noch meine Freundschaften kontrollieren." Ich verdrehte die Augen und dachte darüber nach ihn einzuweihen. Ihm zu erzählen, dass Keith und Amy keine normalen Freunde waren. Dass sie gefährlich seien. Aber wusste ich das? Konnte ich mir sicher sein, dass dieses Rudel sich nicht irrte? Ich musste es selbst herausfinden. Das war ich meinen Freunden schuldig. Ich konnte sie schließlich nicht einfach abstoßen und ohne jeglichen Grund ignorieren. Das war nicht fair. Doch Diego wusste was er tat. Er kannte eine ganze Menge Wölfe und somit auch die verschiedensten Absichten und Charaktere. Ihm konnte ich vertrauen. Er ließ sich nicht so schnell auf die Falschen ein. Er dachte, bevor er handelte. Er grübelte stundenlang, ob es sich lohnte, eine Freundschaft mit jemandem einzugehen. Ob diese Freundschaft ihm von Nutzen sein könnte.
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The Alpha And Me
Werewolf"Es gab Menschen, bei denen es eine zeitlang dauerte, bis sie sich einem öffneten. Es gab Menschen, die von Anfang an über Gott und die Welt redeten und dann gab es noch die Menschen, bei denen es eine Unmöglichkeit darstellte mit ihnen jemals auch...